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GESCHICHTE/219: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 74 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 17 / 27. April 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1970/I: Reformen im DSB geplant - DOG und DSH legen ihre Konflikte bei
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 74)

Eine Serie von Friedrich Mevert


Nach dem Rücktritt des Geschäftsführenden DSB-Präsidenten Willi Weyer erarbeitete eine Reform- und Satzungskommission Vorschläge für die künftigen Strukturen des Deutschen Sportbundes. Die Ergebnisse billigte das DSB-Präsidium auf seiner Sitzung am 10. Januar 1970 und informierte darüber die Mitgliedsverbände wie folgt:

1. Das DSB-Präsidium soll aus 13 Mitgliedern bestehen. Es sind der Präsident, zwei Vizepräsidenten, der Schatzmeister, acht weitere Präsidialmitglieder sowie - mit beratender Stimme - der Generalsekretär.

2. Mit Ausnahme des Präsidenten arbeiten alle Präsidialmitglieder als Ressortleiter für folgende Aufgabenbereiche, für die sie auch gewählt werden: Verbindung zu den Mitgliedsorganisationen, Internationale Aufgaben, Finanz- und Steuerfragen, Jugendsport, Frauensport, Breitensport, Leistungssport, Wissenschaft und Bildung, Führungsfragen und Ausbildung, Rechts- und Sozialfragen, Öffentlichkeitsarbeit.

3. Es werden Bundesausschüsse für folgende Aufgabenbereiche tätig: Internationale Aufgaben, Finanz- und Steuerfragen, Frauensport, Breitensport, Leistungssport, Wissenschaft und Bildung, Führungsfragen und Ausbildung, Rechts- und Sozialfragen, Öffentlichkeitsarbeit. Der Aufgabenbereich Jugendsport wird von der Deutschen Sportjugend wahrgenommen.

Die Bundesausschüsse sollen in der Regel nicht mehr als sieben Mitglieder haben. Den Vorsitz führt das für den betreffenden Aufgabenbereich gewählte Präsidialmitglied. Die übrigen Mitglieder der Bundesausschüsse, denen die zuständigen hauptamtlichen Abteilungsleiter bzw. Referenten mit beratender Stimme angehören, werden vom Präsidium vorgeschlagen und vom Hauptausschuß bestätigt.

Ziele der Reformen sind u. a. die Vereinfachung und Verdeutlichung der Führungsstruktur, die Intensivierung der Arbeit mit klarer Aufgabenabgrenzung, die verstärkte Information und Beteiligung der Mitgliedsorganisationen und die Einsparung von Mitteln.

Zur finanziellen Förderung des Sports durch den Bund stellte das DSB-Präsidium fest:

"1. Der Leistungssport erfordert insbesondere im Hinblick auf die Olympischen Spiele 1972 ein langfristiges, ausgewogenes Vorbereitungsprogramm, das nur mit erhöhten Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln erfolgversprechend durchgeführt werden kann. Im Rahmen der Gesamtkonzeption muß auch der Breitensport angemessen gefördert werden.

2. Es ist die Aufgabe des Finanzausschusses des DSB als des gewählten Sachverwalters, darauf aufmerksam zu machen, wenn berechtigte Wünsche der Fachverbände, so u. a. für zentrale Ausbildungslehrgänge, für die Durchführung von und die Teilnahme an internationalen Veranstaltungen, für die Talentsuche, für die Förderung des Jugendsports, für Zuschüsse bei der Beschaffung von Sportgeräten und Lehrmaterialien sowie für die Teilnahme an internationalen Kongressen, nicht erfüllt werden. Auf diesen Sachgebieten ist für 1970 ein Bedarf von 3,5 Millionen DM noch ungedeckt.

3. Aus diesem Grund hat der Finanzausschuß den Bundesminister des Innern am 30. Dezember 1969 schriftlich gebeten, mit dem DSB gemeinsam die aufgetretene Finanzierungslücke schließen zu helfen, und erklärt, daß er sich der vorgelegten Ausarbeitung für die Verteilung der Mittel nicht anschließen könne. Diese Auffassung hat der Finanzausschuß auch in der Verteilersitzung mit dem BMI am 7. Januar 1970 unter Vorsitz von Staatssekretär Dorn zum Ausdruck gebracht. (...)"

1970 wurden auch die Aufgaben zwischen der DOG und der Stiftung Deutsche Sporthilfe getrennt. Das hatte eine vom DSB eingesetzte Schlichtungskommission unter Leitung von Vizepräsident Willi Hübner (Essen) erarbeitet. Die Sportverbände berichteten darüber wie folgt:

"In Abstimmung mit dem Deutschen Sportbund, der DOG, der Stiftung und dem NOK für Deutschland gab DSB-Präsident Willi Daume eine längere Erklärung ab, wonach in Zukunft für die Förderung der Spitzensportler allein die Stiftung Deutsche Sporthilfe zuständig ist. Die DOG dagegen widmet sich im olympischen Themenfeld in Zukunft nur noch der Pflege des Gedankengutes und der ideellen Seite Olympia. Nach dieser Trennung der Kompetenzen verzichtet die DOG auf ihren Sitz im Präsidium und im Gutachterausschuß der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Eine gewisse Verbindung zwischen den beiden so überaus wertvollen Institutionen besteht dennoch mit dem neuen DOG-Präsidenten Fritz Dietz (Frankfurt), der seit der Gründung der Stiftung auch Kuratoriumsmitglied ist.

Die klare Aufgabentrennung wird für die Stiftung wohl auch zu einer Neubesetzung des Vorstandes führen. Die elf Plätze in diesem Gremium verteilen sich auf sieben Mitglieder des Kuratoriums und vier Delegierte des Sports. In der Kuratoriumsgruppe ist die Bundesregierung mit einem Platz vertreten, während die vom DSB vorzuschlagenden Persönlichkeiten des Sports auch das NOK einbeziehen. Der Gutachterausschuß wird eindeutig vom Sport besetzt. Vier der fünf Plätze sind dem Sport, der fünfte dem NOK vorbehalten. (...)

Inzwischen dürfte auch die Frage, ob sich die DOG in Zukunft noch an der Finanzierung der Kosten für die Entsendung von Olympiamannschaften beteiligen soll, erledigt sein. In Düsseldorf bestätigte Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher führenden Persönlichkeiten des deutschen Sports, daß die Finanzierung der Entsendungskosten Sache des Bundes sei und von der Regierung voll getragen werde. (...)

Um der Deutschen Sporthilfe weitere Mittel zu beschaffen, wird ein Jahr nach dem Frankfurter Karajan-Konzert der Stiftung in der Jahrhunderthalle von Höchst der 'Ball des Sports' stattfinden. Daran werden 1.700 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Industrie, Wirtschaft und Sport teilnehmen. Bundespräsident Dr. Gustav Heinemann hat die Schirmherrschaft für dieses Fest übernommen."


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 17 / 27. April 2010, S. 29
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2010