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VEREINE/156: Sterne des Sports" 2008 - Die 17 Finalisten im Porträt - Teil 16 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 22-23 / 26. Mai 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Fördern und fordern - Bewegung für Kinder mit motorischen Defiziten

Sterne des Sports" 2008 - Die 17 Finalisten im Porträt (16): SV Bad Bentheim e.V.


Am 26. Januar hat Bundespräsident Horst Köhler in Berlin die "Sterne des Sports" 2008 in Gold überreicht. Alle 17 Sportvereine, die das Finale erreicht haben, überzeugten die Jury durch ihr großes gesellschaftliches Engagement. Wir stellen alle Finalisten in der DOSB PRESSE vor, heute den SV Bad Bentheim aus Niedersachsen, der den 16. Platz belegte. "Sterne des Sports" ist eine Initiative des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Volksbanken Raiffeisenbanken.


Immer mehr Kinder leiden unter motorischen Defiziten. Sie sind in ihren Bewegungsabläufen gehemmt, sie bewegen sich zu wenig oder wenn doch - falsch. Manchmal hat das körperliche Ursachen, manchmal aber auch seelische - oder beides ist miteinander verknüpft. Die Folgen sind vielfältig: Die körperliche Entwicklung der Kinder wird gestört, ihr Selbstbewusstsein und ihre soziale Fähigkeiten werden geschwächt, sie grenzen sich ab, und aus der Isolation wird nicht selten Aggression.

"Die Verhaltensmuster von Kindern mit Bewegungsauffälligkeiten sind sehr unterschiedlich", sagt Helga Harink. Sie ist eine der beiden Übungsleiterinnen der Gruppe "Bewegungsförderung für Kinder" in der Turnabteilung des SV Bad Bentheim aus Niedersachsen. Zusammen mit Gea Heetderks leitet sie die Gruppe seit rund elf Jahren. Beide besitzen eine spezielle Übungsleiterlizenz im Bereich "Sport für Rehabilitation und Prävention" mit Schwerpunkt "Förderturnen und Psychomotorik". So vielfältig die Ausprägungen von Bewegungsdefiziten bei Kindern sind, so umfassend ist das Programm zur Bewegungsförderung. "Eigentlich machen wir ganz normales Kinderturnen", sagt Helga Harink. Der wichtigste Unterschied liegt in der intensiven und individuellen Betreuung der Kinder. Die Gruppe umfasst nur zehn Kinder, und sie trifft sich einmal pro Woche. Anders als im Schulsport können sich Helga Harink und Gea Heetderks ganz gezielt um ihre Schützlinge kümmern.

"Kinder mit motorischen Störungen werden oft als ungeschickt angesehen. Auch von den Eltern", sagt Helga Harink. Manchmal verbergen sich dahinter Gleichgewichtsstörungen. "Diese Kinder vermeiden auf dem Spielplatz zum Beispiel die Schaukel." In der Gruppe werden sie behutsam durch Hängematten und Seile an schaukelnde Bewegungen gewöhnt und stärken damit ihren Gleichgewichtssinn. In anderen Fällen helfen gezielte Übungen, beispielsweise zur Stärkung der Rückenmuskulatur.

Oft werden die Defizite der Kinder spät erkannt. Meistens fällt erst in der Schule auf, dass sie motorisch eingeschränkt sind. So waren die Kinder anfangs schon in der ersten oder zweiten Klasse, wenn sie in die Gruppe zur Bewegungsförderung kamen. "Das ist eigentlich zu spät. Es ist sehr wichtig, frühzeitig mit den Kindern zu trainieren." Dank einer regen Öffentlichkeitsarbeit konnten Helga Harink und Gea Heetderks erreichen, dass inzwischen immer mehr Kinder bereits im Vorschulalter in ihre Gruppe kommen. Beide arbeiten dafür eng mit Kinderärzten und Erziehern zusammen. "Und natürlich auch mit den Eltern." Inzwischen hat sich das Angebot soweit herum gesprochen, dass es eine Warteliste gibt.

Trainiert werden einfache Dinge wie z.B. Körperwahrnehmung, in der Fachsprache "taktile Wahrnehmung" genannt. "Durch Tasten, Berühren oder auch Barfußlaufen lassen wir die Kinder unterschiedliche Stoffe erspüren." Auch der Hörsinn wird gefördert. Das zarte Klingen einer Triangel beispielsweise trainiert die Fähigkeit, Töne zu unterscheiden. Mit speziellen Ballübungen wird zudem Kontrolle trainiert. "Wir üben, den Ball zu lenken und uns vom Ball lenken zu lassen." Es ist ein ganzheitlicher Ansatz mit dem Helga Harink und Gea Heetderks nicht nur die Bewegungsfähigkeit der Kinder stärken, sondern auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Teamfähigkeit.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 22-23 / 26. Mai 2009, S. 31
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juni 2009