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GESCHICHTE/347: Vor 40 Jahren - Haus des deutschen Sports in Frankfurt eingeweiht (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 22 / 29. Mai 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Vor 40 Jahren: Haus des deutschen Sports in Frankfurt eingeweiht

Von Friedrich Mevert



Mitte der sechziger Jahre wurde es immer deutlicher: der Platz für die zentrale Verwaltung des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) reichte in der Villa in der Frankfurter Arndtstraße 39, wo man als Mieter beim Hausbesitzer Deutscher Fußball-Bund (DFB) eingezogen war, beim besten Willen nicht mehr aus. Die Mitgliedszahlen des DSB als der größten deutschen Organisation waren mittlerweile auf über zehn Millionen angestiegen, die zentralen Aufgaben im Bereich des Breiten- und des Leistungssports sowie der sportlichen Jugendarbeit waren um ein Vielfaches mehr geworden als im Gründungsjahrzehnt beider Organisationen, und im April 1966 hatte das IOC bei seiner Session in Rom die Olympischen Sommerspiele 1972 an München vergeben. Manche größeren Abteilungen wie die Geschäftsstellen der Deutschen Sportjugend und des Bundesausschusses zur Förderung des Leistungssports (BAL) mussten bereits in umliegende Büroetagen im Frankfurter Westend ausgelagert werden. Hinter den Kulissen und in den zuständigen Gremien begann ein mehrjähriges Tauziehen um den künftigen Verwaltungssitz der neu zu planenden bundesdeutschen Sportzentrale.

Im Ringen um den neuen Standort konkurrierten schließlich vier Städte miteinander, zunächst natürlich Frankfurt am Main, wo bereits seit Jahren mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dem Deutschen Turner-Bund (DTB) die beiden größten deutschen Sportverbände, aber auch zahlreiche andere Verbände, ihren Sitz hatten. DSB-Präsident Willi Daume favorisierte einen Neubau von DSB/NOK neben der Deutschen Sporthochschule in Köln, um die Großstadt am Rhein zum neuen deutschen Sportzentrum zu machen und hatte dafür mit dem DSB-Vizepräsidenten Willi Weyer, damals einflussreicher NRW-Innenminister und NRW-LSB-Präsident, einen mächtigen Fürsprecher. Schließlich gaben auch Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden, wo bereits der Deutsche Schützen-Bund und der Deutsche Golf-Verband residierten, sowie die Kurstadt Baden-Baden, 1963 Ort des glanzvollen IOC-Kongresses, ihre Bewerbungen ab. Die Entscheidung fiel am 1. März 1969 bei der 6. Hauptausschuss-Sitzung des DSB in Bremen. Nachdem das Präsidium des DSB sich zuvor mit großer Mehrheit für Köln ausgesprochen hatte, brachte die geheime Wahl durch die Mitglieder des Hauptausschusses ein entgegengesetztes Ergebnis: Frankfurts Bewerbung erhielt 197 Stimmen, die Kölner nur 73, Baden-Baden 11 und Wiesbaden keine einzige.

Mit den Vorbereitungen für den Neubau im Frankfurter Stadtwald in der Otto-Fleck-Schneise hinter dem Waldstadion ging es zügig voran. Nach Klärung auch der Grundstücks- und Finanzierungsfragen wuchs das Gebäude aus Stahlbetonfertigteilen seit Oktober 1970 aus dem Waldboden neben der Deutschen Turnschule hervor. Im April 1971 konnte Richtfest gefeiert werden, wobei DSB-Präsident Wilhelm Kregel in seiner Ansprache mit Freuden darauf hinwies, dass nun bald die an sechs verschiedenen Stellen in Frankfurt untergebrachten Abteilungen und Referate des DSB bald endlich als zentrale Hauptverwaltung zusammengefasst werden könnten. Beim DSB-Bundestag am 6./7. Mai 1972 in der Berliner Kongresshalle konnte der neue DSB-Schatzmeister Arthur Mayer die Fertigstellung und den Bezug des Gebäudes verkünden. Die Baukosten bezifferte er auf 7,7 Millionen DM, davon gaben der Bund 4,9 Millionen DM und das Land Hessen 1,5 Millionen an Zuschüssen.

Mit einer Feierstunde in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, an ihrer Spitze Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, konnte am 24. Mai 1972 die neue deutsche Sportzentrale durch die Schlüsselübergabe an DSB-Präsident Kregel offiziell eingeweiht werden. Genscher, der im Verlauf der Besichtigung auch die neuen Geräte im Trimm-Raum für die Mitarbeiterschaft persönlich ausprobierte, betonte in seiner kurzen Ansprache, dass das neue Haus auch ein Ausdruck für den gewachsenen Stellenwert des Sports in der Gesellschaft sei und dass der Sport aus der "Rolle des Bittstellers" heraustreten solle.

Hessens Sozialminister Horst Schmidt ließ in seinen Ausführungen auch den Stolz durchblicken, dass man mit den Sportinstitutionen im Umfeld des Frankfurter Waldstadions nun einen Schwerpunkt des sportlichen Lebens in der Bundesrepublik in Frankfurt geschaffen habe. Und Frankfurts Stadtrat Prof. Rhein gab seiner besonderen Freude Ausdruck, dass "das Gehirn des deutschen Sports in Frankfurt geblieben" sei. Mit einem gemeinsamen Rundgang durch das neue Haus konnten sich die Gäste abschließend auch persönlich von den schon funktionsfähigen Diensträumen der Verwaltungen von DSB, NOK und Stiftung Deutsche Sporthilfe überzeugen.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 22 / 29. Mai 2012, S. 23
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2012