Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → FAKTEN

FINANZEN/080: Landessportbünde verabschieden "Lübecker Erklärung" (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Konferenz der Landessportbünde verabschiedet "Lübecker Erklärung"
Sicherstellung der Finanzierung des organisierten Sports gefordert

Von Heiko Wischer


(DOSB PRESSE) Die Präsidenten der Landesportbünde im Deutschen Olympischen Sportbund haben bei ihrer Tagung in Lübeck die gesellschaftliche Bedeutung des gemeinwohlorientierten Sports hervorgehoben. In einer auf der Konferenz verabschiedeten "Lübecker Erklärung" fordern die sportpolitischen Interessenvertreter von 91.000 Sportvereinen in der Bundesrepublik die Sicherstellung der Finanzierung des organisierten Sports. "Der gemeinwohlorientierte Sport kann seiner gesellschaftlichen Verantwortung nur gerecht werden, wenn die notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen dafür vorhanden sind. Die Mitgliedsbeiträge unserer Verbands- und Vereinsmitglieder reichen dafür nicht aus", sagte der Vorsitzende der Konferenz der Landessportbünde, Dr. Ekkehard Wienholtz (Präsident des Landessportverbandes Schleswig-Holstein).

Investitionen in die Sportinfrastruktur und in die Sportförderung müssten auch in Zukunft Gemeinschaftsaufgaben von Bund, Ländern und Gemeinden sein. "Der Sport benötigt Planungssicherheit. Nur so kann er seiner großen sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden", so Wienholtz. Darüber hinaus appellieren die Landessportbünde an Bundestag und Bundesregierung, durch eine Änderung der "Hartz-Gesetzgebung" dafür zu sorgen, dass Arbeitslose und ihre Kinder die Angebote von Sportvereinen und kulturellen Einrichtungen nutzen können, indem die Kosten dafür übernommen werden. Ebenso einmütig fordern die Landessportbünde, dass der Sport als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen werden müsse.

Mit Blick auf die Veränderungen im Bildungssektor durch die Einführung der Ganztagsschule und des G-8-Abiturs mit der damit verbundenen höheren Unterrichtsbelastung der Schüler sorgen sich die Landessportbünde um die Spielräume für den Vereinssport. "Dies hat zeitliche und räumliche Auswirkungen auf unsere Sportvereine, deren Angebote sich in vielen Jahrzehnten bewährt haben", sagte Dr. Wienholtz. Der organisierte Sport müsse bedeutend stärker in die Entwicklung neuer Bildungskonzepte eingebunden werden. Bereits heute übernähmen viele Vereine Verantwortung in außerunterrichtlichen Angeboten an den Schulen.

In der Dopingbekämpfung sehen die Landessportbünde eine Aufgabe, die gemeinsam mit den Landesregierungen zu leisten ist. Die Schwerpunktsetzung liegt im Verantwortungsbereich der Landessportbünde in der Prävention und Aufklärung. Die Landessportbünde haben dazu in Kooperation mit dem DOSB Schulungsmaterialien entwickelt.

Das Votum des Deutschen Olympischen Sportbundes gegen einen Boykott der Olympischen Spiele in Peking hat die Konferenz der Landessportbünde in Anwesenheit des DOSB-Präsidenten Dr. Thomas Bach bekräftigt.

Dr. Ekkehard Wienholtz, begründete die Position der LSB's: "Der Sport kann nicht leisten, was Politik und Wirtschaft schon bisher nicht leisten konnten oder wollten." Die geschichtliche Erfahrung zeige, dass ein Olympia-Boykott keine Auswirkungen auf die damit kritisierten innerstaatlichen Verhältnisse des Gastgeberlandes habe. Chinakenner befürchteten im Boykott-Fall sogar eine Verhärtung in der Menschenrechtsfrage. "Die vom ehemaligen Bundeskanzler und Lübecker Ehrenbürger Willy Brandt vertretenen Leitlinie 'Wandel durch Annährung' sollte auch gegenüber China gelten", so Wienholtz.

Die freie Meinungsäußerung der Athleten bliebe unberührt. Bei aller Notwendigkeit, die politische Neutralität der sportlichen Wettkämpfe zu wahren, könnten die Athleten vor, während und nach den olympischen Spielen ihre Kritik an den politischen Spielen in Gesprächen, Interviews und Pressekonferenzen frei äußern, sagte Wienholtz.

Bevor Dr. Wienholtz dieses gemeinsam mit DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und DOSB-Generalsekretär Dr. Michael Vesper in einem Pressegespräch darlegte, war das Thema in der LSB-Konferenz ausführlich erörtert worden. Dr. Vesper stellte in Aussicht, dass die Athleten über den DOSB noch vom IOC zu erwartende "guidelines" erhalten werden. "Auch planen wir Gesprächsrunden im Olympischen Dorf, um die Athleten zu informieren." Sowohl Vesper als auch Bach machten zugleich deutlich, dass es keine offiziellen Sprachregelungen geben werde. Vesper verteidigte zudem die frühe Festlegung auf die Olympiateilnahme in der DOSB-Entschließung vom 24. März als notwendige Klarstellung im Athleteninteresse.


Rolf Müller neuer Vorsitzender der Konferenz der Landessportbünde

Zum Abschluss der Konferenz gab Dr. Ekkehard Wienholtz turnusmäßig den Vorsitz der LSB-Konferenz ab. Wienholtz' bisheriger Stellvertreter Dr. Rolf Müller, Präsident des Landessportbundes Hessen, wurde in Abwesenheit zum neuen Vorsitzenden gewählt. Müller hatte kurzfristig krankheitsbedingt absagen müssen. Die LSB-Konferenz würdigte die Amtszeit des LSV-Präsidenten Wienholtz ausdrücklich als erfolgreiche Zeit.

Dr. Wienholtz bedankte sich für das Vertrauen. Er hatte in seinem Rückblick auf zwei Jahre Vorsitz und zwei Jahre als stellvertretender Vorsitzender zu Beginn der Konferenz nochmals wichtige "Meilensteine" in Erinnerung gerufen: Die Mitwirkung an der Fusion aus DSB und NOK zum DOSB und den Einsatz für eine angemessene Repräsentanz der LSB's in der neuen Dachorganisation, die Wahrung der Finanzierungsgrundlagen des Sports in der Auseinandersetzung um das Glücksspielmonopol, den Anti-Doping-Kampf mit dem heiklen Punkt "Besitzstrafbarkeit" sowie last not least die Positionierung in Sachen Olympia.


*


Quelle:
DOSB-Presse Nr. 17/22. April 2008, S. 4
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Tel. 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2008