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POLITIK/276: EU will Antidoping-Aktionsplan bis 2012 vorlegen (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Neue Bekämpfungsstrategie: EU will Antidoping-Aktionsplan bis 2012 vorlegen

EU-Parlament debattierte über das Weißbuch Sport und sportpolitische Akzente


Das EU-Parlament hat am 8. Mai in einer größeren Sportdebatte die Mitgliedstaaten nachdrücklich aufgefordert, in ihren nationalen Strafrechtsbestimmungen den Handel mit illegalen Dopingsubstanzen genauso zu behandeln wie den Drogenhandel. Die Parlamentarier forderten in einer Entschließung eine "Dopingpräventions- und -bekämpfungsstrategie, mit der unter anderem zu ehrgeizige Zeitpläne für Wettkämpfe vermieden werden sollen, die die Athleten zu sehr unter Druck setzen". Verlangt wurde des weiteren "die Erarbeitung eines Aktionsplans zur Bekämpfung von Doping innerhalb des Zeitfensters bis zu den nächsten Olympischen Spielen in der Europäischen Union", also London 2012. Ferner sollten Profivereine und Sportverbände eine "Selbstverpflichtungserklärung zur Bekämpfung von Doping" abgeben; deren Einhaltung sei "durch interne und unabhängige externe Kontrollen" zu überwachen.

Das europäische Legislativorgan nahm einen Bericht des griechischen EVP-Abgeordneten Manolis Mavrommatis an, der Positionen zum von der EU-Kommission im Juli 2007 vorgelegten Weißbuch Sport enthält. Betont wird darin die herausragende Rolle des Sports in den europäischen Gesellschaften: 60 Prozent der Bürger in den 27 Mitgliedsstaaten trieben regelmäßig Sport in etwa 700.000 Vereinen. Wie es weiter heißt, habe der Sport im Jahre 2004 einen Mehrwert von 407 Milliarden Euro erzielt (das sind 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU) und Arbeitsplätze für 15 Millionen Menschen (Beschäftigungsquote von 5,4 Prozent der Erwerbsbevölkerung) bereitgestellt. Große Relevanz habe der Spitzensport, der sich teilweise neuen Herausforderungen stellen müsse, wie etwa dem kommerziellen Druck, der Ausbeutung von jungen Sportlerinnen und Sportlern, dem Doping, dem Rassismus, der Korruption und dem Wettbetrug.

Die Abgeordneten zeigten sich in dem vom Ausschuss für Kultur und Bildung verantworteten Bericht besorgt "über die mögliche Liberalisierung des Marktes für Glücksspiele und Lotterien". Es sei angemessen, die durch solche Lotterien erwirtschafteten Einkünfte für Zwecke zu verwenden, die im öffentlichen Interesse liegen, wird ausgeführt. Sie forderten die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, den Sport vor jedem missbräuchlichen Einfluss im Zusammenhang mit Wetten zu schützen und die Integrität von Sportveranstaltungen sowie die "Achtung der Rechte des geistigen Eigentums der Wettbewerbsveranstalter" zu gewährleisten. Die Parlamentarier sprachen sich weiterhin dafür aus, für den Sport geringere Mehrwertsteuersätze beizubehalten; dies sei wegen der wichtigen gesellschaftlichen Stellung des Sports und seiner starken lokalen Verankerung nötig.

Das EU-Parlament verurteilte die missbräuchlichen Praktiken einiger Agenten von Profispielern, die zu "Korruption, Geldwäsche und Ausbeutung minderjähriger Spieler" geführt hätten. Aufgefordert wurde die EU-Kommission, Anstrengungen von Sportorganisationen zu unterstützen, auf nationaler Ebene qualifizierte Richtlinien für Spieleragenten einzuführen. Zugleich wurde die Kommission gebeten, die Maßnahmen der Sportverbände zum Schutz minderjähriger Spieler zu unterstützen; eine "offene und striktere Anwendung der FIFA-Regelung" sei wichtig. Überhaupt sollte der Transfer von Spielern unter 16 Jahren innerhalb der EU verboten werden; der erste Profivertrag eines Spielers müsse mit dem Verein abgeschlossen werden, der ihn ausgebildet hat.

Fußballgremien und die Vereine wurden aufgefordert, sich am Kampf gegen den Menschenhandel zu beteiligen, indem sie beispielsweise eine "Europäische Charta für Solidarität im Fußball" unterzeichnen. Diese verpflichtet, sich an "nachahmenswerte Verfahren" bei der Entdeckung, Einstellung und Aufnahme von jungen ausländischen Fußballspielern zu halten. Auch sollte ein Solidaritätsfonds eingerichtet werden, aus dem Präventionsprogramme in den Ländern finanziert werden könnten, die am stärksten vom Menschenhandel betroffen sind.

Darüber hinaus forderte das EU-Parlament die Mitgliedstaaten und Sportvereinigungen auf, "keine neuen Regeln einzuführen, die auf einer direkten Diskriminierung aufgrund der Nationalität beruhen (wie die 6+5-Regel)" - diese stehe im Gegensatz zu dem ausgewogeneren und nicht diskriminierenden UEFA-System eigener Nachwuchsspieler.

Zudem positionierte sich das EU-Parlament eindeutig zu der zentralen Vermarktung von TV-Rechten, die eine zentrale Einnahmequelle im Profisport sei. Ein "kollektiver Verkauf von Medienrechten" sorge für mehr Solidarität, erklärte Mavrommatis. Mit dem zentralen Verkauf von TV-Lizenzrechten werde verhindert, dass nur die großen Vereine Nutzen aus den Medienrechten ziehen. Gleichzeitig werden Sportorganisationen ermutigt, einen Teil der durch den Verkauf von Medienrechten erzeugten Einkünfte zu reinvestieren: Dies käme unmittelbar den ehrenamtlichen und nicht profitorientierten Bereichen spezieller Sportarten zu Gute, heißt es in dem 25seitigen Bericht.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 20/13. Mai 2008, DOKUMENTATION VIII-IX
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2008