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BUCHTIP/184: Quo vadis Leistungssport? Tagungsband erschienen (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Quo vadis Leistungssport? Tagungsband einer BISp-Veranstaltung erschienen These im Fokus: Effektivitätssteigerung in Deutschland scheint gering zu sein

Von Holger Schück


Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft veranstaltete am 24. Mai 2007 in Köln das Symposium "Spitzensport und Staat - Eine Standortbestimmung vor Peking 2008". Der Anlass war aktuell bezogene sportwissenschaftliche Pflicht, aber auch die Verabschiedung von Prof. Georg Anders nach 33-jährigem verdienstvollen Wirken im Institut. Die Publikation enthält die Referate der achtstündigen Veranstaltung. "Dieser Band soll dazu dienen, das komplexe Beziehungsgeflecht von Spitzensport und Staat besser zu verstehen", heißt es im Vorwort des Herausgebers. Und sicherlich wird er genügend Diskussionsstoff liefern, der die Debatten vor Olympia 2012 in London prägen wird.

Besonders beachtenswert ist das Manuskript des Soziologen und Ökonomen Prof. Eike Emrich (Uni Saarbrücken) über die Spitzensportförderung in Deutschland. In mehreren Untersuchungsprojekten zur Effektivität, an denen auch der DOSB-Experte Dr. Arne Güllich aktiv gestaltend mitwirkt, hat sich Emrich mit den unterschiedlichen Bedingungsfaktoren, bis hin zum Stellenwert der Eliteschulen befasst. Das Referat liefert eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme; konkrete Handlungsempfehlungen aufzuzeichnen, war nicht Emrichs Anliegen.

Immerhin stellt er fest: "Die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Steigerung der Effektivität der deutschen Spitzensportförderung ist gering." Das sportliche Erfolgsniveau der deutschen Athleten bei den Olympischen Sommerspielen 2004 und bei Winter-Olympia 2006 habe sich als höher erwiesen, "als es aufgrund der Ausprägung der Prädiktoren Bevölkerungsumfang und Bruttosozialprodukt pro Kopf in einem Land mit hoch ausgeprägten bürgerlichen Freiheitsrechten zu erwarten wäre". Für Diskussionsstoff ist gesorgt.

Prof. Helmut Digel (Tübingen) wirft in seinem Beitrag einen Blick in andere Nationen, die erfolgreich im Spitzensport auftreten. Das Referat fasst seine wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten Jahre zusammen und verschafft Neueinsteigern einen Überblick. "Für jedes Problem", so bündelt er, "das bei der Entwicklung und Steuerung des Hochleistungssports zu bearbeiten ist, gibt es aber in der Regel nicht nur eine Lösung und schon gar keine Patentlösung." Bestätigt wird: Der nationale Spitzensport kann nicht durch Adaption anderer erfolgreicher Modelle zu neuen Ufern aufbrechen; nein, der Sport ist abhängig von den kulturellen und sozialen Werten einer Gesellschaft.

Nicht weniger lesenswert sind die Beiträge von Prof. Karl-Heinrich Bette (Darmstadt), Prof. Uwe Schimank (Hagen), Prof. Christoph Breuer (Mainz) und Prof. Holger Preuß (Mainz).

Andreas Pohlmann (Hrsg.):
Spitzensport und Staat - Eine Standortbestimmung vor Peking 2008.
Wissenschaftliche Berichte und Materialien des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, 2008,
138 Seiten, broschiert, Sportverlag Strauß, Köln,
ISBN: 978-3-939390-46-6, EURO 24,50.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 10, 4. März 2008, BÜCHER, Seite 26
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2008