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GESCHICHTE/275: Erinnerungsort Basketball (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 4 / 25. Januar 2011
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Erinnerungsort Basketball
Anfänge auf einem umgebauten Tennisplatz:
Die Spiele von Berlin 1936 waren der Beginn der olympischen Karriere des Weltspiels

Von Hans-Dieter Krebs


Lieu de mémoire - Erinnerungsort - dieser Begriff des französischen Historikers Pierre Nora für einen Ort von besonderer Symbolkraft und identitätsstiftender Funktion einer Nation oder einer Gruppe hat sich auch in Deutschland durchgesetzt.

Auch der Sport, der freilich vielerorts an Geschichtsvergessenheit leidet, kennt einige solcher Erinnerungsorte mit Denkmalcharakter wie die Hasenheide in Berlin, wo Jahn sein Turnen eingeübt hat, oder den Hodlersaal in Hannover, wo 1950 der Deutsche Sportbund gegründet wurde, aber auch das Denkmal an die ermordeten israelischen Sportler 1972 in München. Den sportbezogenen Erinnerungsorten einmal nachzuspüren, wäre eigentlich eine interessante Aufgabe.

2011, also 75 Jahre nach den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, die meist mit Jesse Owens, dem Riefenstahl-Film oder der Instrumentalisierung durch das NS-Regime verbunden zu sein scheinen, sollte an einen Erinnerungsort gedacht werden, der längst überfällig ist: Das Gedenken an den in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Beginn der olympischen Karriere des Weltspiels Basketball.

Denn am 1. August 1936 eröffnete auf einem umgewidmeten Tennisplatz des damaligen Reichssportfeldes nicht der Schiedsrichter, sondern ein älterer Herr im Anzug mit dem ersten Sprungball das olympische Basketballturnier. Bei diesem "Zivilisten" handelte es sich - einmalig in der Sportgeschichte - um den Vater des Basketballs, den Kanadier James Naismith. Weil das US-NOK seine Reise nicht bezahlen wollte, konnte er nur dank einer Sammlung amerikanischer Trainer nach Deutschland reisen, um die olympische Premiere seines 45 Jahre zuvor entwickelten Spiels zu erleben.

Dass Naismith nach dem Regen-Finale, das die USA gegen Kanada 19:8 gewann, wider jedes Zeremoniell eine übrig gebliebene Goldmedaille und das obligate Eichenbäumchen erhielt, gehört ebenso zu den Besonderheiten dieses Olympia-Debüts auf einer Freianlage wie die Tatsache, daß Basketball (neben Handball) 1930 vom IOC ebenfalls in Berlin als olympische Sportart anerkannt wurde; einen eigenen Verband gründeten die Basketballer erst 1932. 75 Jahre Basketball bei Olympia - bei der Neugestaltung des Sportparks um das Olympiastadion gehört nachgerade eine Stele oder Gedenktafel an diesen einmaligen Erinnerungsort, der Geschichte greifbar macht.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 4 / 25. Januar 2011, S. 28
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2011