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GESCHICHTE/380: Vor 50 Jahren - DSB-Bundestag fordert "Eine Million Aktive mehr"! (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 47 / 20. November 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Vor 50 Jahren: DSB-Bundestag fordert "Eine Million Aktive mehr"!

Von Friedrich Mevert



"Eine Million Aktive mehr! - Das soll für uns alle ein ständiger Mahnruf an unser Gewissen und eine ständige Herausforderung an unsere Tatkraft sein! Wir wollen alle emotionelle Kraft, die dem Geist des Sports zu eigen ist, an diese Aufgabe setzen, ein jeder von uns an seinem Platz und jeder Verband in seinem Bereich! Dann werden wir ihr gewachsen sein!"

Als Willi Daume am 24. November 1962 mit diesem beschwörenden Appell sein programmatisches Referat über das Tagungsthema "Der Verein als Träger der deutschen Turn- und Sportbewegung" abschloss, konnte wohl kaum jemand von den 154 Delegierten des 7. Bundestages des DSB ahnen, welche Entwicklung für die freie Sportbewegung in unserem Lande damit eingeleitet werden sollte. Damals ging es um eine Million mehr - präziser gesagt: um einen Anstieg von 5.274 Millionen in der Bestandserhebung des DSB auf mehr als sechs Millionen aktiv sporttreibende Bundesbürger. Heute ist diese Zahl bereits mehr als vervierfacht worden; die Mitgliederstatistik der Dachorganisation des deutschen Sports in der Bundesrepublik hatte bereits 1987 die 20-Millionen-Marke überschritten.

Willi Daume betonte, dass die Vereine - von denen damals 31.500 im DSB zusammengeschlossen waren - das "lebendige Zellgewebe" der deutschen Turn- und Sportbewegung seien, die für die Zukunft um ein Vielfaches erweiterte Aufgaben übernehmen sollten und der Erhaltung von Sportstätten sowie bei der Ausbildung von Übungsleitern erhalten müssten. Dann würden sie auch "jede erdenkliche Anstrengung machen, die ihnen von der zivilisatorischen Entwicklung gestellte Aufgabe zu erfüllen".Willi Daume sollte Recht behalten!

Es war ein neblig-trüber Novembertag damals vor fünfzig Jahren, so dass Ludwig Erhard, der als Vizekanzler die Grüße der Bundesregierung überbrachte, erst mit Verspätung mit einer amerikanischen Militärmaschine auf dem Tempelhofer Flughafen landen konnte. Vor ihm hatte im Ernst-Reuter-Haus an der "Straße des 17. Juni" Willy Brandt als Regierender Bürgermeister von Berlin das Parlament des deutschen Sports begrüßt und betont, dass das freiheitliche Berlin dem DSB zu besonderem Dank verpflichtet sei. "Der Deutsche Sportbund ist den Versuchen der Zonenmachthaber, uns auf sportlichem Gebiet auszuhungern, mit Nachdruck und mit Erfolg entgegengetreten. Die Luftbrücke, die Sie geschlagen haben, hat für das sportliche Leben in unserer Stadt viel bedeutet!" Und Ludwig Erhard unterstrich in seinem Grußwort die wichtige Funktion, die der Sport habe, um den Menschen neben dem Beruf, dem Materiellen und dem Vorwärtsstreben einen Ausgleich zu bieten und aus der Verödung des Lebens herauszureißen.

In einer einstimmig angenommenen Resolution betonten die Delegierten des Bundestages den entscheidenden Beitrag, den die deutsche Turn- und Sportbewegung zur Gesunderhaltung des deutschen Volkes und zur Stärkung des Gemeinschaftsbewusstseins leiste, und unterstrichen als Vorsatz und Ziel, "eine Million Aktive mehr" für den Sport zu gewinnen. Im Rahmen der Regularien waren einstimmig Willi Daume als DSB-Präsident wiedergewählt und Frankfurts Oberbürgermeister Werner Bockelmann sowie Dr. Heino Eckert (Osthofen), Heinz Lindner (Malchen) und Dr. Walter Wülfing (Hannover) als Vizepräsidenten bestätigt worden. Während Bernhard Baier (Hannover) auf eigenen Wunsch aus dem Präsidium ausschied, wurde der abwesende spätere DSB-Präsident und Ehrenpräsident Willi Weyer (Düsseldorf) als einer der insgesamt zehn Beisitzer wieder in das DSB-Führungsgremium berufen.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 47 / 20. November 2012, S. 37
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2012