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POLITIK/309: Umsetzung des Prinzips der intelligenten Dopingkontrollen (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 20 / 12. Mai 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Umsetzung des Prinzips der intelligenten Dopingkontrollen

Nationale Anti Doping Agentur stellt Jahresbericht vor


Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) hat bei ihrer Jahres-Pressekonferenz in Berlin den Jahresbericht 2008 vorgestellt. Ein Schwerpunkt ist dabei die Umsetzung des Prinzips der intelligenten Dopingkontrollen. Neben dem direkten Nachweis von verbotenen Substanzen im Urin oder in Ausnahmefällen auch im Blut (CERA, Wachstumshormon) setzt die NADA dabei vor allem auf die Langzeitbeobachtung von Steroid- und Blutprofilen. Bei ungewöhnlichen Abweichungen wurden bereits vermehrte Zielkontrollen oder Zusatzanalysen veranlasst. Auslöser für Langzeitbeobachtungen sind in der Regel atypische Muster bei Steroid- und von Blutprofilen, ungewöhnliche Leistungssprünge, Manipulationsverdacht u. ä. "Die NADA entwickelt ihr Kontrollsystem qualitativ ständig weiter", sagte der Vorstandsvorsitzende Armin Baumert, "mit investigativen Verfahren in Verbindung mit neuen Analysemethoden der Labore sind wir für die Zukunft gerüstet."

Nach dem WADA- bzw. NADA-Code 2009 soll künftig auch vermehrt das Instrument des Indizienprozesses genutzt werden, wenn durch ungewöhnliche Abweichungen von Normwerten und weiteren Verdachtsmomenten ein begründeter Verdacht auf einen Verstoß gegen AntiDoping-Bestimmungen eines Athleten oder einer Athletin vorliegt. "Wir sehen gerade in dieser weiteren Möglichkeit neben dem direkten Nachweis einer verbotenen Substanz oder Methode eine große Chance, die Dopingbekämpfung in Zukunft effektiver zu machen", sagte der NADA-Kuratoriumsvorsitzende Michael Hölz. Die Langzeitbeobachtung ist u.a. die Voraussetzung dafür, dass in Indizienprozessen Doping justitiabel nachgewiesen werden kann.

2008 sammelte die NADA darüber hinaus justitiable Blutproben (A- und B-Proben sind vorhanden), die im Labor langzeitgelagert wurden und nach der Einführung der neuen Methode alle auf Wachstumshormon nachgemessen wurden bzw. noch nachgemessen werden. Diese langzeitgelagerten Proben werden zurzeit auch mit der neuen Methode für CERA nachgemessen. Alle NADA-Proben, bei denen im Urin kein EPO entdeckt wurde, wurden 2008 auf Manipulationen mit Proteasen überprüft. Die Methode zur Identifizierung von Proteasen ist zurzeit weltweit nur im Kölner Labor installiert.

Die NADA gab 2008 vermehrt Zusatz-Analysen mit neuen Methoden wie Insulin, hgH, erweiterte IRMS usw. in Auftrag. Seit 2008 werden bei Manipulationsverdacht auch DNA-Profilvergleiche, wie bei der Endeckung der Manipulation der russischen Leichtathletinnen im Vorfeld der Olympischen Spiele, eingesetzt. Alle NADA-Proben wurden mit den hochempfindlichen Methoden gemessen, mit denen im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 systematisches Doping mit den anabolen Steroiden Metandienon und Methyltrienolon nachgewiesen wurde.

Insgesamt wurden im Jahr 2008 in Deutschland 55 positive Analyseergebnisse verzeichnet, dazu kommen insgesamt zehn Verweigerungen von Dopingkontrollen, die wie ein positives Ergebnis gewertet werden müssen, und eine Verfolgung eines möglichen Verstoßes wegen eines Verdachtsmoments. Das heißt, dass 66 Vorgänge von Verbands- oder Schiedsgerichten behandelt wurden. Bei insgesamt zehn weiteren auffälligen Analyseergebnissen lagen gültige medizinische Ausnahmegenehmigungen vor, so dass diese keine Verstöße gegen das AntiDoping-Regelwerk darstellen.

Bei den insgesamt 17 Vorgängen bei Trainingskontrollen fällt auf, dass siebenmal die Dopingkontrolle verweigert wurde. Die Athleten sind nach dem NADA-Code verpflichtet, sich für eine Dopingkontrolle zur Verfügung zu stellen. Verzögerungen ermöglichen Manipulationen. Entzieht sich also ein Athlet oder eine Athletin der Dopingkontrolle, entspricht das in der Bewertung einer positiven Kontrolle. Durch ein mittlerweile sehr dichtes Kontrollnetz und eine intelligente Kontrollplanung in Deutschland ist das Risiko für die Athleten enorm gestiegen, Dopingmittel zu benutzen, die durch die Analysemethoden direkt nachgewiesen werden können. Vor allem in sensiblen Zeiten, in denen das Verwenden von Dopingmitteln am effektivsten erscheint, wird häufig kontrolliert, um zu verhindern, dass zu verbotenen Mitteln gegriffen wird.

Bei insgesamt 59 Vorgängen im Bereich Wettkampfkontrollen ist anzumerken, dass der Kreis der getesteten Sportler größer ist und in 19 Fällen drei Verbände betreffen, die 2008 gar keine (Bund Deutscher Berufsboxer, Deutscher Bodybuilding- und Fitness-Verband) oder wenige (Bundesverband Deutscher Kraftdreikämpfer) Trainingskontrollen durch die NADA durchführen ließen. 24 positive Analyseergebnisse beziehen sich auf Substanzen, die nur im Wettkampf, nicht aber im Training verboten sind.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 20 / 12. Mai 2009, S. 14
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juni 2009