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GESCHICHTE/101: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte - Teil 8 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 43 / 21. Oktober 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1951/I: In Frankfurt wird die Deutsche Olympische Gesellschaft gegründet
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 8)

Eine Serie von Friedrich Mevert


Zu den wichtigen Ereignissen des Jahres 1951 in der Geschichte und Entwicklung des Nachkriegssports in Deutschland gehört ohne Zweifel auch die Gründung der Deutschen Olympischen Gesellschaft am 5. Januar im Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main und die Wahl von Dr. Georg von Opel zu deren Präsidenten. Vor allem in den 50er und 60er Jahren hatte die DOG große Verdienste nicht nur um die finanzielle Förderung der Teilnahme deutscher Sportlerinnen und Sportler an den Olympischen Spielen, sondern auch - vor allem mit ihren Filmdiensten - um die Verbreitung der olympischen Idee in der deutschen Jugend.

Im Rahmen der DOG-Gründungsversammlung führte Staatssekretär Ritter von Lex für die Bundesregierung u. a. aus:

"... Ich freue mich aufrichtig darüber, daß die Deutsche Olympische Gesellschaft nunmehr in so mutiger und tatkräftiger Weise darangeht, nicht nur die Teilnahme Deutsehlands an den nächsten Olympischen Spielen psychologisch und praktisch vorzubereiten, sondern darüber hinaus auch aus der Beteiligung Deutschlands an den Olympischen Spielen und aus der Vertiefung des olympischen Gedankens starke Impulse für das ganze deutsche Sportwesen herzuleiten.

... Kein Geringerer als der Wiederbegründer der Olympischen Spiele Pierre de Coubertin hat nach den Olympischen Spielen 1936 dem deutschen Volke bezeugt, daß es Wertvolles für die Vertiefung des olympischen Gedankens geleistet hat und weiter leisten soll. In der Deutschen Olympischen Gesellschaft sehen wir einen Weg dazu, diesen Auftrag Coubertins nunmehr wieder aufzugreifen und ihn nach Kräften zu erfüllen.

Wir erwarten aber von der Deutschen Olympischen Gesellschaft noch mehr als ein Sekundieren bei der Vorbereitung der deutschen Teilnahme an den nächsten Olympischen Spielen. Wir hoffen, daß die Gesellschaft ein Bund all jener Deutschen wird, die, ausgehend vom olympischen Gedanken, sich zu dem tieferen Gehalt von Turnen und Sport bekennen. Wir rechnen auf jene weitblickenden Kreise, die im Sport nicht nur spannungserregte Erholung und frohen ritterlichen Wettkampf, sondern darüber hinaus ein Mittel zur Entfaltung der vollen, an Körper und Seele gesunden Persönlichkeiten sehen ..."


Der neugewählte DOG-Präsident Dr. Georg von Opel schloss seine Ansprache mit den Worten:

"Die olympische Idee ist kein lebensfremdes Hirngespinst. Sie findet ihre mitreißende und weithin leuchtende Verwirklichung bei den Olympischen Spielen, diesem Fest, bei dem Haß, Verzerrung und Furcht verschwinden. Diesem Fest des Friedens, der Freiheit und der Freundschaft.

Unser Appell an das Herz des Volkes legt uns andererseits auch Verpflichtungen auf. So möchte ich denn klar und verbindlich erklären, daß die Mittel, die der Deutschen Olympischen Gesellschaft, wie wir hoffen und wünschen, zur Verfügung gestellt werden, auch nicht in Bruchteilen für vielköpfige Sekretariate, kostspielige Sitzungen, sogenannte Dienstfahrten und dergleichen Verwendung finden. Meine Freunde und ich wünschen, mit der Deutschen Olympischen Gesellschaft ein Beispiel sportlicher Einfachheit und Sparsamkeit zu errichten. Gepaart damit wird die strengste Kontrolle aller Sammlungen und Geschäftsvorgänge sein. Eine Gesellschaft, die im Geistigen und Sittlichen des höchsten sportlichen und menschlichen Ideal dienen will, ist sich selbst den strengsten Maßstab für Sparsamkeit und Sorgfalt in finanziellen Fragen schuldig.

Mit dieser Klarstellung ist zugleich unterstrichen, daß die Deutsche Olympische Gesellschaft nichts für sich selbst will. Unbelastet von der Durchführung praktischer Sportaufgaben, unbelastet von Fragen der Organisation und Führung des Sports, unbelastet von Meinungsstreit des sportlichen Alltags, dient sie allein ihrer Aufgabe. Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat eine Mission zu erfüllen! Dessen wollen wir uns voll bewußt sein. In dem Wort DOG liegt auch die Deutung "Der Olympische Glaube" verborgen. Diesen Olympischen Glauben wollen wir verkünden: Der Olympische Glaube ist das gute Gewissen der Welt.

Wir dürfen es nicht schlafen lassen, und wir wollen uns anstecken lassen von dem Schwung und der Begeisterung der Jugend, die in den Hallen und auf den Sportplätzen sich des Lebens freut, und wollen beharrlich sein im Vertrauen auf die Fahne mit den fünffarbenen Ringen, die die ganze Welt in einer einzigen edlen, bildenden Bewegung einigt!"


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 43 / 21. Oktober 2008, S. 32
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2008