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GESCHICHTE/359: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 173 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 31 / 31. Juli 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1988/III: DSB feiert 75. Geburtstag des Sportabzeichens
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 173)

Eine Serie von Friedrich Mevert



Einen Festvortrag von Prof. Wildor Hollmann, des Wegbereiters der deutschen Sportmedizin und Präsidenten des Weltverbandes für Sportmedizin FIMS, hatte der DSB in den Mittelpunkt der Jubiläumskundgebung "75 Jahre Deutsches Sportabzeichen" gestellt, die im Rahmen des DSB-Bundestages am 4. Juni 1988 in Würzburg stattfand. Der Kölner Wissenschaftler, der das Sportabzeichen als einen "bunten Strauß des Sports in seiner Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit" bezeichnete, das auch ein "Gesundheitselexier" sei, schloss seinen Vortrag mit den Worten "Sinn des Sportabzeichens soll es sein, eine gute Allroundfitness zu erwerben und durch die Beibehaltung des Trainings bis in ein hohes Alter zu pflegen. Es kann auch dazu dienen, zahlreichen Erkrankungen vorzubeugen und darüber hinaus in funktioneller Hinsicht jünger zu erhalten, als wir es unserem Geburtsschein nach sind. Schließlich ist es durchaus erstrebenswert, im hohen Alter jung und fröhlich zu sterben."

Zum Abschluss des Bundestages forderten die Delegierten der Landessportbünde und Spitzenverbände in einer Resolution weitere Maßnahmen für das Sportabzeichen in den Vereinen und Verbänden, eine stärkere Unterstützung der Vereine in der Auseinandersetzung mit kommerziellen und anderen Anbietern, die Entwicklung und Verbreitung von Sportprogrammen für ältere Menschen sowie eine engere Kooperation des Sports mit der Wirtschaft. Neue Strukturen wurden auch für den Leistungssport beschlossen, die künftig in 14 Olympiastützpunkten in der Praxis erprobt werden sollen.


Die Würzburger Resolution hat folgenden Wortlaut:

"Ermutigt durch den weiter anhaltenden Zustrom der Bevölkerung zum Sport, aber auch herausgefordert durch aktuelle Probleme, sieht die Turn- und Sportbewegung sich für die kommenden Jahre einer Reihe von Schwerpunktaufgaben im Breiten- und Leistungssport gegenüber, die der Bundestag 1988 des DSB diskutierte. Für die weitere Ausgestaltung des Deutschen Sportabzeichens in allen Klassen sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Einrichtung von eigenen Sportabzeichenabteilungen mit Kursen im Verein mit Hilfe der Landessportbünde.
  • Integration des Deutschen Sportabzeichens in die Arbeit der Spitzenverbände.
  • Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Schulen, Bundeswehr, Sportämtern, Betrieben, Fremdenverkehr etc.
  • Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit in den Medien und insbesondere im jeweiligen lokalen Bereich.
  • Hervorhebung der jährlichen Wiederholung und des Erwerbs in der ganzen Familie.
  • Annäherung an das Ziel "jährlich eine Million Sportabzeichenerwerber".

Vereine in der Auseinandersetzung mit kommerziellen und anderen Anbietern

Der Sportverein hat Konkurrenz bekommen. Für die Kooperation oder die Auseinandersetzung mit anderen Sportanbietern werden für wirkungsvoll gehalten:

  • Fortsetzung und Ausbau der Kampagne "Im Verein ist Sport am schönsten" im Rahmen der Trimm-Aktion "Gemeinsam aktiv".
  • Erhaltung der ideellen und strukturellen Einheit des Sports in der Auseinandersetzung mit konkurrierenden Anbietern.
  • Klärung und Regelung des Verhältnisses des DSB zu den Organisationen der kommerziellen Anbieter; gegebenenfalls Kooperations- und Abgrenzungsformen.
  • Klärung und Regelung des Verhältnisses des DSB zu den außersportlichen Gemeinschaften, die Sport als Teilangebot aufgegriffen haben.

Für die Ausweitung des Sports der älteren Menschen sind erforderlich:

  • Entwicklung und Verbreitung altersstufengerechter Programme in allen geeigneten Sportarten, insbesondere auch für Beginner.
  • Mitwirkung der Ärzte, insbesondere der Sportärzte, bei der Beratung älterer Bürger für die Gestaltung des persönlichen Sportprogramms.
  • Zusammenarbeit der Verbände und Vereine mit Einrichtungen für ältere Bürger.
  • Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere von Ratgeberbeiträgen zum Sport der Älteren in Presse, Funk und Fernsehen.
  • Überprüfung der Inhalte der Übungsleiter-Ausbildung zum Sport für ältere Menschen.

Der Bundestag beauftragt das Präsidium, für die in nachfolgenden Leitsätzen empfohlene Form der Kooperation des Sports mit der Wirtschaft baldmöglichst entsprechende praktische Orientierungshilfen für Vereine und Verbände zu geben:

  • Sport in gemeinnützigen Sportorganisationen ist durch ideelle Werte gekennzeichnet. Die gemeinnützige Förderung der Allgemeinheit auf materiellem, geistigem und sittlichem Gebiet durch die Sportorganisation setzt deren Leistungsfähigkeit voraus!
  • Teile des Kulturguts Sport in den gemeinnützigen Organisationen sind gleichzeitig als Wirtschaftsgut marktfähig. Gemeinnützige Sportorganisationen kooperieren hierbei mit ihrem Wirtschaftsgut Sport mit der Wirtschaft, um ihre - auch wirtschaftliche - Leistungsfähigkeit zu sichern.
  • Je bewusster sich die Sportorganisationen für die Kooperation mit der wirtschaft, vor allem auf dem breiten Feld der Lizenzvergabe sowohl im Breitensport als auch im Leistungssport entscheiden, desto deutlicher müssen sie sih der Idealität des Vereinszwecks und der gesetzlichen Einbindung in das System des Gemeinnützigkeitsrechts bewusst sein.
  • Wenn Sportorganisationen unter Beachtung der ideellen Selbstbindung und unter Verwendung der Überschüsse für die Förderung des Sports mit der Wirtschaft kooperieren, muss zur Stärkung der Wirtschaftskraft der Vereine zukünftig nicht nur die Gemeinnützigkeit, sondern staatliche Unterstützung durch öffentliche Zuschüsse für die einheitliche Sportorganisation gesichert bleiben.
  • Zielorientiertes Denken auf beiden Seiten ist die Voraussetzung für das Handeln in Markt und Wettbewerb. Man muss also seine Ziele kennen und sie unter der Prämisse der bei Sport und Wirtschaft unterschiedlich gegebenen Zielsetzungen formulieren: Gemeinnützigkeit auf der einen - wirtschaftlicher Erfolg auf der anderen Seite.
  • Wenn der Sport mit der Wirtschaft auf dem Gebiet des Sponsorings kooperieren will, dann müssen auch die Strukturen dieses Marktes bekannt sein und berücksichtigt werden. Marktorientiertes Denken und Handeln im Zusammenhang mit dem "magischen Viereck" Sport, Wirtschaft, Medien und Konsumenten sind unabdingbare Voraussetzungen.
  • Für beide Kooperationspartner ist das Sportsponsoring ein neues Gebiet, da die eigentlichen Aufgaben auf anderen Feldern liegen. Das verlangt mehr Fachwissen und mehr Spezialisten, wobei man sich der gemeinnützigen Funktion des Sports bewusst bleiben muss.
  • Zukunftsorientiertes Handeln der beiden Kooperationspartner sichert dem Sportsponsoring eine positive Zukunft. Wenn es dem Sport dabei gelingt, seine Attraktivität für die Bevölkerung zu erhalten und der Wirtschaft eine Vielfalt interessanter Sponsoring-Möglichkeiten zu bieten, dann wird dies zu einer Belebung der Kommunikationsmaßnahmen der Unternehmen führen."

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 31 / 31. Juli 2012, S. 24
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2012