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FÖRDERUNG/093: Kienbaums Pläne für die Zeit nach Olympia in Peking (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 24 / 10. Juni 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden geben
Kienbaums Pläne für die Zeit nach den Olympischen Spielen von Peking

Von Hansjürgen Wille


Weiterhin auf gutem Weg befindet sich das Bundesleistungszentrum Kienbaum, das leistungsstärkste und am vielseitigsten genutzte deutsche Bundesleistungszentrum, wie der Vorsitzende des Trägervereins Dr. Hans-Georg Moldenhauer anlässlich der Jahreshauptversammlung erklärte. Mit dem Bund Deutscher Gewichtheber konnte er einen weiteren Verband als Mitglied im Kreis jener begrüßen, die die Anlage vor den Toren Berlins als ihre wichtigste Trainingsstätte im Hinblick auf internationale Topereignisse nutzen wie etwa die Turner, Kanuten, ein Großteil der Leichathleten oder Volleyballer.

Die Auslastung, so heißt es in dem jüngsten Tätigkeitsbericht, habe 2007 mit insgesamt 64.114 Personeneinheiten, das heißt der Benutzung von Teilnehmern an einem einzigen Tag in Kienbaum, sowie 46.794 Übernachtungen das bisher beste Ergebnis in der Vereinsgeschichte seit 1991 erbracht und liegt damit über dem Durchschnitt anderer vergleichbarer Einrichtungen. "Womit der einzigartige Standort für den deutschen Spitzensport nachdrücklich und wohl am besten unterstrichen wurde", meinte Moldenhauer, der aber im gleichen Atemzug darauf hinwies, dass nicht der geringste Anlass dazu bestehe, sich jetzt zufrieden zurückzulehnen. Das Gegenteil muss der Fall sein.

Vor Olympia ist nach Olympia, so seine Erkenntnis. Deshalb sollen im Herbst die Erfahrungen von Peking schnellstens ausgewertet werden, um mit Blick auf die Spiele 2012 in London die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. "Wir werden uns Gedanken machen müssen, wo neue Pflöcke einzuschlagen sind, ob unsere technischen und materiellen Voraussetzungen weiterhin allen Ansprüchen genügen und ob wir eventuell eine Kältekammer brauchen." Vorgesehen für das kommende Jahr ist bereits der Bau einer weiteren Drei-Felder-Halle, weil die alte in Kienbaum II nicht mehr einem modernen Standard und aktuellen Sicherheitsrichtlinien (Schneelast auf dem Dach) entspricht, deshalb abgerissen und durch eine kleinere Anlage ersetzt werden soll. Außerdem sind neue Pavillons in Planung, nachdem zwischen der BiMA als künftige Eigentümerin der Liegenschaft, dem Bundesinnenministerium, das aber weiterhin für die Zuwendungen und somit den Erhalt des Komplexes zuständig ist, und dem Bundesleistungszentrum als alleiniger Nutzer der Anlage konkrete Vorbesprechungen stattgefunden haben.

In den kommenden Wochen wollen sich viele Athleten auf Peking in Kienbaum vorbereiten, so dass am 14. Juli anlässlich des dritten Sommerfestes ein großes get to gether zwischen verschiedenen Sportarten stattfindet. Bei dieser Gelegenheit kann dann auch die neue blaue Bahn begutachtet werden, die in Farbe und Beschaffenheit genau jener im Berliner Olympiastadion entspricht, wo 2009 die Leichtathletik-WM ausgetragen wird. Ein Ereignis, dass nach Olympia verstärkt in den Vordergrund rückt.

Als Gast der Mitgliederversammlung kam zwischen zwei Bundestagssitzungen in Berlin der DOSB-Vizepräsident und in Deutschland für den Leistungssport zuständige Ressort-Chef Eberhard Gienger nach Kienbaum, um über Stand der Vorbereitungen zu berichten. Gleichfalls kam er noch einmal auf die inzwischen abgeebbte Diskussion eines eventuellen Olympia-Boykotts in welcher Form auch immer zu sprechen. "Ich war 1973 als Turner zum ersten Mal in China. Ich muss feststellen, dass sich seit dieser Zeit eine Menge seitens der Regierung bewegt hat, wenngleich es sicherlich Unterschiede in der Beurteilung gibt. Es war in jedem Fall richtig, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund rechtzeitig positioniert hatte, damit sich die Athleten ungestört und unbelastet auf ihr großes Ziel im Training konzentrieren konnten."

"Wir wollen mündige Athleten, die auch offen ihre Meinung sagen, aber sie müssen sich an die Charta des IOC halten, wonach öffentliche Demonstrationen im Wettkampf- und Trainingsbereich beziehungsweise Olympischen Dorf untersagt sind", so Gienger, der im übrigen hofft, das der nach 1992 sichtbare Abwärtstrend in Peking gestoppt werden kann, was allerdings nicht einfach wird. "Die Japaner, Chinesen und Russen, wo unwahrscheinlich hohe Prämien für einen Sieg ausgegeben werden, haben sportlich gewaltig aufgerüstet. Und auch die Engländer tun das schon Blick auf ihre Spiele 2012." Deshalb fordert er, dass weiterhin, wie in diesem Jahr mit 13 Millionen Euro geschehen, verstärkt öffentliche Gelder für Trainer und entsprechende Rahmenbedingungen zur Verfügung gestellt werden. Nur somit kann die erwünschte Umkehr zu besseren Zeiten erreicht werden, wobei Kienbaum, wie das Treffen der Verbandsvertreter zeigte, seinen Teil hinzuliefern will.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 24 / 10. Juni 2008, DOKUMENTATION VIII
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2008