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FÖRDERUNG/101: Sportförderung am Beispiel der 40 Jahre alten Frankfurter Sportstiftung (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 5 / 29. Januar 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Sportförderung am Beispiel der 40 Jahre alten Frankfurter Sportstiftung
Hans Wilhelm Gäb warnt vor einer pauschalen Herabwürdigung des Sports

Von Steffen Haffner


Der Rahmen für das Jubiläum war glanzvoll. Die Frankfurter Sportstiftung, die vierzig Jahre lang weitgehend in der Stille Gutes tat, wurde am Freitag, dem 25. Januar, im Kaisersaal des Römers gewürdigt. Als Festredner verteidigte Hans Wilhelm Gäb im altehrwürdigen Rathaus der Messestadt die Werte des Sports: "Es ist an der Zeit, sich gegen eine pauschale Herabwürdigung des Sports zu wehren?Ich muss gestehen, dass es mich zornig macht, Schlagzeilen zu lesen, nach denen der Sport am Ende ist, Fairplay nicht mehr existiert und Wettkampf nach den Regeln nicht mehr stattfindet. Und ich glaube, wer vom Sport in seiner Gesamtheit spricht, der darf den Millionen normaler Amateur- und Leistungssportler nicht das Doping-Image einiger geldintensiver Profi-Sportarten überstülpen." Der Aufsichtsratsvorsitzende der Sporthilfe, der die Stiftung bis Ende vorigen Jahres mit Geschick und Kompetenz geführt hat, warnte freilich vor der Gefahr, dass Doping den gesamten Sport unterminieren könnte. Damit würde freilich auch die Arbeit der "großen" Sporthilfe und ihrer kleinen Frankfurter Schwester in Frage gestellt. Doch vielen Menschen sei bewusst, dass nur eine Gesellschaft, in der Fairplay und die Achtung vor den Regeln nicht verspottet werden, in der die Prinzipien des Sports lebendig sind, am Ende eine menschliche Gesellschaft bleiben wird."

Betty Heidler verkörperte mit ihrem Auftritt, bei dem sie für die Athleten den Dank bei der Frankfurter Sportstiftung abstattete, jugendfrisch den Sinn der Förderung. "Ohne die Stiftung wäre einfach vieles in meiner sportlichen Karriere nicht möglich oder wesentlich schwieriger gewesen?Viele Eltern können nicht die Mittel aufbringen, zum Beispiel für Internat, Trainingslager, Fahrtkosten und vieles mehr." Der Aufwand, zu dem in ihrem Fall stark auch die Stiftung Deutsche Sporthilfe und die Sporthilfe Hessen beitrugen, hat sich gelohnt, wie der Weltmeistertitel der Hammerwerferin beweist.

Die Frankfurter Sportstiftung ist so etwas wie die freiwillige Feuerwehr, die kleinere Brandherde löscht. Die meist bescheidenen Fördermittel, die mit Klinkenputzen hereinkommen, gehen nach wie vor an Nachwuchsathleten, die noch nicht zu den Kadern der Stiftung Deutsche Sporthilfe gehören. Bewährt hat sich vor allem die Unterstützung der Leistungs-Gemeinschaften in der Leichtathletik, im Schwimmen, Turnen und im Rudern, wo einst die jungen Recken vom Main bei den Junioren-Weltmeisterschaften jede Menge Titel abräumten. Oberbürgermeisterin Petra Roth rief die Namen des ersten Vorstandes in Erinnerung. Das war so etwas wie das Who is Who der Gesellschaft zu einer Zeit, als der Sport noch um seine Anerkennung kämpfte. Der Weckruf für die Olympischen Spiele von München 1972 hatte in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre außer der Sporthilfe eine ganze Reihe von Förder-Institutionen ins Leben gerufen. Die Frankfurter Sportstiftung dürfte eine der ersten gewesen sein.

Mittlerweile hat sich in Deutschland ein ganzes Netzwerk von Stiftungen und Gesellschaften gebildet, die den Spitzensportlern unter die Arme greifen. Bis auf Bayern und Bremen hat jedes Bundesland seine eigene Sporthilfe. "Wir arbeiten mit dreißig Einrichtungen zusammen, die entweder dem Bezugssystem Bundesländer entsprechen beziehungsweise als Förder- oder Vermarktungsgesellschaften von Olympiastützpunkten tätig sind", erläutert Sven Baumgarten. Seit 1999 lädt der Leiter des Arbeitsbereichs Förderung der Sporthilfe jährlich die Vertreter dieser Institutionen zum "Fest der Begegnung" seiner Stiftung ein. Dabei wird in einer mehrstündigen Sitzung die Förderung der Athleten abgestimmt. Vom Konstrukt her konkurrieren die Stiftungen und Förder-Gesellschaften um die Finanzmittel. "Doch durch persönliche Kontakte lösen wir die Konkurrenzprobleme in aller Regel auf. Ich sehe auch nicht, dass uns Gelder verloren gehen, die in einer bestimmten Region akquiriert werden", sagt Baumgarten. An einem konkreten Beispiel beschreibt er die Form des Zusammenwirkens: "Wir haben gemeinsam Ralf Schumann beim Thüringer Schützenbund angestellt. Ein Drittel zahlt die Thüringer Sporthilfe und zwei Drittel zahlt die Deutsche Sporthilfe." Auf diese Weise wird dem dreimaligen Olympiasieger im Pistolenschießen der Spielraum eingeräumt, sich mit einer parallel laufenden Trainer-Ausbildung eine berufliche Perspektive zu eröffnen.

Unterhalb der Landesebene wirkt ähnlich dem Frankfurter Vorbild eine Vielzahl lokaler Stiftungen im Nachwuchsbereich für den Spitzensport. Sie sind die Helfer im Hintergrund, die an der Basis den Humus bereiten, auf dem die Talente den großen Fördersystemen des deutschen Sports zuwachsen.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 5 / 29. Januar 2009, S. VI-VII
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2009