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GESCHICHTE/460: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 259 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 26 / 24. Juni 2014
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1999/IX: Eröffnung des Deutschen Sport- und Olympiamuseums in Köln
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 259)

Eine Serie von Friedrich Mevert



Es war der langjährige DSB- und NOK-Präsident Willi Daume, der bereits kurz nach den Olympischen Spielen 1972 in München in Kreisen der deutschen Sportführung die Idee einbrachte, auch in der damaligen Bundesrepublik nach dem Beispiel von anderen Ländern ein nationales Sportmuseum zu errichten. Doch dauerte es noch mehrere Jahre, bis sich schließlich 1978 der Deutsche Sportbund (DSB) und das Nationale Olympische Komitee (NOK) in entsprechenden Grundsatzbeschlüssen für die Errichtung eines Deutschen Sportmuseums in Köln aussprachen.

Beim DSB-Bundestag am 26./27. Mai 1978 wurde ein Memorandum zur Wiedererrichtung eines Deutschen Sportmuseums verabschiedet, in dem auch die Aufgaben dieser Institution beschrieben wurden. In enger Verbindung mit dem Museum wurde auch ein Zentralarchiv des deutschen Sports geplant, um das weit verstreute Archivmaterial der deutschen Sportorganisationen zu sammeln, zu ordnen und wissenschaftlich aufzubereiten. Doch es dauerte weitere vier Jahre, bis als erster Schritt zur Verwirklichung dieser Planungen am 16. Dezember 1982 in Köln der Verein "Deutsches Sportmuseum e.V." gegründet wurde.

Nach weiteren Zwischenschritten und langjährigen Verhandlungen war im Herbst 1996 die Finanzierung des Museumsbaus im Kölner Rheinauhafen durch den Bund, das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Köln mit je 30 endgültig gesichert. Am 26. November 1999 konnte das "Deutsche Sport & Olympia Museum" mit einem Festakt feierlich eröffnet werden. Aus den Eröffnungsreden des Kölner Oberbürgermeisters Harry Blum und des Vorsitzenden des Trägervereins, Prof. Walther Tröger, wird nachfolgend auszugsweise zitiert:

Oberbürgermeister Harry Blum:

"Natürlich hat man als Oberbürgermeister dieser Stadt kleine und große Ziele. Eines unserer größten Ziele in Köln ist es sicherlich, dem Ruf der Sportstadt Köln wieder gerecht zu werden. Diesem Ziel bringt uns die Eröffnung des Museums heute ein großes Stück näher, und ich betrachte die heutige Veranstaltung als einen großen Mosaikstein im Bild der Sportstadt Köln. (...)

Kommen wir zum Sport- und Olympia-Museum. Hier waren es sowohl eine großartige Idee wie auch die gemeinsamen Anstrengungen von Stadt Land und Bund, die für die Verwirklichung dieses besonderen Projektes sorgten. Dass wir heute hier die Eröffnung feiern. damit war nicht zu jeder Zeit zu rechnen. (...) Wir haben hier in Köln das Bangen hautnah mitbekommen und natürlich mit einer anderen Betroffenheit als Politiker in Bonn und Düsseldorf.

So schrieb die Kölnische Rundschau am 9. Februar 1999: 'Sportmuseum steht vor dem endgültigen Aus'. Es ging damals um die Folgekosten, und es ging hoch her im Kölner Rat. Wobei sich alle einig waren: Wir wollen in Köln das Sportmuseum. Besonders aktiv war nicht nur in dieser Phase der Verein Deutsches Sportmuseum, der am 8. September 1995 feststellen konnte, dass der Bund für Betriebs- und Unterhaltungskosten nicht in Anspruch genommen wird. Damit konnten die Mittel für die Investitionen des Museumsbaus fließen. Nach mehr als 10-jährigem Tauziehen um dieses Haus wurde endlich mit dem Bau begonnen. Das Museum ist ein vorbildliches Gemeinschaftsprojekt, an dem der Bund, das Land, die Stadt und natürlich auch der Trägerverein gearbeitet haben und die Lasten auch ungefähr auf alle Schultern verteilt wurden." (...)


Prof. Walther Tröger:

"Dies ist ein guter und schöner Tag für den deutschen Sport, für unser Land, für unsere Gastgeberstadt Köln, für die deutsche Museumslandschaft und für alle, die sich im langwierigen Bemühen um dieses Museum auf vielfältige Weise engagiert haben.

Wir dürfen uns mit Fug und Recht freuen und stolz darauf sein, dass 110 Jahre nach der ersten internationalen Sportausstellung in Köln in dieser Stadt das Deutsche Sport & Olympia Museum seine Tore weit öffnen kann. (...)

Nicht selten gab es Stunden der Ungewissheit, dass die Vision des Deutschen Sport & Olympia Museums überhaupt das Licht der Welt erblicken würde. Das Museum schien in kritisch zugespitzten Situationen höchstens ein schöner Traum zu sein. Nun ist der Traum Wirklichkeit". (...)

Ich träume, dass die Besucher auch erfahren, wie vieles ja auch im Sport schon einmal dagewesen ist in anderer Kleidung und anderen Masken, z.B. Auch - wenn wir an den Begriff Olympiamuseum denken - vor mehr als zweitausend Jahren. Ich träume aber gleichzeitig davon, dass wir erfahren, wie im Sport Zukünftiges und Ungedachtes enthalten ist, weil er sich entwickelt und neue Horizonte öffnet.

Ich träume, dass wir ausfindig machen, wie der Sport in seine soziale, politische, wirtschaftliche und kulturelle Umwelt verflochten ist und dass alle Partner sich gegenseitig beeinflussen. Ich träume auch, dass die Menschen hier etwas besonderes erfahren, nämlich den Stolz auf den sportlichen Besitz und auf die Freude, dass wir hier diesen Besitz, diese Schätze ganz unterschiedlicher Natur vermehren als Erbschaft, die dem gesamten Sport und allen seinen Freunden zugehört und als wertvolles Vermächtnis uns überantwortet ist." (...)

Ich träume davon, dass dieses Museum neben den nüchternen Fakten, sachlichen Informationen, dem Blick auf Heroen und Vorbildern immer wieder ungetrübte Freude schafft, dass es schlichtes Vergnügen, Phantasie anstachelt und auch ein bisschen bewegendes Herzklopfen nicht nur beim Mitmachen bereitet, denn das Spiel ist, nicht nur im Stadion, auf den Pisten oder in den Sporthallen, ein Experimentieren mit dem Zufall. Eine vergessene Weisheit, die man beim romantischen Dichter Novalis findet und nachlesen kann. (...)

Schließlich träume ich davon, dass unser Museum eine Dimension des Sports widerspiegelt und spürbar macht, die im Ernst des Wettkampfes, beim Ringen um Sieg und Rekord oder beim Pokern um Prämien und Millioneneinkommen zu kurz kommt, obwohl diese Dimension so lebensnotwendig ist:

Ich träume also davon, dass Sport ohne Lachen, Humor und freundliche Ironie nicht auskommen will. Ich träume, dass diese Dimension hier immer wieder aufblitzen kann und den Ernst relativiert.

Ich träume, dass das Spiel, auch die in München 1972 angestrebte Heiterkeit und Leichtigkeit, wach gerufen werden. (...)

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 26 / 24. Juni 2014, S. 22
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2014