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GESCHICHTE/458: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 257 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 24 / 10. Juni 2014
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1999/VII: 25 Jahre Trainerakademie - Eckpfeiler der Spitzensportförderung
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 257)

Eine Serie von Friedrich Mevert



Mit einem Festakt im Kölner Dorint Kongress Hotel feierte der Deutsche Sportbund am 28. September 1999 das 25-jährige Bestehen der Trainerakademie des deutschen Sports. Aus diesem Anlass betonte DSB-Präsident Manfred von Richthofen in seiner Glückwunschrede, dass die Trainerakademie in Köln in den 25 Jahren ihres Bestehens "Qualitätsmaßstäbe gesetzt und sich damit auch international ein hervorragendes Renommee erworben" habe. "Wenn wir diese Akademie nicht hätten, dann müssten wir sie erfinden!", lautete das Resümee von Henrik Lotz, Vorsitzender des Vereins Trainerakademie und Ehrenpräsident des Deutschen Ruder-Verbandes.

Nachdem am 6. März 1974 in Frankfurt/Main sieben Spitzenverbände den Verein Trainerakademie e.V. gegründet hatten, gehörten dem Trägerverein ein Vierteljahrhundert später im Jubiläumsjahr als großem Mitgliederverbund 41 Spitzenverbände, 14 Landessportbünde sowie der DSB, das NOK und die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention an.

Armin Baumert, Leiter des Bereiches Leistungssport im DSB, stellte die wichtige Rolle der Trainerakademie im Nationalen Spitzensportkonzept des DSB heraus. Er bekräftigte die Auffassung des Bundesvorstandes Leistungssport, dass angesichts der angekündigten Kürzungen des Bundesfinanzministers die Vorbereitung der Athletinnen und Athleten auf die Olympischen Spiele in Sydney, die Beschäftigung der Bundestrainer und die Nachwuchsförderung oberste Priorität genössen. Dies mache deutlich, wie hoch eine qualifizierte Trainerausbildung eingeschätzt werde.

Nachfolgend Auszüge aus den Ansprachen von Manfred von Richthofen und Henrik Lotz:
Manfred von Richthofen:

"Der deutsche Spitzensport hat weltweit einen guten Ruf. Einen nicht unerheblichen Anteil daran können wir ganz zweifellos auch der Trainerakademie des Deutschen Sportbundes zuschreiben. Sie hat in den 25 Jahren ihres Bestehens Qualitätsmaßstäbe in der Ausbildung gesetzt und sich dabei auch international ein hervorragendes Renommee erworben.

Wir bekennen uns in Deutschland seit Jahrzehnten dazu, im internationalen sportlichen Leistungsvergleich eine möglichst rühmliche Rolle zu spielen. Und dazu gehört, den Spitzensport auf hohem Niveau zu fördern und auch das Umfeld entsprechend zu bereiten. Kein Zweifel, dass der Trainerakademie in diesem Gesamtfördersystem eine zentrale Bedeutung zukommt. Das soll sich in Zukunft nicht ändern. Für den Deutschen Sportbund und seine Mitgliedsorganisationen ist und bleibt diese Ausbildungsstätte unverzichtbar. Ein solch eindeutiges Bekenntnis scheint mir auch deshalb angebracht, weil Diskussionen im Zuge von Sparmaßnahmen manchmal die tollsten Blüten treiben.

Es ist das gute Recht und sogar die Pflicht vom Bundesrechnungshof und den Landesrechnungshöfen zu prüfen, ob Steuermittel ordnungsgemäß und sinnvoll verwendet werden. Doch daraus sollte man keine falschen Schlüsse ziehen oder gar Kahlschlags-Phantasien entwickeln. Deshalb noch einmal: die Trainerakademie ist aus der Sieht des deutschen Sports eine tragende Säule des Leistungsförderungssystems und muss es auch bleiben. Ich unterstreiche dies mit Nachdruck. Denn es kann keine preiswerteren Ersatzlösungen etwa in Anbindung an Hochschulinstitute geben, weil der ureigene Charakter der Trainerakademie dabei verloren ginge. Sie zeichnet sich schließlich dadurch aus, dass hier in engem Schulterschluss mit der Praxis des Leistungssports und gleichzeitig unter Berücksichtigung der Realitäten in der Verbandslandschaft gelehrt und ausgebildet wird. Diese ganz spezifischen Qualifizierungsmöglichkeiten passen in keinen Universitätslehrplan und auch nicht in das Ausbildungsraster beliebiger Hochschulen. Und die Tatsache, dass kein fester, sondern ein flexibler Lehrkörper den Einsatz von Experten garantiert, wann immer dies notwendig erscheint, unterstreicht die Besonderheit des Lehrbetriebs der Trainerakademie noch zusätzlich.

Aus der Praxis - für die Praxis heißt die Leitlinie, doch die wird flankiert von einem ganzen Arsenal theoretischen Rüstzeugs, ohne das im modernen Hochleistungssport nichts mehr geht. (...)

Doch der Traumberuf ist bekanntlich vielen Gefährdungen ausgesetzt. Das Studium an der Trainerakademie liefert immerhin ein solides Fundament, um diesen Gefährdungen im rauen Wind des leistungssportlichen Alltags standhalten zu können. Dies soll auch künftig so bleiben. Im deutschen Sport wissen wir, was wir an unseren Trainerinnen und Trainern haben. Der Erfolg der Aktiven steht oder fällt mit der kompetenten und verantwortungsbewussten Trainerarbeit, wobei wir auch den Begriff Ehrenkodex nicht gering schätzen dürfen. Denn das Streben nach sportlichen Höchstleistungen unter absolut sauberen Gesamtbedingungen stellt hohe Anforderungen weit über die fachliche Qualifikation hinaus. Für dieses Spektrum der Vermittlung von Wissen und Kompetenz rund um die Athletenbetreuung und Leistungssportförderung ist die Trainerakademie die beste Adresse hier zu Lande. (...)"

Henrik Lotz:

"Ich kenne keinen Athleten, dem der Sprung in die nationale oder internationale Spitze geglückt ist, ohne die Betreuung bzw. qualifizierte Arbeit eines Trainers. Wenn also unsere Gesellschaft auch in Zukunft Spitzenleistungen von deutschen Athleten erwartet bzw. wenn das derzeitige Niveau im Spitzensport und die Erfolge im internationalen. Vergleich Bestand haben sollen, so brauchen wir gut ausgebildete Trainerinnen und Trainer. Diese benötigen auf der Grundlage ethischer Prinzipien neben einer hohen trainingsmethodischen Fachkompetenz zunehmend Qualifikationen für ein wettkampfunterstützendes Coaching und soziale Handlungskompetenz.

Das Wissen um diese Zusammenhänge hat vor 25 Jahren zur Gründung der Trainerakademie Köln geführt. Man war sich einig, dass die verbandliche Trainerausbildung allein - mit rund 300 Stunden - nicht ausreicht, den angehenden Trainerinnen und Trainern das zu vermitteln, was sie für die tägliche Arbeit im Spitzensport benötigen. Der ständig steigende Leistungsanspruch im Spitzensport ist nur durch ein gut ausgebildetes, hauptberufliches Betreuerteam zu bewältigen. So ist die Trainerakademie ein fester Bestandteil des Nationalen Spitzensportkonzepts des Deutschen Sportbundes, welches mitgetragen wird von der Bundes- und Landesregierung, den Mitgliedsorganisationen des Sports sowie der Wirtschaft. (...)"

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 24 / 10. Juni 2014, S. 32
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2014