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GESCHICHTE/230: Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte - Teil 14 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 21 / 25. Mai 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin - Grandseigneur des Sports
Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte (14)


Im Sommer vor 41 Jahren beklagte der deutsche Sport den Verlust einer großen Persönlichkeit. Am 5. August 1969 starb in Eutin im Alter von 95 Jahren Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, ein Grandseigneur des Sports, der sein Leben lang in vielerlei Funktionen dem Sport und der Forschung gedient hatte. Dabei hat der Ehrenpräsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland und das Ehrenmitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) stets einem Leitbild gefolgt, das er so umschrieben hatte: "Sportsmann sein heißt Charakter sein." Nie gaben die zahlreichen Ehrentitel Auskunft über den Menschen, nie betonte er seine adlige Herkunft, und nie nahm er Vorrechte für sich in Anspruch.

Herzog Adolf Friedrich wurde am 10. Oktober 1873 als drittes Kind von Großherzog Friedrich Franz II. im Schloss Schwerin geboren. Da er aufgrund der Familienfolge nicht selbst Großherzog von Mecklenburg-Schwerin werden konnte, nahm er Zeit seines Lebens repräsentative Aufgaben wahr. Er lebte aber nicht in Schwerin, sondern in Bad Doberahn und floh nach der Vertreibung vom Besitz in Mecklenburg 1945 nach Euin auf das Schloss seines Vetters.

Herzog Adolf war Reiter, Golf- und Tennisspieler und auch Autosportler, recht ungewöhnlich für ein Mitglied eines deutschen Fürstenhauses seinerzeit. Als junger Offizier der Kavallerie - später königlich-preußischer Oberst - bestritt er erfolgreich Pferderennen und auch Autorennen. Er leitete als Forscher zwischen 1907 und 1910 wissenschaftliche Expeditionen in Afrika und wurde aufgrund seiner Kenntnisse vom deutschen Kaiser zum Gouverneur der damaligen deutschen Kolonie Togo berufen, ein Amt, das er mit großer Beliebtheit bei der einheimischen Bevölkerung von 1912 bis 1914 ausübte. Zuvor hatte er bereits die Ergebnisse seiner Forschungsexpeditionen durch Äquatorialafrika in zwei Büchern zusammengefasst. Dabei gab er auch erstmals Kunde von den Aufsehen erregenden sportlichen Leistungen des Kriegerstammes der Watussi.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Herzog Adolf das Amt Präsident des Automobil-Clubs von Deutschland, Mitglied im Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen und Vorstandsmitglied im Deutschen Olympischen Ausschuss. Als Nachfolger von Graf von Prancken-Sierstorpff wurde Herzog Adolf 1926 als Mitglied in das IOC gewählt und gehörte in den folgenden Jahren dem Organisationskomitee für die Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und Berlin an. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war Herzog Adolf in seiner Funktion als IOC-Mitglied intensiv in die Verhandlungen zur Wiederaufnahme des deutschen Sports in die olympische Familie und zur Gründung des NOK für Deutschland eingeschaltet. Dabei arbeitete er eng mit Carl Diem zusammen. Bei der Gründungsversammlung am 24. September 1949 in Bonn wurde Herzog Adolf zum ersten NOK-Präsidenten der Nachkriegszeit gewählt. Diese Funktion übte er mit großem Engagement bis 1951 aus, als er durch den jüngeren Karl Ritter von Halt (ebenfalls Mitglied des IOC) abgelöst und zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Im IOC trat er 1956 als 83-Jähriger als Mitglied zurück und blieb bis zu seinem Tod IOC-Ehrenmitglied. Auf seinen "deutschen Platz" wurde 1956 in Melbourne Willi Daume in das IOC gewählt.

Herzog Adolf, der mit der Ehrendoktorwürde der medizinischen und der philosophischen Fakultät der Universität Rostock ausgezeichnet worden war, besuchte 1960 im hohen Alter von 87 Jahren noch einmal Togo, wo man ihn mit großer Begeisterung empfing und ihm zu Ehren deutsche Lieder und Choräle sang. Dass sich noch heute Deutschland in Togo großer Beliebtheit erfreut, ist mit Sicherheit auch auf das persönliche Wirken des Herzogs von Mecklenburg als deutscher Gouverneur vor fast hundert Jahren zurückzuführen.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 21 / 25. Mai 2010, S. 19
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2010