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BERICHT/689: Papst Franziskus über den Sport (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 48 / 26. November 2013
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Papst Franziskus über den Sport



In der vorigen Woche haben sich die Vertreter der Nationalen Olympischen Komitees Europas zur Vollversammlung ihrer Vereinigung EOC in Rom getroffen. Am Freitag empfing Papst Franziskus sie zu einer Audienz. Bei dieser Gelegenheit überreichte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, dem Papst den Olympischen Orden in Gold. Die DOSB-PRESSE dokumentiert Franziskus' Ansprache und Bachs Laudatio.


Papst Franziskus

"Liebe Brüder und Schwestern,

Ich freue mich, Sie hier anlässlich Ihrer Vollversammlung begrüßen zu können. Besonders grüße ich Ihren Präsidenten und den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, und ich danke ihnen für ihre freundlichen Worte. Ich bitte Sie, all denen meinen Dank auszusprechen, die sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, durch den Sport zur Persönlichkeitsbildung und zu zwischenmenschlichen Beziehungen in unserer Gesellschaft beizutragen.

Das Interesse der Kirche an der Welt des Sport ist im Laufe der Zeit gewachsen. Denn sie betrachtet Sport als ein wichtiges Mittel für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Sportliche Aktivität hilft uns, über uns und unsere eigenen Interessen hinaus zu blicken.

Sport übt uns in einem Geist der Opferbereitschaft, und richtig ausgeübt trägt er zu Gemeinschaftsgefühl, zu Freundschaft und zu Respekt vor Regeln bei. Es ist wichtig, dass diejenigen, die auf verschiedenen Ebenen im Sport wirken, diese menschlichen und religiösen Werte fördern, die Grundlage einer Gesellschaft sind, die auf Gerechtigkeit und Solidarität aufbaut. Das kann gelingen, weil Sport eine universelle Sprache spricht, die Grenzen, Sprachunterschiede, Rassen, Religionen und Ideologien überwindet. Sport bringt Menschen zusammen, er ermutigt zum Dialog und zu Akzeptanz. Das ist eine äußerst wertvolle Eigenschaft.

Ich möchte Institutionen und Organisationen wie Ihre ermutigen, die den Sport - besonders für die jüngere Generation - als Möglichkeit anbieten, Frieden, gemeinsame Teilhabe und harmonisches Zusammenleben der Menschen zu üben. Sport vereint statt zu trennen. Das Symbol und die Flagge der Olympischen Spiele - fünf ineinander verschlungene Ringe - stehen für die Gemeinschaft, die Olympische Spiele charakterisiert, und auch für den sportlichen Wettkampf ganz allgemein.

Wenn Sport nur wirtschaftlich betrachtet wird oder als Siegen um jeden Preis, dann riskieren wir, Athleten zu reinen Produkten zu reduzieren, von denen wir profitieren. Sportler werden in einem solchen System fortgerissen, sie verlieren die wahre Bedeutung ihres Handelns, nämlich die Freude und das Spiel, die sie ursprünglich angetrieben haben, so viele Opfer auf sich zu nehmen, um Champions zu werden. Sport ist Harmonie, aber wenn das maßlose Streben nach Geld und Erfolg überhand nimmt, geht sie verloren.

In Ihrer Arbeit, liebe Mitglieder des Olympischen Komitees, sind Sie aufgefordert, Sport als eine besondere Art der Erziehung zu fördern. Wir alle wollen Athleten, die inspiriert sind von Rechtschaffenheit, moralischer Stärke und einem lebendigen Sinn für Verantwortung. Ich wünsche Ihnen allen von Herzen das Beste für Ihre Arbeit. Für Sie, Ihre Angehörigen und alle, die an den nächsten Olympischen Spielen teilnehmen, erflehe ich den Segen des Herrn."

IOC-Präsident Thomas Bach

"Heiliger Vater,

Ihre Liebe zum Sport und Ihr Verständnis, wie Sport sich in den Dienst der Gesellschaft stellen kann, sind bestens bekannt. Sie haben von der gesellschaftlichen Verantwortung der Sportler und Sportlerinnen gesprochen, Vorbilder zu sein, auf dem Spielfeld ebenso wie darüber hinaus.

Die Olympischen Spiele, und besonders das Olympische Dorf, sind Orte, an denen Athleten aller 204 Nationalen Olympischen Komitees weltweit zusammenkommen können, sich verstehen lernen und so zum Frieden beitragen. Das ist wahrhaftig ein Vorbild für eine Gemeinschaft, die auf dem Geist gegenseitigen Respekts aufbaut, auf Frieden und Verständigung.

Sport baut Brücken und bringt Menschen zueinander, er baut keine Mauern.

Heiliger Vater, in Ihrer Liebe zum Sport und Ihrem Verständnis dafür, was Sport Gutes für junge Menschen und für ihren Wunsch nach Frieden bewirken kann, finden sich Anklänge zum Begründer unserer Bewegung, Pierre de Coubertin.

Sie verstehen wahrhaft die Freude und Begeisterung, die Sport bereiten kann, aber ebenso die besonderen Werte, zu denen er erziehen kann.

Deshalb ist es mir eine große Ehre, Ihnen die höchste Auszeichnung der Olympischen Bewegung zu verleihen - den Olympischen Orden in Gold.

Ich danke Ihnen für Ihren Beitrag, die Olympischen Werte in der Welt zu verbreiten."

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 48 / 26. November 2013, S. 21
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2013