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FRAGEN/067: Dr. Michael Vesper zu den World Games (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 30 / 21. Juli 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Stichwort: "World Games haben eigene Identität"
Sechs Fragen an Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB

"Sportarten, die nicht häufig im Blickpunkt stehen, finden ihre besondere Plattform"


DOSB PRESSE: Herr Vesper, Sie haben als Generaldirektor des DOSB in Kaohsiung die World Games besucht. Haben Sie einen Unterschied zur olympischen Atmosphäre feststellen können - sie waren ja als Chef de Mission in Peking unterwegs?

VESPER: Natürlich. Olympische Spiele sind ein einzigartiges Ereignis - allein schon durch ihre Größe, die mediale Aufmerksamkeit, durch die vielen Stars unter den Sportlern und das Olympische Dorf. Dem wollen und können die World Games nicht nacheifern. Diese Spiele definieren sich nicht als Miniaturausgabe von Olympia, sondern sie haben eine eigene Identität entwickelt, die ich für sehr wertvoll halte. Sportarten, die nicht häufig im Mittelpunkt stehen, aber mit großer Begeisterung und auf hohem Niveau betrieben werden, finden hier ihre ganz besondere Plattform. Und das spürt jeder Besucher: die Freude der Teilnehmer und der Gastgeber am sportlichen Wettkampf und kulturellen Austausch. Die Organisation war hervorragend.

DOSB PRESSE: Kaum verwunderlich, muss Taiwan doch sicher auch aufgrund der politischen Situation beweisen, dass man in der Lage ist, ein Sportereignis erfolgreich zu organisieren.

VESPER: Das ist jedenfalls gelungen. Man merkt überall, dass es auch eine politische Dimension gibt. Es geht um den Vergleich zu Peking. So wirkt beispielsweise das neu gebaute Stadion wie an die Architektur des "Vogelnests" angelehnt. Der "kleine Bruder" der Volksrepublik China will sich in der Sportwelt bemerkbar machen. Allerdings ist auch spürbar, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern normalisieren.

DOSB PRESSE: Im Gegensatz zu den Olympischen Spielen in Peking wird in Kaohsiung die Politik nicht alltäglicher Begleiter sein. Wirkt sich das auf die World Games aus?

VESPER: Ich denke, kaum. Auch hier sind die Dimensionen ganz andere als vor einem Jahr in Peking. Außerdem sind World Games von vornherein etwas entspannter als Olympische Spiele, das habe ich schon 2005 in Duisburg gesehen. Hier herrscht nicht der riesige Erwartungsdruck, aber auch nicht die prickelnde Nervosität, die man bei Olympischen Spielen spürt. Die Bevölkerung hat die Spiele angenommen: Zur Eröffnungsfeier kamen 40.000 Menschen.

DOSB PRESSE: Die deutsche Mannschaft umfasst 140 Personen - ganz schön beeindruckend, diese Zahl.

VESPER: In der Tat. Damit stellen wir eines der größten Teams. Erstmals hat uns das BMI aufgrund eines Bundestagsbeschlusses Entsendungsmittel zur Verfügung gestellt, mit denen wir den doch erheblichen organisatorischen Aufwand und die Reisekosten der Teilnehmer finanzieren können. Dafür sind wir sehr dankbar. Und erstmals gibt es in Kaohsiung ein "Deutsches Haus", das mit dem Mannschaftsbüro in einer Schule untergebracht ist. Dort können sich die dezentral auf die Stadt verteilten Athleten treffen und auch ärztlich betreuen lassen. Gunter Fahrion und Michael John, der beim DOSB für die World Games zuständig ist, stehen mit ihrem Team, das auch den Mannschaftsarzt Dr. Grimm und zwei Physiotherapeuten umfasst, fast rund um die Uhr bereit, um die Sportler zu unterstützen.

DOSB PRESSE: Sie haben bei ihrem Besuch einige Sportarten wie Sumoringen, Kanupolo, Faustball, Tauziehen und Drachenbootfahren besucht. Was hat sie am meisten beeindruckt?

VESPER: Der fröhliche Ehrgeiz und die positive Haltung, mit denen unsere Athleten antraten. DOSB PRESSE: Nach Duisburg 2005 - könnten Sie sich World Games wieder in Deutschland vorstellen?

VESPER: Natürlich ist es schade, dass Duisburg seine Bewerbung zurückziehen musste. Aber es ist andererseits auch gut, dass alle Kontinente mal dran sind, davon leben die World Games. Die nächsten Spiele finden 2013 nun in Kolumbien statt, erstmals in Südamerika.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 30 / 21. Juli 2009, S. 4
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2009