Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → FAKTEN

FÖRDERUNG/104: Verbundnetz für den Sport (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 24 / 9. Juni 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Verbundnetz für den Sport
Privatwirtschaftliches Förderprojekt für potentielle Olympioniken bis 2012 verlängert

Von Andreas Müller


Nachwuchsförderung im Spitzensport und nicht ganz ernst gemeinte sportliche Vergleichswettkämpfe in frei erfundenen Spaßsportarten schließen sich nicht aus. Beim mittlerweile zum vierten Mal ausgetragenen "Erdgas Challenge Day" wurde das einmal mehr vor Augen geführt. Acht gemischte Mannschaften aus Nachwuchsathleten, Trainern, Mitarbeitern von Olympiastützpunkten und Altstars wie den Olympiasiegern Jens Weißflog oder Frank-Peter Rötsch wetteiferten im Kanupark Leipzig-Markkleeberg um Sieg und Platz. Doch beim so genannten "Königsrennen", als alle Teams in ihren Schlauchbooten zugleich starteten und um die besten Positionen rangelten, war auch dem letzten Zuschauer klar: Hier stand nicht der große Siegerpokal im Vordergrund, sondern eindeutig der Spaß und das sportliche Vergnügen.

Das bunte Treiben auf dem wilden Wasser zeugte davon, dass und wie das privatwirtschaftlich finanzierte Förderprojekt mit dem Namen "Verbundnetz für den Sport" weiterlebt. Im Zuge der später fehlgeschlagenen Bewerbung Leipzigs für die Olympischen Sommerspiele 2012 begründet, wollte das "Verbundnetz" Hilfestellung leisten, dass bei den erhofften Spielen in Sachsen möglichst viele Athleten aus der Region an den Start gehen. "Das ist auch ein Stück unserer gesellschaftlichen Verantwortung", erinnert Jan Schuster, der Marketing-Chef der Verbundnetz Gas AG (VNG), an die Wurzeln. In einer ersten Etappe wurden seit 2004 zunächst 104 hoffnungsvolle Nachwuchsathleten bis zu den Sommerspielen 2008 in Peking unterstützt.

Nach einigem Überlegen hat das Management des Energie-Versorgers entschieden, die "U23-Hilfe" bis 2012 weiterzuführen, auch wenn die Spiele dann nicht wie ursprünglich erhofft in Leipzig, sondern in London ausgetragen werden. Wie schon in den zurückliegenden vier Jahren wird das Unternehmen auch im nächsten olympischen Zyklus jeweils rund 400.000 Euro pro Jahr bereitstellen, um potentielle Olympioniken auf dem Weg zu ihrem ganz großen Ziel zu unterstützen und zu begleiten.

Verlängerung des Engagements "war keinesfalls selbstverständlich" Es habe einige Wochen gedauert, bis sich die Geschäftsführung ungeachtet der allgemeinen Wirtschaftslage zu dem Entschluss durchgerungen habe, das Förderprojekt zu verlängern. "Es gab durchaus Einwände. Diese Entscheidung war keinesfalls selbstverständlich", berichtet Silke Fricke aus der VNG-Marketingabteilung. Letztendlich jedoch hätten "der Charme und die Philosophie des Projektes" überzeugt. Zum Charme gehört, dass die geförderten Talente mit Olympiasiegern wie Kerstin Förster (Rudern), Jens Weißflog (Skispringen), Frank-Peter Roetsch (Biathlon), Jens-Uwe Mey (Eisschnelllauf) und Ex-Profibox-Weltmeister Sven Ottke prominente Paten an ihrer Seite haben und auf diese Weise im engen, direkten Kontakt vom Erfahrungsschatz der Großen profitieren können. Welche Nachwuchsathleten in diesen Genuss kommen und ins "Verbundnetz" aufgenommen werden, das entscheidet sich in Absprache mit den acht Olympiastützpunkten in den neuen Ländern. Ihr Part ist es, die geeigneten Förderkandidaten vorzuschlagen und an den jährlich neu zu überarbeitenden Zielvereinbarungen mitzuwirken, anhand derer die sportliche Weiterentwicklung sichtbar werden soll.

Für die so genannten Anschlusskader, die sich oft im "Niemandsland" zwischen Juniorenweltklasse und Neueinordnung bei den Senioren befinden, gibt es neben der moralischen und motivierenden Komponente der Paten zugleich eine ganz handfeste Hilfe. In dieser "U23"-Phase kommt praktisch jede Unterstützung gerade recht. Im Vorfeld der Spiele von Turin und Peking wurden für die jungen Ruderer, Kanuten, Judoka oder Eisschnellläufer zum Beispiel knapp 50 Rennräder und Mountainbikes für spezielles Ausgleichstraining angeschafft sowie fast einhundert Laptops. Technik, die auch vor dem Hintergrund der immer strafferen Melde- und Abmelderegeln im Anti-Doping-Kampf immer wichtiger wird. Zuschüsse werden je nach Bedarf und Situation ebenso für Fahrzeuge oder Miete oder Zusatztraining gewährt.

Judoka durften in Japan trainieren, Boxer mit starken Sparringspartnern in Russland. In einem Fall wurde die Entsendung eines Lehrers ins Trainingscamp ermöglicht, damit die Sportler dort länger bleiben durften. "Unsere materiellen Möglichkeiten sind zwar nicht üppig. Aber wir können 'kleine Sporthilfe' leisten, die an dieser Schnittstelle im deutschen Leistungssport ganz wichtig ist. Die Sportler empfinden das als Wertschätzung ihrer Leistungen, auch wenn sie nicht gleich wie erhofft den Anschluss finden", weiß der frühere Weltklasse-Biathlet Roetsch, zugleich einer der "Verbundnetz"-Initiatoren. Zur "ersten Generation" der geförderten Athleten gehörte auch Britta Steffen, die nach ihrer Enttäuschung bei den Spielen 2004 in Athen "bei uns ein bisschen aufgefangen wurde", wie Projektleiter Bernhard Bock sagt. Nach ihren beiden Olympiasiegen von Peking machte die Schwimmerin nun ebenso Platz für Neuaufnahmen im "Verbundnetz" wie eine ganze Reihe anderer erfolgreicher Athleten - Fanny Fischer (Kanu), Stefanie Schiller (Rudern) oder Maximilian Levy (Radsport), die ebenfalls schon olympisches Edelmetall gewannen. Insgesamt hatte jeder fünfte der 104 "Verbundnetz"-Sportler den Sprung nach Peking geschafft.

Zwei Dutzend Neuaufnahmen und die Perspektive "Go West" Mit Blick auf die Winterspiele 2010 in Vancouver und die Sommerspiele 2012 London hat inzwischen eine rege Subsituation stattgefunden. Nach Absprachen mit ihren Olympiastützpunkten sind zwei Dutzend junge Athleten neu zum Projekt gestoßen. Im kommenden Winter ruhen die Hoffnungen insbesondere auf Skeleton-Weltmeisterin Marion Trott, Langläufer Franz Göring, dem Nordisch Kombinierten Tino Edelmann, dem Rennrodler Andi Langenhahn oder den Eisschnellläufern Marco Weber und Tobias Schneider. Etwa ein Fünftel der aktuell geförderten 89 Athleten sind Wintersportler. In den kommenden Monaten wird die Gesamtzahl wieder auf rund 100 aufgestockt. Dann wird es erstmals auch "Verbundnetz-Athleten" aus den alten Bundesländern geben. "Im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte beschränkt sich unser Geschäftsfeld nun nicht mehr nur auf die neuen Länder. Die Märkte sind offener geworden.

Diese Entwicklung soll sich im Vorfeld der Spiele 2012 in London natürlich auch in diesem speziellen Förderprojekt widerspiegeln", erläutert Silke Fricke die strategische Neuausrichtung. Erste Kontakte mit Kandidaten in Dortmund, Frankfurt am Main, Hamburg, München und Stuttgart seien bereits geknüpft. Mit Rekord-Olympiasiegerin Birgit Fischer steht auch schon die nächste prominente Patin bereit, um das "Verbundnetz für den Sport" nach Westen zu erweitern.


*


Quelle:
DOSB-Presse Nr. 24 / 9. Juni 2009, S. 26-27
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Tel. 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2009