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MEDIZIN/094: Studie zeigt - Kopfballspiel schadet nicht dem Gehirn (idw)


Universität Regensburg - 13.07.2011

Tore mit Köpfchen - ohne Folgen für den Kopf.

Studie zeigt: Kopfballspiel schadet nicht dem Gehirn


Fußball erfreut sich in Deutschland als "Volkssport Nummer 1" besonderer Beliebtheit. Das Ballspiel findet bei Jung und Alt, bei Männern wie auch bei Frauen zahlreiche Anhänger. Die Fußball-WM der Frauen, die derzeit in Deutschland stattfindet, wird sicherlich - trotz des vorzeitigen Ausscheidens des deutschen Teams - zur Begeisterung beitragen. Das Turnier ist auch ein Grund, sich die Sportart aus wissenschaftlicher Perspektive wieder ein wenig näher anzuschauen. Denn in den letzten Jahren ist häufig der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Facetten des Fußballspiels und dem Verletzungsrisiko der aktiven Kickerinnen und Kicker diskutiert worden.

Forscher der Universität Regensburg um Prof. Dr. Petra Jansen und Diplom-Psychologin Cornelia Rieder vom Institut für Sportwissenschaft haben nun die gesundheitlichen Folgen des Kopfballspiels untersucht. So hält ein Profispieler im Laufe seiner Karriere im Durchschnitt mehr als 1.000 Mal den Kopf hin, Stürmer sogar noch häufiger. Viele Wissenschaftler haben deshalb in der Vergangenheit auf negative Folgen für die Hirnleistung hingewiesen. Schadet Kopfballspielen aber wirklich dem Gehirn und damit den kognitiven Leistungen (oder sind einige bekannte Aussagen von Fußballspielern auf andere Ursachen zurückzuführen)? Kann ein Kopfball eine Gehirnerschütterung verursachen? Gibt es Unterschiede, was die Geschlechter betrifft? Diesen und weiteren Fragen sind die Regensburger Wissenschaftler nachgegangen. Und das Ergebnis ist eindeutig: ein normales Kopfballtraining hat keine unmittelbaren negativen Folgen für die Funktionsweise des kognitiven Verarbeitungssystems.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen führten die Regensburger Wissenschaftler ein Experiment durch, an dem insgesamt 91 Probanden zwischen 19 und 29 Jahren - 61 Frauen und 30 Männer - teilnahmen. Die Gruppe der Probanden bestand vornehmlich aus Studierenden der Universität Regensburg, 24 von ihnen spielen Fußball in einem Verein. Für das Experiment wurden alle Probanden auf drei Unter-Gruppen verteilt: eine "Kopfball-Trainingsgruppe", eine sogenannte "Placebo-Kontrollgruppe" und schließlich eine "inaktive Kontrollgruppe".

Alle Probanden absolvierten zunächst neuropsychologische Tests zur Prüfung der Aufmerksamkeitsfähigkeit und der Gedächtnisleistung. Tests dieser Art gelten aus medizinischer Sicht als wichtiges Instrument, um auch kleinere Schäden oder Beeinträchtigungen des Gehirns zu untersuchen. Eine Woche danach kamen die Probanden für eine zweite Testreihe auf den Campus. Während die "Trainingsgruppe" ein kurzes Kopfballtraining absolvierte, unterzog sich die zweite "Placebo-Gruppe" einem Sporttraining ohne Kopfballspiel und die dritte Gruppe hatte trainingsfrei. Das Kopfball-Training der ersten Gruppe dauerte insgesamt 15 Minuten, was einer normalen Trainingseinheit im Rahmen eines regulären Fußballtrainings entspricht. Direkt im Anschluss wurden die neuropsychologischen Tests nochmals durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass keine neuropsychologischen Defizite ausschließlich auf das Kopfballtraining zurückzuführen sind. Allerdings beklagten sich die weiblichen Probanden innerhalb der Kopfball-Gruppe - im Vergleich zu den männlichen Teilnehmern - verstärkt über Kopfschmerzen nach dem Training.

Für die Regensburger Wissenschaftler gilt es nun, den Einfluss des Kopfballspiels auf die menschliche kognitive Leistung im Rahmen einer Langzeituntersuchung zu erforschen. Die Ergebnisse der ersten Studie wurden in der renommierten Fachzeitschrift "Archives of Clinical Neuropsychology" (DOI: 10.1093/arclin/acr055) veröffentlicht.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution87


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 13.07.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2011