Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → FAKTEN

BUCHTIP/331: "Gefährdeter Sport" - Prof. Helmut Digel legt Essay-Sammlung vor (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 1-3 / 13. Januar 2015
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

"Gefährdeter Sport": Prof. Helmut Digel legt Essay-Sammlung vor



Helmut Digel wird nicht müde, uns die Gefahren und Probleme des nationalen und internationalen Sports vor Augen zu führen. Dazu hat er jetzt im Hofmann-Verlag (Schorndorf) einen weiteren Band mit insgesamt 52 Essays publiziert, die unter der (gefahrvoll klingenden) Überschrift "Gefährdeter Sport" verschiedenste Krisenherde aus der nahen und weiten Welt des Sports jeweils auf wenigen Seiten auf den Punkt bringen.

Prof. Helmut Digel, inzwischen 70-jähriger emeritierter Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen und langjähriger ehrenamtlicher Sportfunktionär auf weltweiter Bühne, schließt nach seinen vorausgegangenen Büchern "Quergedacht" (2008), "Fair Play - Verantwortung im Sport" (2011) und "Verlorener Kampf. Über Betrug im Sport" (2013) damit eine Tetralogie ab. Allein die Produktion einer solchen voluminösen Werkgeschichte hat Seltenheitswert und verdient Lob und Anerkennung.

Bei der Lektüre der Bücher findet man Digel nicht nur in der Rolle als ein konkreter und kritischer Beobachter von Entwicklungen im Sport, sondern man spürt förmlich, dass und wie er sich in der Rolle als ein prominenter und prononcierter Anwalt des Sports sieht und geradezu wohl fühlt.

Die Texte im neuen Band enthalten am Ende jeweils die Jahreszahl ihres Entstehens: Alle sind zwischen 2011 und 2014 geschrieben - also noch ganz frisch und geradezu tagesaktuell. Ob und wo sie schon einmal veröffentlicht wurden, steht leider nicht dabei - aber ich bin sicher: Zumindest einige Essays kommen mir aus der Erinnerung bekannt vor, weil ich sie schon mal irgendwo gelesen habe.

Digel hat sie jetzt thematisch gruppiert: Es geht los mit zwölf Aufsätzen über eine "Fragwürdige Sportentwicklung". Darin werden problematische Aspekte zur Entwicklung des Spitzensports genauso aufgearbeitet wie "Europa und Sport" oder die "Droge Fußball". Auch die Qualität der Arbeit des Sportausschusses des Deutschen Bundestages als "ein kritisches Korrektiv der jeweiligen Bundesregierung in sportpolitischen Fragen" (S. 49) wird unter die Lupe genommen und hinsichtlich der "Folgenlosigkeit der Sitzungen dieses Ausschusses" (S. 50) bewertet.

Um "Olympische Fehlentwicklungen" geht es Helmut Digel in einem anderen Abschnitt mit sieben Aufsätzen. Hier spannt er den Bogen von "Boykottforderungen sind wenig hilfreich" über "Volksbefragung als Chance" bis zu "Sotschi 2014 - gegen politische Heuchelei". Das nächste Kapitel betrifft "Ethische Probleme" mit sieben Essays (darunter aus 2014: "Inklusion und fairer Wettbewerb"). Danach wird einmal mehr ein "Unzureichender Anti-Dopingkampf" (fünf Texte) angeprangert, bevor Helmut Digel mit nochmals elf Beiträgen seinen Band unter der Überschrift "Verantwortbarer Sport - Orientierungspunkte" abschließt.

Spätestens hieran wird in konstruktiver Perspektive explizit ein (weiter) Blick voraus gewagt - "Olympische Spiele im Jahr 2026 in Graubünden" oder "Golf bei Olympia" oder "Warum Sport pädagogisch wertvoll sein kann" lassen jedenfalls den Schluss zu, dass Digel selbst nichts anderes will, als Möglichkeiten aufzuzeigen, den von ihm sog. "Gefährdeten Sport" doch irgendwie und irgendwann zu einem "Gelingenden Sport" zu transferieren. Seine Essays könnten so gesehen "harte" Prüfsteine auf dem "langen" Weg dorthin sein.

Man könnte daraus schließen: Helmut Digels Texte dienen dazu, nach weiteren Verbündeten zu suchen, die ihn argumentativ stützen und ihm folgen wollen - denn: Wer wollte sich nicht (zusammen mit Helmut Digel) auf einen Weg zum besseren Sport begeben? Ein "Gefährdeter Sport" kann schließlich kein gutes Zukunftsmodell sein.


Helmut Digel:
Gefährdeter Sport.
Schorndorf 2014: Hofmann-Verlag. 224 Seiten; 19,90 Euro

*

Quelle:
DOSB-Presse Nr. 1-3 / 13. Januar 2015, S. 46
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Telefon: 069/67 00-236
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Januar 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang