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GESCHICHTE/223: Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte - Teil 11 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 18 / 4. Mai 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Bernhard Baier - ein enger Vertrauter von Willi Daume
Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte (11)


"Wir Vertreter der Fachverbände hatten Angst, nach dem Missbrauch des Sports während der nationalsozialistischen Zeit mit dem Sport wieder in ein politisches Fahrwasser zu geraten", so beurteilte Bernhard Baier später die langwierigen Verhandlungen um den Neuaufbau der deutschen Sportorganisation nach 1945. "Das hatte nichts mit den Persönlichkeiten aus dem ehemaligen Arbeitersport zu tun, mit denen wir uns menschlich gut verstanden", erinnerte er sich im Abstand von mehr als fünf Jahrzehnten an die damaligen Auseinandersetzungen um die künftigen Strukturen des Sports, bei denen er immer ein fairer Vermittler war.

Baier wurde am 12. August 1912 in Hannover geboren, machte dort an der Bismarckschule sein Abitur und studierte Staats- und Rechtswissenschaften in Heidelberg, Berlin und Göttingen. Nach der Referendarausbildung in Celle und Hannover und dem Zweiten Staatsexamen in Berlin leistete er ab 1940 seinen Wehrdienst, in dem er mehrfach ausgezeichnet und verwundet wurde. Als Hauptmann wurde er im Juli 1945 aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen und im Oktober wieder bei der Regierung in Hannover angestellt.

Seine sportliche Laufbahn startete der am Sport sehr interessierte Schüler 1925 bei den Wasserfreunden Hannover 98, denen er sein Leben lang treu blieb. Viermal - 1936, 1937, 1938 und 1948 - wurde er Deutscher Meister im Wasserball. Er bestritt 44 Länderspiele und gewann bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Silbermedaille und 1939 den Europapokal.

Nach dem Krieg half Baier vor allem seine Bekanntheit als aktiver Sportler aus der Vorkriegszeit, über die Grenzen hinaus die alten Kontakte wieder aufzubauen und den deutschen Schwimmsport aus seiner internationalen Isolation hinauszuführen. 1949 übernahm er den Vorsitz seines Vereins und beim satzungsgebenden Verbandstag des Deutschen Schwimm-Verbandes 1950 in Schwäbisch-Gmünd auch die Präsidentschaft des DSV, den er bis 1960 führte und dem er bis zuletzt als Ehrenpräsident verbunden war.

Baier zählte 1950 in Hannover zu den Mitbegründern des Deutschen Sportbundes, dessen Präsidium er bis 1962 angehörte. Von 1950 bis 1972 war er Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, das ihn 1973 zum Ehrenmitglied ernannte, und von 1966 bis 1973 Vorstandsmitglied des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele München 1972. Dort leitete er als enger Vertrauter Willi Daumes mit großem Erfolg den wichtigen Sportausschuss. Im Weltschwimmverband (FINA) gehörte er von 1956 bis 1964 dem Präsidium an. Für das NOK leitete er zuletzt die Prüfungskommission für die Olympiabewerbung Berlins für 2000. Auch beruflich stieg Bernhard Baier in hohe Positionen auf, zunächst in der Bezirksregierung Hannover und dann im Niedersächsischen Innenministerium. So war er nacheinander von 1961 bis 1965 Regierungsvizepräsident, anschließend Ministerialdirigent und Abteilungsleiter für öffentliche Sicherheit und Ordnung im Niedersächsischen Innenministerium, schließlich von 1973 bis 1977 Regierungspräsident von Hannover. Aus dem Ruhestand heraus wurde er 1978 bis 1982 zum Staatssekretär des Innenministeriums berufen.

Bernhard Baier wurde mit hohen Auszeichnungen geehrt, dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Großen Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens, dem Olympischen Orden des Internationalen Olympischen Komitees (1986) und dem Hanns-Heinrich-Sievert-Preis 1990. Seit 1940 war er mit Ehefrau Trudi, geb. Meyer, verheiratet, die ihm bei den Olympischen Spielen 1936 als Turnerin mit dem Gewinn der Goldmedaille mit dem Frauenteam sportlich sogar noch etwas voraus war. Sie starb 1999. Bernhard Baier nahm auch im hohen Alter am aktuellen Sportgeschehen regen Anteil, war nach wie vor seinem Verein Wasserfreunde Hannover 98 eng verbunden und als sportlicher Ratgeber nicht nur in Hannover immer noch oft gefragt. Seinen 90. Geburtstag hatte er im Kreis vieler alter Sportkameraden im August 2002 noch fröhlich gefeiert und mit vitalem Optimismus dabei auch schon für 2007 zum 95. Geburtstag eingeladen. Diesen hat er dann nicht mehr erleben können. Am 26. April 2003 ist Baier in seiner Heimatstadt gestorben.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 18 / 4. Mai 2010, S. 33
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2010