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GESCHICHTE/330: Vor 60 Jahren in München - DSB führt Sportabzeichen wieder ein (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 4 / 24. Januar 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Vor 60 Jahren in München: DSB führt Sportabzeichen wieder ein
Als das Präsidium des am 10. Dezember 1950 gegründeten Deutschen Sportbundes (DSB) am

Friedrich Mevert


27. Januar 1951 zu seiner ersten Sitzung in Dortmund zusammentrat, galt es zunächst, die notwendigen Strukturen für die künftige Arbeit des neuen sportlichen Dachverbandes in der noch jungen Bundesrepublik aufzubauen. Doch auch die Wiedereinführung des Sportabzeichens stand bereits als Punkt 6 auf der Tagesordnung der Sitzung.

Es wurde beschlossen, dass ein Ausschuss unter Vorsitz von Albert Lepa (Hannover) mit den weiteren Mitgliedern Max Danz (Kassel), Ernst Klinge (Köln), Hugo Grömmer (Arnsberg) und Otto Berger (Stuttgart) für die Vorarbeiten gebildet werden sollte. Dabei gab das Präsidium vor, dass der DSB das Abzeichen verleihen müsse und dass die Bedingungen in Anlehnung an die ursprüngliche Form des Sportabzeichens gestaltet werden sollten. Dabei sollte auch sichergestellt werden, dass das Sportabzeichen nicht ein "Leistungsabzeichen" werden, sondern mit seinen Anforderungen vor allem die breite Bevölkerung anregen sollte, mehr Sport zu treiben. In den Beratungen in den ersten Nachkriegsjahren um den Wiederaufbau einer demokratischen Sportorganisation nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen "Dritten Reiches" hatte Carl Diem bereits bei der ersten Interzonalen Sportkonferenz am 27./28. November 1946 in Frankfurt/Main die Wiedereinführung des Sportabzeichens beantragt und Vorschläge für die Gestaltung gemacht.

Diem hatte die Idee des Sportabzeichens nach schwedischem Vorbild von den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm mitgebracht und im Deutschen Reichsausschuss für Olympische Spiele (DRA) im September desselben Jahres einen Beschluss zur Einführung eines solchen Abzeichens herbeigeführt. Im März 1913 wurden im DRA-Organ "Stadionkalender für das Deutsche Reich" die Richtlinien ausgeschrieben und im Dezember 1913 die "Auszeichnung für vielseitige Leistungen auf dem Gebiet der Leibesübungen" erstmalig an 22 Männer - darunter auch Diem selbst - verliehen. 1921 wurde das Sportabzeichen auch für Frauen eingeführt, 1925 folgte das Sportabzeichen für Jungen. 1927 das Abzeichen für Mädchen und 1942 das Versehrten-Sportabzeichen. Seit 1934 hieß die Auszeichnung "Deutsches Reichssportabzeichen" und wurde im "Dritten Reich" nach der Gleichschaltung auch des Sports vom NS-Reichssportamt verliehen. Die letzten Abzeichen wurden 1944 verliehen.

1946 wurde Diem bei seinem Vorhaben vom damaligen Hauptsportwart und späteren niedersächsischen LSB-Vorsitzenden Lepa unterstützt. In den Folgejahren führten dann auch einige Landessportbünde bereits eigene Landessportabzeichen ein. Die Wiedereinführung des Sportabzeichens beschloss dann mit großer Mehrheit der 105 Delegierten der 2. Bundestag des DSB am 26. Januar 1952 in München. Das DSB-Präsidium entschied am 24./25. Mai 1952 auch über die endgültige Form des Abzeichens und die Vergabemodalitäten sowie die von den Landessportbünden an den DSB zu leistenden Abgaben. Bereits 1952 wurden insgesamt 22.902 Sportabzeichen für Männer und Frauen sowie Jugendsportabzeichen verliehen.

Seit Beginn der 60er Jahre nahm das Deutsche Sportabzeichen - auch im Zusammenhang mit dem "Zweiten Weg" des Sports - eine starke Entwicklung. 1964 wurde erstmals die 100.000er-Grenze bei den Verleihungen überschritten. Zuvor hatte das Sportabzeichen am 4. Juli 1958 durch die Einbeziehung in die Kategorie der staatlichen Orden und Ehrenzeichen auch seine gesetzliche Anerkennung erfahren.

Das DSB-Präsidium stellte den Bundestag 1964 in Wiesbaden unter das Motto "Deutsches Sportabzeichen - Olympia für jedermann", um in angemessener Form den 50. Geburtstag des Sportordens feiern zu können.

"Die absolute, die olympische Höchstleistung einiger Weniger wird hier abgelöst durch die persönliche Bestleistung möglichst Vieler! Der Rekord mag - unter anderem - eine Sache des Talents sein; in der kleinen Selbstüberwindung zur Sportabzeichenprobe kann es jeder zur Meisterschaft bringen. Und auch hier gilt - hier mehr als überall sonst - die olympische Devise: Teilnehmen ist wichtiger als siegen!" sagte DSB-Präsident Willi Daume in seinem Festvortrag, der über die Fernsehprogramme von ARD und ZDF bundesweit ausgestrahlt wurde.

In einer einstimmig angenommenen Resolution wurden die laufenden oder noch anzustrebenden Initiativen aller Landessportbünde in einem Drei-Punkte-Programm zusammengefasst und aufgerufen "zur Aktivierung des Deutschen Sportabzeichens als einem modernen Fünfkampf gegen die verlockend-bequeme Bewegungslosigkeit unserer technischen Welt und für die Stärkung der Volksgesundheit und zur Freude am sportlichen Spiel jedes Einzelnen".

2013 wird das Deutsche Sportabzeichen 100 Jahre alt. Im Laufe dieser Jahre hat es zahlreiche Änderungen erfahren. Dabei wurden die Bedingungen an sportliche und gesellschaftliche Entwicklungen angepasst, doch von Jahr zu Jahr hat das Abzeichen als Test für die körperliche Leistungsfähigkeit immer größere Kreise der Bevölkerung angesprochen. 1977 wurde mit 553.115 Verleihungen erstmals die Halbmillionengrenze überschritten. Gab es nach weiteren stetigen Steigerungen zwar zu Beginn der 90er-Jahre zunächst eine rückläufige Entwicklung, so wurde nach einem regelmäßigen Anstieg von der Jahrtausendwende an im Jahr 2008 erstmals mit 1.004.341 Verleihungen die angestrebte Millionenzahl überschritten.

Das Präsidium des DOSB hat sich auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses der DOSB-Mitgliederversammlung 2010 in München eine Reform zum Ziel gesetzt, die 2013 in Kraft treten soll. Entsprechende Vorarbeiten hat bereits der Präsidialausschuss Breitensport/Sportentwicklung geleistet. Im Arbeitsprogramm des DOSB-Präsidiums bis 2014 heißt es dazu:

"Das Deutsche Sportabzeichen, eine der bekanntesten und prägendsten Aktivitäten des deutschen Sports, werden wir auf der Basis des Beschlusses der Mitgliederversammlung von Dezember 2010 in den kommenden Jahren gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen reformieren. Dabei wollen wir Innovation und Tradition zusammenführen. Wir werden den Leistungskatalog grundlegend überarbeiten und in die drei Leistungsstufen Bronze, Silber und Gold differenzieren. Wir wollen den Fitnessorden des deutschen Sports mit einem unverwechselbaren, modernen Profil versehen und für zusätzliche Zielgruppen öffnen. Das neue Deutsche Sportabzeichen soll ab 2013 starten, im Jahr seines 100. Geburtstages, den wir angemessen feiern werden."


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 4 / 24. Januar 2012, S. 26
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2012