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GESCHICHTE/308: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 131 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 30 / 26. Juli 2011
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1981/I: Parteien: Die wichtige gesellschaftspolitische Rolle des Sports
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 131)

Eine Serie von Friedrich Mevert


Aktuelle Fragen der Sportförderung sowie der deutschen und internationalen Sportpolitik standen 1981 im Mittelpunkt von Gesprächen zwischen Vertretern des DSB-Präsidiums und führenden Politikern der Bundestagsfraktionen von FDP (12.5.), CDU/CSU (3.6.) und SPD (15.9.) in Bonn. Der Sport nimmt aus der Sicht der Parteien eine wichtige und unverzichtbare Rolle in der Gesellschaft wahr. Dementsprechend weisen die Parteien die Förderung des Sports auch in ihren Parteiprogrammen oder in besonderen Leitlinien für den Sport aus. Über die Gespräche wurden folgende gemeinsame Presseerklärungen herausgegeben:


FDP: An der bewährten Förderung festhalten!

"Mitglieder der Fraktion der F.D.P. im Deutschen Bundestag, unter der Leitung des Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Mischnick, haben am 12.5.1981 in Bonn mit Vertretern des Präsidiums des Deutschen Sportbundes, mit Präsident Willi Weyer an der Spitze, aktuelle Fragen der Sportförderung und der internationalen Sportpolitik besprochen. Die F.D.P. unterstrich bei dieser Gelegenheit noch einmal, dass sie auch trotz der schwierigen Haushaltslage des Bundes an der bewährten Leistungssportförderung festhalten und die sportliche Entwicklungshilfe und den internationalen Sportverkehr weiterhin nachdrücklich fördern will, wofür vom Deutschen Sportbund und seinen Spitzenverbänden Prioritäten erwartet werden, um die vorhandenen Mittel wirkungsvoll einzusetzen. (...)

Entsprechend ihrer liberalen Leitlinie für den Sport verfolgt die F.D.P. die Ausgestaltung der Mitbestimmung der Aktiven in den Spitzenverbänden, im DSB und im NOK für Deutschland, das Start- und Spielrecht ausländischer Mitbürger im nationalen Wettkampfsport und die Regelung der internationalen Föderationen für die Spitzensportler, die von einem Land ins andere gewechselt sind, für die Teilnahme an internationalen Titelkämpfen mit besonderer Aufmerksamkeit. Sie bittet den DSB, mit darauf hinzuwirken, dass bei der Lösung dieser Fragen die Prinzipien der demokratischen Mitverantwortung und der Freizügigkeit zur Geltung gebracht werden. Die F.D.P. will für die weitere Entwicklung der Trimm-Kampagnen das Projekt 'Gesundheit und Sport' des DSB mit dem Bundesminister für Familie, Jugend und Gesundheit nachdrücklich fördern, um auf diesem Wege der 17-Millionen-Bewegung des Sports neue Impulse und der Bevölkerung weitere gesundheitliche Aufklärung geben zu helfen. Aus ähnlichen Gründen hält die F.D.P. auch die Beteiligung des Bundes an der Förderung der Führungs- und Verwaltungsakademie Berlin des DSB für wichtig. (...)"


CDU/CSU: Selbsthilfe des Sports stärken!

"Zu einem ausführlichen Informations- und Gedankenaustausch über aktuelle Fragen der Sportförderung und der internationalen Sportpolitik trafen sich am 3. Juni 1981 in Bonn das Präsidium des Deutschen Sportbundes mit Präsident Dr. Willi Weyer an der Spitze und der Vorstand der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages unter Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Alfred Dregger. Die CDU/CSU-Fraktion bekräftigte dabei ihren politischen Willen, die Selbsthilfe der Turn- und Sportbewegung auf allen Ebenen stärken und die Freiheit des internationalen Sportverkehrs weiterentwickeln helfen zu wollen.

Die CDU/CSU-Fraktion vertraut auf die Bereitschaft und die Fähigkeit der 55.000 Turn- und Sportvereine, die wachsenden gesundheits- und sozialpolitischen Aufgaben des Sports in eigener Verantwortung erfüllen zu können. Sie hält es für selbstverständlich, dass die Selbstverwaltung des Sports öffentlich gefördert wird, wo ihre Selbsthilfe nicht ausreicht. Die öffentliche Förderung darf die Autonomie der Sportorganisationen nicht einschränken und nicht weiter mit verwaltungsmäßigen Auflagen überziehen. (...)

In der Beratung des Schulsports bestand Einvernehmen darin, dass der Wettbewerb 'Jugend trainiert für Olympia' (...) nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass in den allgemeinbildenden Schulen die im Aktionsprogramm 1972 festgelegten Ziele noch längst nicht erreicht sind. Die CDU/CSU-Fraktion erwartet für die weitere Ausgestaltung des Schulsports auch von den Sportwissenschaften praktische Hilfen und will sich deshalb für eine entsprechende Förderung verwenden. (...)

Die CDU/CSU-Fraktion will die steuerliche Entlastung der Vereine weiter verfolgen, wobei es mit der Zeit ermöglicht werden muss, dass Gewinne aus wirtschaftlichen Maßnahmen der Vereine steuerunschädlich bleiben, sofern diese den anerkannten gemeinnützigen Zwecken wieder zufließen. (...)

Es bestand Einvernehmen über die wachsende Bedeutung des Sports im Rahmen der Gesundheitsvorsorge. Beide Seiten unterstrichen ihre Forderung, aus diesem Grunde weiterhin darauf zu dringen, dass die Sportmedizin in die Approbationsordnung aufgenommen wird. Die CDU/CSU wird außerdem mit den von ihr geführten Landesregierungen prüfen, auf welchem Wege die Bemühungen des DSB um gesundheitliche Aufklärung im Rahmen eines Modellprojektes unterstützt werden können. (...)

Die CDU/CSU-Fraktion sagt dem DSB für die weitere Ausgestaltung der internationalen Sportbeziehungen insbesondere seiner Spitzenverbände alle nur möglichen Hilfen zu, die die autonomen Entscheidungen der Sportorganisationen stärken und ihre Mitarbeit verbessern können. Im Rahmen der sportlichen Entwicklungshilfe wünscht die CDU/CSU-Fraktion eine stärkere Beteiligung und verbesserte Kooperation mit den Sportverbänden, dem DSB und dem NOK für Deutschland, um deren Möglichkeiten entsprechend der Entschließung des Deutschen Bundestages vom 23. Juni 1980 verstärkt auszuschöpfen. Sie erhofft sich von dieser sportlichen Entwicklungshilfe im übrigen einen wirkungsvollen Beitrag für die verbesserte Infrastruktur des allgemeinen Sports in der Dritten Welt."


SPD: Die Prioritäten anpassen!

"Mitglieder der Fraktion der SPD im Deutschen Bundestag unter Leitung ihres Vorsitzenden Herbert Wehner haben am 15. September 1981 in Bonn aktuelle Fragen der Sportförderung und der internationalen Sportpolitik mit Vertretern des Präsidiums des Deutschen Sportbundes unter Führung von Willi Weyer besprochen und für das beispielhafte soziale Engagement im Sport gedankt. (...)

Nach Auffassung der SPD gilt die vorrangige Förderung auf kommunaler und Länderebene dem Breiten-, Freizeit- und Erholungssport für möglichst viele junge und alte, talentierte und weniger begünstigte Mitbürger beiderlei Geschlechts. Auf Bundesebene soll die Leistungssportförderung selbst in schwieriger Haushaltslage nach den bewährten Prinzipien eines humanen Spitzensports fortgeführt werden. Die SPD erwartet vom DSB angepasste Prioritäten, um die vorhandenen Förderungsmittel wirkungsvoll einsetzen und das anhaltende Wachstum sportlicher Betätigung auch künftig sicherstellen zu können. Dies schließt den Bau von Spiel-, Sport- und Erholungsanlagen mit breit gefächerten Angeboten ein, wobei die vereinseigenen Anlagen gleichbehandelt werden sollten. (...)

Angesichts der wachsenden Bedeutung des Sports für die Gesundheitsvorsorge unterstrichen beide Seiten die Forderung, die Sportmedizin in die Approbationsordnung aufzunehmen. Die SPD will außerdem mit den von ihr geführten Landesregierungen prüfen, auf welche Weise die Bemühungen des DSB um verstärkte gesundheitliche Aufklärung im Rahmen eines Modellprojektes des BMJFG unterstützt werden können.

Der DSB ist bestrebt, die vielfältigen sozialen Programme des Behinderten-, Betriebs-, Senioren- und des Sports für ausländische Mitbürger in die Vereinsarbeit hineinzutragen. Die SPD appelliert ihrerseits an den DSB, den in unserem Lande lebenden ausländischen Kindern und Jugendlichen den Zugang in den Verein und in den Wettkampfbetrieb weiter zu erleichtern, um ihre Integration sicherzustellen. Die SPD-Fraktion sagt dem DSB für die weitere Ausgestaltung der internationalen Sportbeziehungen und der sportlichen Entwicklungshilfe seiner Spitzenverbände alle nur denkbaren Hilfen zu, um deren autonome Mitwirkung in den Föderationen zu verstärken. Diese internationalen Verbindungen werden seitens der SPD mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, zumal von ihnen auf die stagnierenden innerdeutschen Sportbeziehungen neue Impulse ausgehen können. (...)


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 30 / 26. Juli 2011, S. 31
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2011