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GESCHICHTE/231: Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte - Teil 15 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 22 / 1. Juni 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Martin Gaßner - Initiator und Begründer der Deutschen Sportjugend

Bedeutende Sportpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte (15)


Als sich zu Ostern 1950 die Jugendwarte aus den neugegründeten Landessportbünden und Fachverbänden der noch kein Jahr alten Bundesrepublik Deutschland im Jugendberghaus Sudelfeld in den bayerischen Alpen zur Gründung eines Jugendverbandes für den im Wiederaufbau befindlichen deutschen Sport trafen, war für Martin Gaßner und seine Freunde ein wichtiger Abschnitt erreicht. Er hatte als Vorsitzender der Landesjugendwarte nach vielen Vorgesprächen zu dieser Tagung nach Bayrischzell eingeladen, in deren Rahmen dann die "Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Sportjugend" ins Leben gerufen wurde und er zum 1. Vorsitzenden der Jugendorganisation des erst im Dezember des gleichen Jahres gegründeten Deutschen Sportbundes gewählt wurde.

Martin Gaßner wurde am 12. Januar 1911 in München geboren und war seit seinem 6. Lebensjahr Mitglied im ATSV München-Ost. Aktiv betrieb er vor allem den Judosport, in dem er auch mehrere Meisterschaften gewann. Gleichzeitig fühlte er sich aber der Jugendarbeit im Arbeitersport verbunden und engagierte sich bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 als Jugendleiter seines Vereins.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er von Beginn an als einer der "Männer der ersten Stunde" aktiv am Wiederaufbau der Jugendarbeit und der Gründung des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) mit. 19 wurde er zum BLSV-Verbandsjugendleiter gewählt und wirkte in diesem Amt - ehren- und hauptamtlich zugleich - bis 1967. Dabei verstand er es als Pionier in den Aufbaujahren immer wieder, Idealisten für die Jugenderziehung aus allen Bereichen um sich zu scharen und mit ihnen Zielsetzungen für die sportliche und die allgemeine Jugendarbeit auf Landes- und auf Bundesebene zu erarbeiten, die die Grundlage für den Aufbau des Jugendsports im freien Nachkriegsdeutschland bildeten.

Martin Gaßner trat im Juni 1952 nach zweimaliger Wiederwahl von dem Amt als ehrenamtlicher DSJ- Vorsitzender zurück, um für drei Jahre hauptberuflich die Geschäftsführung der DSJ als Jugendsekretär zu übernehmen. Als die Deutsche Sportjugend im Sommer 1955 ihren Sitz von München in die Zentrale des Deutschen Sportbundes (DSB) nach Frankfurt am Main verlegte, schied Gaßner aus dieser hauptberuflichen Funktion aus und wirkte bis 1964 wieder ehrenamtlich im Arbeitsausschuss (Vorstand) der DSJ mit. Hier nahm sich Martin Gaßner vor allem der jugendpolitischen und überfachlichen Aufgaben an. Er hatte bereits in seiner Heimat zu den Mitbegründern des Bayerischen Jugendringes gezählt, war für die Sportjugend schon 1949 bei der Gründung des Deutschen Bundesjugendringes dabei und vertrat die DSJ anschließend viele Jahre im Geschäftsführenden Ausschuss des Bundesjugendrings. 1957 wurde er als Vertreter der DSJ für ein Jahr zum Vorsitzenden des Deutschen Bundesjugendringes gewählt.

Martin Gaßner gehörte für den Sport auch dem Vorstand des Deutschen Jugendherbergswerkes an und war von der Bundesregierung in das Bundeskuratorium für Jugendfragen berufen worden. Hier arbeitete er vor allem in den Sonderkommissionen für Jugenderholung und für Freizeitstatten mit. Für die Anerkennung der Sportjugend als Jugendverband neben den klassischen christlichen, politischen und bündischen Jugendverbänden und die Einbeziehung der sportlichen Jugendarbeit als unverzichtbaren Bestandteil der außerschulischen Jugendpflege und die Förderung aus den Jugendplänen hat er in den ersten Nachkriegsjahrzehnten ganz wesentliche Arbeit geleistet. Dabei fühlte er sich immer seinen idealistischen Zielsetzungen wider den wachsenden materialistischen Zeitgeist verpflichtet.

1967 wurde Martin Gaßner zum Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Landessportverbandes berufen und schied damit aus der ehren- und hauptamtlichen Jugendarbeit aus, der er aber auch bis zu seiner Pensionierung im März 1974 immer verbunden blieb. In seine Amtszeit als Leiter der BLSV-Verwaltung fielen u. a. die Olympischen Spiele 1972 in München, der Bau des BLSV-Jugend- und Ferienheimes in Inzell und ein erheblicher Mitgliederanstieg im bayerischen Sport.

Gaßner starb am 9. März 1984 im Alter von 73 Jahren und wurde in München beigesetzt. Sein vorbildliches Wirken für die Jugend und den Sport wurde bei der 50-Jahrfeier der Deutschen Sportjugend im April 2000 in Bayrischzell gewürdigt.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 22 / 1. Juni 2010, S. 26
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juni 2010