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VEREINE/172: Mehr Mädchen für Fußball gewinnen (idw)


Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 13.07.2011

Mehr Mädchen für Fußball gewinnen


888 bayerische Vereine mit Jugendfußballangebot hat Professor Heinz Reinders von der Universität Würzburg in Kooperation mit dem Bayerischen Fußball-Verband befragt. Das Ergebnis der repräsentativen wissenschaftlichen Studie zum Thema Mädchenfußball: Aus Sicht der Vereinsmitarbeiter interessieren und begeistern sich Mädchen für Fußball. Sie wollen Fußball spielen; allerdings könnten sowohl Schule als auch Eltern die zukünftigen Kickerinnen noch besser unterstützen.

Lediglich 11,9 Prozent der Vereinsmitarbeiter geben an, dass sich Mädchen aus ihrer Sicht nicht für Fußball interessieren würden. Nur 1,1 Prozent finden, dass Mädchen körperlich zu schwach seien, um Fußball zu spielen. Die Erfahrung, dass sich Mädchen nicht ernst genommen fühlen, machen sieben Prozent. Auffällig: Zwei Drittel der Vereinsvertreter beklagen, dass Mädchen über den Schulsport nicht für Fußball begeistert würden, 55 Prozent haben den Eindruck, dass die Eltern noch Vorbehalte gegenüber dem Frauen-und Mädchenfußball hegen.

"Zumindest aus Vereinssicht scheinen die Mädchen in der Schule immer noch klassische 'Mädchensportarten' zu betreiben", kommentiert Studienleiter Professor Reinders, Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Bildungsforschung an der Universität Würzburg, das Ergebnis. Dr. Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) erklärt dazu: "Fußball hat besonders in den Grundschulen noch nicht den Stellenwert, den er in den Augen der jungen Menschen und der Gesellschaft insgesamt hat."

Aber auch die Vereine sehen sich in der Pflicht. Über 50 Prozent geben an, dass es an Mädchenfußball-Angeboten in den Vereinen fehlt und mehr Werbung für Mädchenfußball gemacht werden müsse. 60 Prozent der Jugendleitungen halten den Mangel an Trainerinnen für eine unnötige Hürde beim Zugang von Mädchen zum Fußball.

Der Anteil von Mädchen in den Vereinen

Nachdem der Bayerische Fußball-Verband die Zahl der Frauen-und Mädchenmannschaften von 1089 (2005) auf 2011 im Jahr 2011 annähernd verdoppeln konnte, spielen aktuell im Durchschnitt pro Verein 17 Mädchen Fußball. Allerdings zählen über die Hälfte der Klubs noch weniger als zehn Mädchen in ihren Jugendmannschaften. "Es gibt aber auch richtige Highlights unter den Vereinen, 20 Prozent haben mehr als 30 aktive Spielerinnen. Diese Vereine fördern explizit den Mädchenfußball durch eigene Abteilungen und Mädchenteams und sind damit im sportlichen und im sozialen Bereich sehr erfolgreich", erläutert Reinders.

Kaum Mädchen mit Migrationshintergrund

Fast 90 Prozent der Befragten berichten von einem sehr guten sozialen Miteinander in ihrem Verein. Schwer tun sie sich allerdings bei der Einbindung von Mädchen mit Migrationshintergrund (1,3 Migrantenmädchen pro Verein). Knapp zwei Drittel sehen den Grund im Mangel an Betreuerinnen mit Migrationshintergrund.

Ansonsten sind gut 90 Prozent der befragten Jugendleitungen zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Betreuerstab und auch den Trainingsmöglichkeiten. In Bezug auf die sportlichen Erfolge und die Talentförderung im Verein herrscht nur bei knapp über drei Prozent wirkliche Unzufriedenheit.

Pro Amateurfußball: Zahl der Trainerinnen erhöhen

Die wissenschaftlichen Untersuchungen der Universität Würzburg bestätigen die Erfahrungen des Bayerischen Fußball-Verbandes im Hinblick auf die Problemlagen und Hürden im Mädchenfußball. Hier setzt die bereits vor der Studie zu Jahresbeginn gestartete BFV-Kampagne "Pro Amateurfußball" an: Um die Zahl qualifizierter Trainerinnen im Frauen-und Mädchenfußball zu erhöhen, geht der BFV aktiv auf ehemalige Auswahlspielerinnen zu und versucht diese für eine Trainerausbildung beim BFV und eine anschließende Tätigkeit im Verein zu gewinnen.

Mehr Mädchen für Fußball gewinnen

Für alle sechs-bis 14-jährigen Mädchen ohne Vereinszugehörigkeit, die Lust auf Fußball haben, gibt es zukünftig an zwei Orten in jedem Bezirk einmal wöchentlich ein Schnuppertraining-Angebot. Der BFV fördert die Gründung von Fußball-Sportarbeitsgemeinschaften an den Schulen in allen sieben Bezirken Bayerns mit Gerätegutscheinen, bildet 300 Stützpunktspieler der BFV-Nachwuchsleistungszentren zu Mentoren für Schulfußballangebote aus und bietet den bayerischen Vereinen Absolventen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) an, die für den jeweiligen Verein Schulkooperationen anstoßen sollen.

Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund integrieren

Zur Integration von Mädchen mit Migrationshintergrund hat der Bayerische Fußball-Verband bereits 2009 den Ratgeber "Gelungenes Zusammenspiel" entwickelt. Darin finden die Vereine Tipps und Informationen zur richtigen Ansprache und Einbindung von Spieler(inne)n und Eltern mit Migrationshintergrund. Mit der Initiative "Soziale Integration von Mädchen durch Fußball" will der BFV die Mädchenfußball-AGs speziell an Grund-und Hauptschulen bayernweit ausbauen. Aktuelle Pilotstandorte sind Augsburg und Bayreuth.

Weitere Infos zur Kampagne "Pro Amateurfußball" finden Sie auf der BFV-Homepage unter:
www.bfv.de/cms/seiten/39356_55784.html

Bei Interesse an der kompletten Studie der Uni Würzburg wenden Sie sich bitte per E-Mail an heinz.reinders@uni-wuerzburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution99


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 13.07.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2011