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GESCHICHTE/286: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 115 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 13 / 29. März 2011
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1977/III: Grundsteinlegung für die Führungsakademie des DSB in Berlin
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 115)

Eine Serie von Friedrieh Mevert


Nach knapp zehnjähriger Planung konnte DSB-Präsident Willi Weyer am 24. September 1977 in Berlin-Schöneberg den Grundstein für die Führungs- und Verwaltungsakademie des DSB legen, wo künftig Sportfunktionäre wieder die Schulbank drücken sollten. Knapp fünf Millionen DM brachten der Bund (60 Prozent) und das Land Berlin (40 Prozent) für die Baukosten auf. Die Urkunde des DSB-Präsidiums für den Grundstein im Fundament des Gebäudes hatte folgenden Wortlaut:

"Die Turn- und Sportbewegung steht vor ständig wachsenden Aufgaben. In ihren gegenwärtigen Führungsstrukturen sind Schwächen sichtbar geworden, die in auffallend ähnlicher Weise in allen Bereichen unseres Lebens auftreten. Werden diese Schwächen nicht beseitigt, kommt es zu gefährlichen Krisen. Tiefgreifende gesellschaftspolitische Veränderungen bedingen außerdem eine entsprechende Anpassung des Führungsstils, der durch Kooperation, Delegation und Information am besten gekennzeichnet ist. 'Für die Zukunft der Verbände und Vereine wird jedenfalls die Lösung des Führungsproblems von allergrößter Bedeutung sein', hieß es auf dem Bundestag des Deutschen Sportbundes 1968 in Stuttgart, der dem Präsidium unter Führung von Willi Daume gleichzeitig den Auftrag gab, die Frage der Errichtung einer 'Akademie für Führungskräfte' aller Ebenen beim DSB zu prüfen.

Wenige Wochen nach dem Abschluss des Vier-Mächte-Abkommens zur Berlin-Regelung hat das Präsidium des DSB unter Führung von Dr. Wilhelm Kregel in seiner 85. Sitzung am 25. September 1971 in Berlin Vorschläge zur Errichtung einer solchen Führungs- und Verwaltungsakademie des Sports entgegengenommen und in seiner 87. Sitzung am 4. Dezember 1971 in Frankfurt beschlossen, seine erste Führungs- und Verwaltungsakademie in Berlin zu errichten, um auf diese Weise auch die Zusammengehörigkeit des Landessportbundes Berlin mit dem Deutschen Sportbund zu bekunden.

Viele Jahre zogen sich die technischen Vorbereitungen hin. Es ist schließlich der Unterstützung durch den Bundesminister des Innern und den Senat von Berlin sowie der aufmerksamen Förderung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages zu verdanken, wenn nunmehr der Grundstein für die Führungs- und Verwaltungsakademie Berlin des Deutschen Sportbundes gelegt werden kann.

Die Akademie wird auf einem Gelände errichtet, das das Land Berlin dem Deutschen Sportbund zur Verfügung gestellt hat. Sie ist umgeben von einem Sportplatz, einer Sporthalle, einer Schwimmhalle sowie der Sport- und Übungsleiterschule des Landessportbundes Berlin. Für den Bau werden 4,7 Mio. DM von Bund und Land Berlin aufgebracht worden sein, wenn nach 2jähriger Bauzeit die Führungs- und Verwaltungsakademie für den ersten Lehrgang ehrenamtlich oder hauptberuflich tätiger Mitarbeiter des Sports ihre Pforten öffnet.

Dipl.-Ing. Willi Mielack hat als Architekt gemeinsam mit den Bundesausschüssen für Ausbildung und für Finanzfragen des DSB eine funktionale Konzeption für die Akademie entwickelt: ein großer teilbarer Hörsaal, vier weitere Gruppenlehrräume sowie Bibliothek und Medienraum bilden die räumlichen Voraussetzungen für die Lehrarbeit. Die Lehrgangs- und Seminarteilnehmer können in 25 Einzelzimmern untergebracht werden. Für die Beköstigung stehen Esssaal und Küche, für die Erholung Sauna, Kleinspielhalle und Gesellschaftsraum zur Verfügung.

Am Tag der Grundsteinlegung zahlt der Deutsche Sportbund 80 Mitgliedsorganisationen in den Landessportbünden, Spitzenverbänden, Sportverbänden mit besonderer Aufgabenstellung, Verbänden für Wissenschaft und Bildung sowie Förderverbänden mit insgesamt 14.194.344 Mitgliedern in 45.518 Turn- und Sportvereinen. Dem Präsidium des Deutschen Sportbundes gehören zu diesem Zeitpunkt Präsident Dr. h. c. Willi Weyer, die Vizepräsidenten Hans Gmelin, Hans Hansen, Dieter Graf Landsberg-Velen, Schatzmeister Arthur Mayer, Generalsekretär Karlheinz Gieseler, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland und Ehrenpräsident des DSB Dr. h. c. Willi Daume, der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe Dr. h. c. Josef Neckermann sowie Fritz Bauer, Ruth Brosche, Erika Dienstl, Heinz Fallak, Prof. Dr. Ommo Grupe, Günter Hein und Karl Hemberger an.

Bundespräsident Walter Scheel ist zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung dieser Akademie Schirmherr des deutschen Sports, Helmut Schmidt Bundeskanzler und Dietrich Stobbe Regierender Bürgermeister von Berlin. Ihnen, dem Bundesminister des Innern, Prof. Dr. Werner Maihofer, und der Senatorin für Familie, Jugend und Sport in Berlin, Ilse Reichel, hat es der Deutsche Sportbund zu verdanken, dass dieses Bauwerk errichtet werden kann. Die Akademie dokumentiert die Einheit des Sports im Deutschen Sportbund und seinen Willen, auf der Basis unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung die gesellschaftspolitischen Aufgaben zu erfüllen, die sich der Turn- und Sportbewegung in einer hoch technisierten Welt zum Wohl des einzelnen Bürgers und des ganzen Volkes stellen.

Diese Urkunde wird anlässlich der Feier der Grundsteinlegung in Anwesenheit der Präsidien des Deutschen Sportbundes und des Landessportbundes Berlin, des Bundesministers des Innern, des Senators für Familie, Jugend und Sport in Berlin, des Architekten und weiterer Vertreter des öffentlichen Lebens und des Sports am Sonnabend, dem 24. September 1977 in das Fundament eingemauert."


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 13 / 29. März 2011, S. 29
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2011