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GESCHICHTE/249: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 87 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 30 / 27. Juli 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1971/VII: Konzeption des deutschen Sports für gezielte Entwicklungshilfe
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 87)

Eine Serie von Friedrich Mevert


Die Präsidien des NOK und des DSB vereinbarten einen entscheidenden Schritt für eine Verstärkung und Verbesserung der sportlichen Entwicklungshilfe und hielten dabei eine nahtlose Kooperation beider Organisationen für die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Gelingen, NOK und DSB informierten darüber im November 1971 mit dieser Pressemitteilung:

"Der Sport hat im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe Aufgaben zu erfüllen, deren Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. In dieser Feststellung ist man sich - nach jahrelangen unterschiedlichen Auffassungen - sowohl in den zuständigen Ressorts der Bundesregierung als auch in den Spitzenorganisationen des deutschen Sports einig. Wichtigste Voraussetzungen für eine wirkungsvolle deutsche Sport-Entwicklungshilfe sind eine nahtlose Kooperation zwischen der Bundesregierung und dem Sport, eindeutige Kompetenzen der Sportressorts der einzelnen Bundesministerien, eine Erhöhung der finanziellen Mittel und eine klare Konzeption, die alle Bereiche der Sport-Entwicklungshilfe berühren und dazu die besondere Situation in den einzelnen Entwicklungsländern berücksichtigen muss. Auf dem Wege zur Erfüllung dieser Voraussetzungen haben der Deutsche Sportbund (DSB) und das Nationale Olympische Komitee (NOK) einen ersten entscheidenden Schritt getan. Der gemeinsame Bundesausschuss für "Internationale Aufgaben" - hier speziell der Fachausschuss II für "Außereuropäische Sportbeziehungen", schwergewichtig vom NOK gebildet - wurde mit der Vorbereitung und Realisierung der gesamten deutschen Sport-Entwicklungshilfe betraut.

Somit stellt sich der Ausschuss "Außereuropäische Sportbeziehungen" als NOK-Ausschuss und legitimer Partner der mit dem Thema "Sport" befassten Bundesministerien dar, von denen der Sonderausschuss "Sport und Olympische Spiele" des Deutschen Bundestages unmissverständliche Absprachen ihrer Zuständigkeit erwartet. Nach Auffassung des Sonderausschusses des Deutschen Bundestages, des deutschen Sports und der Sportressorts der Bundesministerien sollen fortan alle geplanten deutschen Sport-Entwicklungshilfemaßnahmen von NOK und Bundesregierung gemeinsam vorbereitet und realisiert werden.

Das NOK, das sich als sachverständiger Partner der Bundesregierung versteht, hat deshalb eine Konzeption entwickelt, die die deutsche Sport-Entwicklungshilfe in die Bereiche 'Personelle Hilfe' und 'Technische Hilfe' gliedert und sicherstellt, dass sowohl die diversen Hilfsmöglichkeiten als auch die speziellen Anliegen der Sportorganisationen der Dritten Welt berücksichtigt werden. Die personelle Sport-Entwicklungshilfe umfasst den kurz- und langfristigen Auslandseinsatz von dazu befähigten Trainern, Sportlehrern, Übungs- und Jugendleitern, Schieds- und Kampfrichterausbildern, Sportärzten, medizinisch-technischem Personal, Sportstättenbauexperten, Sportpädagogen und Sportberatern und schließt gleichzeitig die Ausbildungsstipendien für Sportstudenten aus der Dritten Welt in der Bundesrepublik Deutschland ein. Der langfristige Einsatz deutscher Sportlehrer, Trainer usw. als Sport-Entwicklungshelfer soll auf zwei Jahre befristet werden, und dabei soll sich beispielsweise der Einsatz der Trainer nicht nur auf das Training von Nationalmannschaften und führenden Klubmannschaften beschränken, sondern außerdem so wichtige Basisarbeiten wie Ausbildung von Trainern und Übungsleitern sowie Organisation und Intensivierung des Breitensports einbeziehen. Der kurzfristige Auslandseinsatz deutscher Sport-Entwicklungshelfer soll sich im Rahmen der 'Personellen Hilfe' auf Zeiträume zwischen vier und zwölf Wochen beschränken und vornehmlich der Ausbildung zukünftiger Trainings- und Übungsleiter der Fachberatung, der Organisationshilfe und der Auswahl geeigneter Ausbildungsstipendiaten gelten.

Darüber hinaus bemüht sich der deutsche Sport im Rahmen der offiziellen deutschen Kulturhilfe auch um die Realisierung wesentlicher Beiträge bei der Einrichtung von Bildungsschwerpunkten, die praktisch vom Kindergarten bis zur Hochschule reichen und auch der Erwachsenenbildung und der Berufsausbildung dienen können. (...)"

Der DSB-Pressedienst teilte 1971 zur weiteren Arbeit der Deutschen Sportkonferenz mit:

"Sieben Ausschüsse hat die 1970 begründete Deutsche Sportkonferenz bei ihrer zweiten Plenarsitzung 1971 in Bonn gebildet. Unter dem Vorsitz von Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher nahmen die Delegierten von Sport und Politik im Plenarsaal des Bundesrates die Vorschläge beider Partner für die Besetzung der Ausschüsse an, Vorsitzende und Stellvertreter werden abwechselnd von Sport und öffentlicher Hand gestellt. In den Vorverhandlungen gab es auf Seiten der Politik allerdings längere Debatten, ehe Einigung über die Besetzung erzielt wurde.

Es gibt folgende Ausschüsse:

Sport an Schulen und Hochschulen:
Vorsitzender: Friedel Schirmer-MdB (Stadthagen), Stellvertreter: Prof. Inge Heuser (Wuppertal);
Sportwissenschaften:
Staatssekretär Erwin Lauerbach (München), Prälat Willy Bokler (Wiesbaden);
Breitensport:
Prof. Dr. Jürgen Dieckert (Oldenburg), Staatsminister Dr. Heinrich Geißler (Mainz);
Leistungssport:
Dr. Claus Heß (Würzburg), Minister Dr. Horst Schmidt (Wiesbaden;
Sportstättenbau:
Willi Weyer (Düsseldorf), Oberbürgermeister Dr. Karl Heitz (Offenburg);
Verbands- und Vereinshilfen:
Hermann Neuberger (Saarbrücken), Landrat Otmar Huber (Bad Tölz);
Steuern:
Dr. Hans Evers-MdB (Freiburg), Karl Hemberger (Aschaffenburg).

Die Vorsitzenden und ihre Stellvertreter sind jeweils Mitglieder der Deutschen Sportkonferenz. Vier Vorsitzende stellt der Sport, drei kommen aus dem politischen Raum. Die Besetzung der Ausschüsse erfolgt größtenteils mit Fachleuten, die nicht unbedingt Mitglieder der Deutschen Sportkonferenz sein müssen."


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 30 / 27. Juli 2010, S. 16
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2010