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GESCHICHTE/346: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 165) (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 21 / 22. Mai 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1986/IV: DSB startet Gemeinsam aktiv - im Verein ist Sport am schönsten
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 165)

Eine Serie von Friedrich Mevert



Ziel der vom Hauptausschuss des DSB am 12. Dezember 1986 zum Start im bevorstehenden Jahr 1987 beschlossenen neuen Trimm-Aktion "Gemeinsam aktiv - im Verein ist Sport am schönsten" war es, die sozialen Funktionen des Sports und vor allem der Vereine in den Blickpunkt zu rücken und deren gesellschaftsbildenden Werte in der Familie, in der Nachbarschaft, im Kollegenkreis und im gesamten mitmenschlichen Umfeld zu verdeutlichen. Während in den Jahren 1983 bis 1986 mit der Aktion "Sport und Gesundheit - Trimming 130" das Ziel gesund leben mit Sport verfolgt wurde, sollte die nächste Aktion in den folgenden vier Jahren (1987 bis 1990) zum Ziel beitragen, gemeinsam durch Sport aktiv zu sein. Der Bundesausschuss für Breitensport des DSB hatte für die Delegierten des Hauptausschusses eine begründende Vorlage vorbereitet, in der es u.a. hieß:

"Schon 1966 hat sich der Hauptausschuss des Deutschen Sportbundes die gleichgewichtige Förderung auch des Breitensports zur Aufgabe gemacht, der unabhängig von der Leistungsfähigkeit Gelegenheit zu vielseitiger sportlicher Betätigung bietet (Charta des Deutschen Sports). Damals hatte der Deutsche Sportbund 7.698.812 Mitglieder in 34.441 Vereinen. Das Ziel des Deutschen Sportbundes "Sport für alle" hat der Bundestag des DSB zuletzt 1976 in der Freizeitpolitischen Konzeption formuliert. Der DSB verpflichtet sich darin, alles in seiner Kraft Stehende zu tun, um den Sport für alle Menschen zu öffnen. Inzwischen umfasste der DSB bereits 14.194.344 Mitglieder in 45.518 Vereinen.

Diese Entwicklung ist nicht zuletzt auf die Trimm-Aktion zurückzuführen, die seit ihrem Start vor 16 Jahren die Attraktivität des Sports erhöhen und die Sportteilnahme in der Bevölkerung verbessern half. Dies führte zu einem weiteren Wachstum der Mitglieds- und Vereinszahlen auf 19.258.583 Mitglieder und 62.000 Vereine 1985.

Das Aktionsprogramm zur Vereinshilfe hat bereits 1980 gefordert, den Verein als Basis der Turn- und Sportbewegung zu stärken. Wenn angesichts der Bevölkerungsentwicklung neue Wege zum "Sport für alle" beschritten werden müssen, dann müssen insbesondere die Vereine von Anbeginn einbezogen werden. GEMEINSAM AKTIV zu sein, ist deshalb das Thema der Trimm-Aktion für die nächsten 4 Jahre. Für jeden Mitgliedsverband und jeden Verein ergeben sich daraus Möglichkeiten, die eigene Arbeit wirkungsvoll zu unterstützen. Der DSB kann in dieser neuen Phase auf den Erfahrungen, Wirkungen und Verbindungen aufbauen, die mit den bisherigen Schwerpunkten der Trimm-Aktion erworben wurden. (...)

Das Trimm-Programm wurde so zu einem starken Instrument des DSB und der Mitgliedsorganisationen zur schrittweisen Annäherung an das Ziel des "Sports für alle". Während in den Jahren 1983 bis 1986 mit "Trimmung 130" das Ziel "gesund leben mit Sport" verfolgt wurde, will die nächste Kampagne 1987 bis 1990 beitragen zu dem Ziel "gemeinsam leben durch Sport".


Die neue Aktion will
  • das gesellige Sporttreiben - über das einsam betriebene Fitnesstraining hinaus - als soziale Aktivität herausstellen;
  • die schon sportlich Aktiven als "Werber" gewinnen, damit diese wirkungsvoll ihre Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Nachbarn etc. unter dem Motto "Bring einen mit zu Deinem Sport" zum Mitmachen motivieren;
  • die Nichtsportler den Vereinen zuführen, den Mitglieder- und Teilnehmerbestand des Sports stabilisieren und fortentwickeln, zur Nachwuchsgewinnung in der Jugend beitragen und lebenslange Sportbetätigung in den Vereinen fördern;
  • die Eignung aller Sportarten für eine aktive, gesellige, möglichst lebensbegleitende Freizeit herausstellen;
  • die Vereine als nichtaustauschbare Träger des geselligen, fachlich begründeten und preisgünstigen Sportangebots in der Öffentlichkeit stärker bewusst machen und ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem kommerziellen Angebot verbessern. (...)

Da der Verein Träger geselligen Sporttreibens als stabiler und lebensbegleitender Gewohnheit ist, soll seine öffentliche Wertschätzung, seine allgemeine Anerkennung und die Zugänglichkeit seiner Programme für alle Bürger durch die einleitende Aktion.


Im Verein ist Sport am schönsten

unterstützt werden: Große Plakataktionen, Anzeigen, Broschüren und andere geeignete Medien sollen bewusst machen, dass die Turn- und Sportvereine im Freizeitleben durch nichts zu ersetzen sind, weil Vereine nämlich

  1. für jeden erschwinglich sind,
  2. Geselligkeit in vielen Formen bieten,
  3. Kontakte über den Sport hinaus schaffen,
  4. ein Stück Heimat bedeuten,
  5. von Freizeitprogrammen bis Leistungstraining reichen,
  6. fachliche Betreuung und moderne Sportstätten sichern,
  7. die Begegnung der Generationen ermöglichen,
  8. für die Jugend Raum selbstgestalteten Lebens öffnen,
  9. menschliche Zuwendungen in ehrenamtlicher Arbeit leisten und
  10. Begleiter durch das Leben sind.

Die Aussage "Im Verein ist Sport am schönsten" bildet also den Auftakt und ein Herzstück der 4-Jahres-Aktion, die die bisher umfangreichste ist und die Unterstützung aller erfordert." Der Hauptausschuss des DSB beschloss zur vorgestellten Aktion "Gemeinsam aktiv" folgende Arbeits-Leitlinien:

"1. In den Jahren 1987 bis 1990 stellt der Deutsche Sportbund sein Programm "Sport für alle" unter die Devise Gemeinsam aktiv. Er setzt damit die Trimm-Aktion, die seit 1970 die Themen Spiel und Fitness, Geselligkeit und Gesundheit, sportlichen Lebensstil und Wohlbefinden in den Vordergrund stellte, fort, um noch weitere Bevölkerungskreise zu erreichen.

2. Im Mittelpunkt der Aktion Gemeinsam aktiv steht der Turn- und Sportverein, der nach wie vor im Freizeitleben der Menschen durch nichts zu ersetzen ist. Das Jahr 1987 wird daher mit interner Information und Öffentlichkeitsarbeit unter dem Motto stehen: Im Verein ist Sport am schönsten.

3. Ziel der Aktion Gemeinsam aktiv ist es,

- Nichtsportler und -sportlerinnen an den Verein heranzuführen;

- diejenigen, die einmal Sport getrieben haben, wieder zu Aktiven zu machen;

- Gelegenheitssportler und -sportlerinnen zum regelmäßigen Sporttreiben zu bringen;

- möglichst viele Aktive zum vielseitigen Sporttreiben zu motivieren.

Die Vereinsmitglieder werden deshalb aufgerufen, in der Familie, bei Freunden und Bekannten, unter Kollegen und Nachbarn für den Sport zu werben, sie zu ihrem Sport mitzubringen, sich insbesondere zu Beginn um sie zu kümmern, ihnen die Angst zu nehmen und sie zu betreuen. Dazu werden sie mit Unterlagen ausgestattet, informiert und angeleitet.

4. Landessportbünde und Spitzenverbände haben bereits an der Vorbereitung der Aktion gemeinsam aktiv engagiert mitgearbeitet. Sie werden ermuntert, auch in den kommenden Jahren intensiv daran mitzuwirken und ihre Mitglieder dazu aufzurufen.

5. Der Deutsche Sportbund braucht für seine Modellmaßnahmen im Breiten-, Freizeit- und Erholungssport unbedingt zentrale Hilfen der öffentlichen Hand. Bundestag und Bundesregierung werden erneut nachdrücklich aufgerufen, ihre Zurückhaltung auf diesem Gebiet aufzugeben und sich um Möglichkeiten zu bemühen, Bewusstseinsbildung und Gesundheitsvorsorge im Sport zu fördern.

6. Den bewährten Partnern und Sponsoren wird gedankt. Um ihnen und weiteren Förderern die Unterstützung der Aktion zu erleichtern, wird die Werbung unter das Motto "Fit mit ... - gemeinsam aktiv" gestellt. Es ermöglicht sowohl eine Verbindung mit den jeweiligen Sportarten, Verbänden und Vereinen als auch zu Maßnahmen und Angeboten und ebenso zu den Förderern der Aktion.

7. In der Überzeugung, dass mit der Aktion gemeinsam aktiv ein wesentlicher Schritt zum Ziel "Sport für alle" getan und ein großer Kreis neuer Mitglieder den Vereinen zugeführt werden kann, wird der Deutsche Sportbund in den kommenden 4 Jahren sich voll dafür einsetzen. Der Hauptausschuss des DSB ruft Mitgliedschaft und Öffentlichkeit auf, in diesem Sinne gemeinsam aktiv zu werden!"

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 21 / 22. Mai 2012, S. 14
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2012