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GESCHICHTE/363: Vor 40 Jahren in München - Willi Daume zum IOC-Vizepräsidenten gewählt (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 35 / 28. August 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Vor 40 Jahren in München: Willi Daume zum IOC-Vizepräsidenten gewählt

Von Friedrich Mevert



Fünf Tage vor der Eröffnung der XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München trat das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu seiner 73. Session in der bayerischen Landeshauptstadt zusammen. Im Maximilanäum, dem Sitz des Bayerischen Landtags, war es die letzte Tagung unter dem Vorsitz des damals 84jährigen amerikanischen Millionärs Avery Brundage, der 20 Jahre lang an der Spitze des IOC gestanden hatte. Zum Nachfolger von Brundage wurde am 21. August der 58jährige irische Lord Michael Killinan gewählt. Als Gegenkandidat zu Killinan war der französische Graf Jean de Beaumont (68), seinerzeit IOC-Vizepräsident, angetreten; das Abstimmungsergebnis wurde jedoch nach den IOC-Regularien nicht bekanntgegeben.

Als Vizepräsidenten standen dem irischen Lord, der als früherer Journalist und Filmemacher in Medienkreisen bekannt war, zu Beginn seiner achtjährigen Amtszeit sein Gegenkandidat Graf de Beaumont, der Holländer Hermann van Karnebeek und der deutsche NOK-Präsident und Chef des Münchner Organisationskomitees Willi Daume zur Seite. Der damals 59jährige Willi Daume hatte für das Amt des dritten Vizepräsidenten kandidiert, benötigte allerdings drei Wahlgänge, um sich schließlich bei seinem "Heimspiel" mit knappem Vorsprung gegen den Brasilianer Magalhaes Padilha durchsetzte, der dann 1983 in diese Funktion gewählt wurde.

Am 12. Oktober 1972, einen Tag nach der Schlussfeier der Münchner Spiele, bei der Avery Brundage unter großem Beifall im Olympiastadion verabschiedet wurde, übernahm dann der irische Aristokrat die Führung in der Olympischen Bewegung. Bei der Schlüsselübergabe im Chateau de Vidy in Lausanne, der Zentrale des IOC, war als Protokollchef der Spanier Juan Antonio Samaranch dabei, der dann acht Jahre später 1980 in Moskau als Nachfolger von Killinan zum obersten Amtsträger des IOC gewählt wurde.

Lord Killanin ließ in Gesprächen nach seiner Wahl bereits durchblicken, dass er manche Auffassungen seines konservativen Amtsvorgängers Brundage, z.B. in der Amateurfrage, nicht teile und bei den künftigen IOC-Sessionen Debatten darüber erwarte. Für den damals 59jährigen Dortmunder Industriellen Willi Daume aber begann am 23. August 1972 nach den Präsidentschaften im DSB, im NOK und im Münchner Organisationskomitee seine vierte Karriere als bedeutendster deutscher Sportführer.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 35 / 28. August 2012, S. 29
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2012