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BUCHTIP/337: Ein neuer biographischer Roman über Friedrich Ludwig Jahn ist erschienen (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 25 / 16. Juni 2015
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Ein neuer biographischer Roman über Friedrich Ludwig Jahn ist erschienen


Die Literatur über Friedrich Ludwig Jahn ist gewiss reichhaltig. Aber es kommen immer wieder neue Werke hinzu. Seit einigen Monaten liegt ein biographischer Roman von Horst Bosetzky vor, einem in Berlin lebenden, sehr erfolgreichen Krimi-Autor, 344 Seiten stark. Nach der Ankündigung des Berliner Jaron Verlags: ein Roman über Jahn und seinen Kampf gegen die napoleonische Besatzung sowie über "Leben und Wirken" der "ebenso widersprüchlichen wie faszinierenden Persönlichkeit" des 19. Jahrhunderts, deren Lebensweg "vom jungen Rebell über den Pionier der Turnbewegung bis zum Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung" nachgezeichnet wird.

Dies ist tatsächlich treffend. Es wird herausgearbeitet, wie sehr Jahn politisch wirkte und wie entscheidend sein Tun für die 1811 entstehende Turnbewegung war. Vor allem aber wird deutlich, warum diese große historische Persönlichkeit immer wieder als höchst schillernd eingestuft wurde: einerseits als gar nicht so vorbildlich, denn er war impulsiv, übereilt, redselig, sprunghaft, schnell bei der Hand mit seinem Urteil, so dass ihn schon zu Lebzeiten viele schroff ablehnten. Andererseits gefiel schon vor 200 Jahren, dass er so willensstark, beharrlich, unbeugsam, begeisterungsfähig, selbstsicher und ehrgeizig war, so dass viele ihn verehrten und vergötterten.

In 20 Kapiteln wird der Lebensweg, wird die werdende Persönlichkeit entfaltet. Das beginnt (nach dem "Vorspiel", einer "Szene in der Berliner Hasenheide 2011") mit "Der Herr segne dich", d. h. mit einem Gottesdienst in 1785 in der kleinen Kirche zu Lanz (dem Runddorf bei Lenzen, drei Kilometer von der Elbe entfernt, 355 Einwohner), wo Jahns Vater Alexander Friedrich seit 1767 Pfarrer ist und wo der Siebenjährige zusammen mit seinem Freund Philipp Pulvermacher das gemeinsame Sündenregister durchgeht: "Sie hatten dem Vater den Ärmel seines Hemds zugenäht, so dass er am Morgen steckenblieb und gotteslästerlich fluchte".

Und das endet mit "Rückkehr und Abgang für immer, 1838 - 1852", dem Kapitel, an dessen Beginn Jahn 60 Jahre alt wird und in dem die Verlassenheit der letzten Jahre in Freyburg an der Unstrut eindrucksvoll geschildert wird ("Im Abseits"). Die Zeit der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung ist in vielen markanten Einzelepisoden nachgezeichnet, fast liebevoll, denn dem Autor liegt daran, die Lebensleistung Jahns nicht zu schmälern: angesichts der Tatsache, dass Jahn mit seiner politischen Haltung in den Jahren 1848/49 nicht mehr viele Freunde hat und bei manchen seiner Reden eher belächelt wird, statt dass er den erhofften Beifall bekäme.

Die dazwischen liegenden Lebensstationen Jahns, der von 1778 bis 1852 lebte, werden romanhaft aufgeblättert: mit sehr lebendig geschilderten Szenen des pulsierenden Zeitgeschehens ("Als Patriot gegen Napoleon", "Im Lützowschen Korps", "Schwarz - Rot - Gold", "Sie sind verhaftet"), aber auch mit meditativer Einkehr (viele Bibelzitate belegen Jahns christliche Grundstimmung).

Damit ist dieser Roman deutlich romanhafter als Ernst Haberkerns sachlichere Darstellung von 2010 (Der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn. Ein biographischer Roman. August von Goethe Literaturverlag Frankfurt, 504 Seiten).

Immerhin werden zahlreiche historische Belege zitiert, um zu dokumentieren, dass da einer eingreift, vorantreibt, mitgestaltet, um etwas Großes zu bewirken, nämlich nichts Geringeres als Einheit, Freiheit und Demokratie in Deutschland. Nur ein Beleg dafür: der Breslauer Bürgermeister (zusammen mit einer Spende, die den Hausbau in Freyburg erleichtern soll): "Es ist die Pflicht des deutschen Volkes, dem Manne, der die Jahre seiner Jugend hingegeben hat, um das Bewusstsein deutscher Einheit und Kraft zu wecken, die Tage seines Alters zu erleichtern" (S. 322).


Hansgeorg Kling
Horst Bosetzky: Turnvater Jahn. Ein biographischer Roman.
Jaron Verlag, Berlin 2014. 344 Seiten. 19,95 Euro.
ISBN 978-3-89773-755-6

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 25 / 16. Juni 2015, S. 25
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2015

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