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GESCHICHTE/447: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 248 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 14 / 1. April 2014
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1998/VII: "Pariser Appell" vom deutsch-französischen Sportgipfel
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 248)

Eine Serie von Friedrich Mevert



Den Sport in der Europäischen Union (EU) zu stärken und die Anti-Doping-Strategie zu "europäisieren" war das Ziel eines deutsch-französischen Sportgipfels, zu dem der Präsident des Nationalen Olympischen und Sportkomitees Frankreichs (NOSF), Henri Serandour, den Präsidenten des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, für den 26. Oktober 1998 nach Paris eingeladen hatte. Auch die weitere Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen dem deutschen und dem französischen Sport wurde in der Zusammenkunft vereinbart, an der auch DSB-Vizepräsidentin Erika Dienstl, der EU-Beauftragte des DSB, Christoph De Kepper, und CNOSF-Präsidiumsmitglied Jean Vintzel teilnahmen.

In dem Gespräch wurde von beiden Organisationen die Notwendigkeit unterstrichen, den Stellenwert des Sports in der EU durch einen eigenen Artikel im EU-Vertrag zu betonen. Dieses gemeinsame Ziel von DSB und CNOSF wurde durch einen "Pariser Appell" an die künftige deutsche Ratspräsidentschaft dokumentiert. Der Appell hatte folgenden Wortlaut: "Das Nationale Olympische Komitee von Frankreich (CNOSF) und der Deutsche Sportbund haben die Erklärung zum Sport im Amsterdamer Vertrag sowie die Schlussfolgerungen der britischen EU-Präsidentschaft hinsichtlich der sozialen Rolle des Sports in der EU zur Kenntnis genommen. Beide Organisationen würdigen gleichermaßen die Bemühungen der Österreichischen Präsidentschaft und möchten sie dazu ermutigen, die Bedeutung des Sports auch anlässlich des Gipfeltreffens in Wien zu unterstreichen.

Mit dem vorliegenden Appell möchten wir die konkrete deutsch-französische Zusammenarbeit im Sport und die Bereitschaft, einen Beitrag zum europäischen Vereinigungsprozess zu leisten, zum Ausdruck bringen. Dieser Appell hebt folgende Punkte hervor:

  • Die Erklärung zum Sport im Amsterdamer Vertrag muss nun in die Praxis umgesetzt werden. Dies betrifft insbesondere die Konsultation der Welt des Sports zu jeglichen EU-Initiativen, die die Interessen des Sports berühren und zur Förderung des Sports in der EU beitragen.
  • Die Anwendung des Gemeinschaftsrechts auf den Sport muss mit einer weitsichtigen Vorstellung über die Strukturen und Abläufe innerhalb des Sports in der EU, vor allem in Betracht der europäischen Wettbewerbsbestimmungen, einhergehen; diese Anwendung muss auch die Regelwerke der Sportverbände beachten, ohne die die sportlichen Wettbewerbe nicht durchführbar sind.
  • Sport verkörpert einen bedeutenden Bestandteil des soziokulturellen Sektors. Die Mitgliedsstaaten haben die Pflicht, die Rolle des Sports in verschiedenen gemeinschaftlichen Politikbebereichen wie Jugend, Ausbildung, Gesundheit, Beschäftigung, zu fördern und zu schützen. Des weiteren verweisen wir erneut auf die Notwendigkeit, den Stellenwert des Sports in der EU durch einen eigenen Artikel im EU-Vertrag anzuerkennen und appellieren an die deutsche Präsidentschaft, dies in den zuvor eingeleiteten Überlegungen fortzuführen."

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 14 / 1. April 2014, S. 31
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2014