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FÖRDERUNG/103: Kienbaum ist eine Topadresse im deutschen Spitzensport (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 8 / 17. Februar 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Kienbaum ist eine Topadresse im deutschen Spitzensport
Im letzten Jahr konnte die Auslastung der Anlage erneut gesteigert werden

Von Hansjürgen Wille


Nach Olympia ist vor Olympia. Oder anders ausgedrückt: Peking gehört der Vergangenheit an, jetzt gilt alle Konzentration schon London. "Auch wir vom Bundesleistungszentrum Kienbaum sind in dieser Beziehung gefordert und stellen uns ganz klar der Herausforderung. Ein erstes Zeichen soll am 24. März mit unserer Leistungssport-Konferenz gesetzt werden, zu der wir alle Direktoren und Spitzentrainer jener zwölf Verbände an den Liebenberger See einladen, die Mitglied in unserem Trägerverein sind", erklärte Dr. Hans-Georg Moldenhauer, der seit 1996 als Vorsitzender die Fäden in der Hand hält. "Sicherlich werden wir die Geschehnisse des letzten Jahres noch einmal Revue passieren lassen, Erkenntnisse aus dem Abschneiden der deutschen Mannschaft ziehen, warum das eine gut und das andere nicht klappte", so der Magdeburger Funktionär, der auch DFB-Vizepräsident ist. "Aber wir werden gleichzeitig den Blick voraus werfen, denn unser Anliegen bei diesem hochkarätig besetzten Meeting von Spezialisten muss es sein, Wünsche und Anregungen aus berufenem Mund zu erfahren, welchen Beitrag wir als Deutschlands Leistungsportzentrum Nummer eins dazu leisten können."

Ist künftig eine Kältekammer nötig, muss die Kanustrecke weiter verbessert werden, brauchen die Leichtathleten zur Vorbereitung auf die anstehende WM in Berlin noch bestimmte Geräte, reicht den Turnern der derzeit vorhandene Bodenbelag - all das sind Fragen, die zur Sprache kommen. "Wir in Kienbaum wollen unser Möglichstes tun, damit unsere Sportler optimal vorbereitet bei den Höhepunkten der Saison antreten können. Da wir jedoch auf die Gelder vom BMI angewiesen sind, müssen wir rechtzeitig wissen, was demnächst erforderlich wird."

Der Ausbau der Infrastruktur ist zwangsläufig notwendig, denn eine Fülle von Veränderungen steht ins Haus. Nach der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin wird in Kienbaum mit dem Neubau einer weiteren, 12,50 m hohen Ballspielhalle begonnen. Gleiches gilt für zwei neue Bungalows, die an Stelle der alten, dann abzureißenden Unterkünfte entstehen. Aber auch einige andere wichtige Unterhaltsmaßnahmen müssen getätigt werden, was den Sanitärbereich, aber auch eine bessere Verglasung der Fenster betrifft, die mitunter noch aus der Vorwendezeit stammen. "Auf dem Sektor der Energie-, Wasser- und Stromeinsparung sind unbedingt Überlegungen anzustellen und nach modernster Technik Ausschau zu halten, weil die Kosten uns sonst davon laufen", meinte BLZ-Geschäftsführer Klaus Peter Nowack, der im letzten Jahr eine Handzettelaktion startete, um die Athleten zur Mäßigung beim Verbrauch zu bewegen. In dieser Beziehung bekam er Schützenhilfe von der dreifachen Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch, der es auch ein Dorn im Auge ist "wenn ich Licht in leeren Turnhallen brennen sehe. Da sollte jeder etwas mitdenken und beim Verlassen den Schalter ausknipsen."

Ein weiteres Ziel ist es, überall in den Unterkünften eines Tages Internet-Anschlüsse einzurichten, damit dem immer stärker werdenden Kommunikationsbedürfnis der Sportler Rechnung getragen wird. Schon allein deshalb, um den Kontakt nach Hause halten zu können. Ferner steht eine Sanierung des alten Hauptgebäudes, das allmählich in die Jahre kommt, zur Disposition. Neben der hier angesiedelten Verwaltung könnten künftig einige Unterkünfte beziehungsweise Repräsentativ- und Konferenzräume entstehen, die von besonderen Gästen wie DOSB-Präsidiumsmitgliedern genutzt werden.

Sogar in Sachen Verpflegung, bei der es seitens der Athleten bislang noch nie einen Grund zu Klage gab, im Gegenteil die Auswahl wurde stets gelobt, will man neue Wege beschreiten und das Angebot nicht nur noch abwechslungsreicher, sondern auch sportgerechter zu gestalten, indem mehr Reis, Nudeln, Geflügel und vor allem Fisch auf den Tisch kommt. Aus diesem Anlass sollen auch Ernährungswissenschaftler hinzugezogen werden, die jüngste Erkenntnisse auf dem Gebiet von Kalorienverbrauch, Fett- und Eiweißgehalt einbringen

Zu der März-Zusammenkunft, so Moldenhauer, ist als Gast auch der Ehrenpräsident des DOSB und Kienbaumer Trägervereins, Manfred von Richthofen, eingeladen, der gerade seinen 75. Geburtstag gefeiert hat. Ihm soll bei dieser Gelegenheit aufrichtiger Dank gesagt werden für das, was er in bezug auf den Erhalt dieser wunderschönen Sportstätte geleistet hat. Ohne sein Engagement, sein Durchsetzungsvermögen und sein nimmermüdes Anrennen gegen so manch einen Betonkopf wäre Kienbaum nicht das, was es heute Ist. Vielleicht hätten Behörden beziehungsweise Privatinvestoren längst ein Erholungsheim, eine Klinik oder ein Durchgangslager für Aussiedler daraus gemacht.

"Heutzutage brauche ich niemanden in Nordrhein-Westfalen oder Bayern zu erzählen, wo Kienbaum liegt, was für Unterkunftsmöglichkeiten bestehen und welche Trainingsstätten vorhanden sind. Die Anlage hat sich zu einem Topadresse im deutschen Sport entwickelt", erklärte Moldenhauer und verweist mit Stolz auf die von Jahr zu Jahr steigenden Auslastungen. Nach Personeneinheiten (PE) gerechnet kamen 1991, also im Jahr eins nach der Weiterexistenz, 25.710 Sportler und Sportlerinnen, 2000 waren es immer hin schon 56.367 und im letzten, dem olympischen Jahr konnte die Rekordzahl von 71.296 erreicht werden, wobei der Prozentsatz der absoluten Spitzenathleten stetig größer wird.

Das lässt sich auch daran festmachen, dass im absoluten Leistungssportbereich die Topturner um Fabian Hambüchen, aber auch die Turnerinnen um die Silbermedaillengewinnerin Oksana Chusovitina im Hinblick auf Olympia auf insgesamt 4.717 Personeneinheiten, also Tage der Anwesenheit in Kienbaum kamen, und damit nur knapp hinter den Leichtathleten (5.515) lagen. An dritter Stelle folgten überraschend die Judoka (3.987), die demnächst als zwölfter Verband in den Trägerverein aufgenommen werden, vor den Volleyballern (2.754), den Kanuten (2.354) und den Behindertensportlern (1.835). Aber auch die Wintersportler haben die Anlage am Liebenberger See entdeckt, speziell die Eisschnellläufer (840) und Bobfahrer (523).

In den kommenden Monaten werden vor allem die Leichtathleten verstärkt Einzug halten, um für die WM in Berlin (15.-23. August) zu trainieren. DLV-Sportdirektor Frank Hensel stellte dazu fest: "Kienbaum, vor allem von den Werfern seit eh und je stark genutzt, wird unsere zentrale Vorbereitungsstätte sein. Von hier aus werden wir dann auch jeweils ein oder zwei Tage vor dem Wettkampf aufbrechen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit ist ganz wichtig und bietet alle Voraussetzungen, um konzentriert an die Aufgaben heranzugehen."

Moldenhauer denkt allerdings schon ein paar Monate weiter, denn neben der Mitgliederversammlung Anfang November soll zum gleichen Zeitpunkt eine Festveranstaltung mit dem Titel "Kienbaum 20 Jahre nach dem Mauerfall" stattfinden. Eine Sonderausgabe des "Kienbaum Journals" wird sich damit beschäftigen, was in der jüngsten Vergangenheit rund 40 Kilometer vor den Toren Berlins alles an Positivem geschah, dazu Zeitzeugen befragen, die hautnah den Aufschwung von der einstigen DDR-Kaderschmiede zu Deutschlandsmodernstem Bundesleistungszentrum miterlebten. Bis zu diesem Ereignis wird sicherlich auch die Frage geklärt sein, in wessen Hoheitsbereich endgültig Kienbaum fällt. Ob es der BiMA, einer per Gesetz geschaffenen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, zugeschlagen wird oder ob das Bundesinnenministerium mit allen Kompetenzen für die Anlage zuständig ist.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 8 / 17. Februar 2009, S. 25
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2009