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MELDUNG/007: Bilanz der Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA (Staatstheater Wiesbaden)


Hessisches Staatstheater Wiesbaden

NEUE STÜCKE AUS EUROPA - NEW PLAYS FROM EUROPE 2010

Jubiläumsausgabe der Theaterbiennale in Wiesbaden und Mainz - ein voller Erfolg


"Je weniger die Ökonomie und die Politik Vertrauen in Europa setzen, desto mehr hat man den Eindruck, dass das Nachdenken über Menschen, Gesellschaft und Kultur Europas in den neuen Stücken der europäischen Autoren seinen Platz findet", sagte Manfred Beilharz, Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und Mitglied der Künstlerischen Leitung der Theaterbiennale NEUE STÜCKE AUS EUROPA auf der Abschlusspressekonferenz des Festivals, das heute, am 27. Juni 2010, mit drei Aufführungen aus Kroatien, Polen und Island zu Ende geht. Er zeigte sich erfreut darüber, dass sein Kollege Matthias Fontheim vom Staatstheater Mainz zum zweiten Mal das Festival mitträgt.

Vom 17. bis zum 27. Juni 2010 zeigten 24 Produktionen aus 21 Ländern Europas in 42 Vorstellungen in eindrucksvoller Weise eine große Bandbreite künstlerischer Arbeit und dokumentierten die ästhetische Vielfalt der europäischen zeitgenössischen Dramatik. Für die Künstlerische Leitung verantwortlich zeichneten Manfred Beilharz, Yvonne Büdenhölzer sowie Tankred Dorst und Ursula Ehler. Für das Staatstheater Mainz kuratierte Chefdramaturgin Marie Rötzer. Die 41 Paten des Festivals, namhafte Dramatikerinnen und Dramatiker aus den jeweiligen europäischen Ländern, halfen mit Empfehlungen bei der Auswahl der Stücke. Alle Vorstellungen wurden in der Originalsprache gezeigt und für das Publikum simultan ins Deutsche übersetzt, die deutschen Stücke ins Englische.

Der Übersetzerpreis des Festivals, den der WIESBADENER KURIER für die beste Stückübersetzung auslobt und mit 1.000 Euro dotiert, wurde von Viola Bolduan, Ressortleiterin Feuilleton des Wiesbadener Kuriers an Luise Rist für die Übersetzung des Stücks "Bab und Sane" von René Zahnd des Théâtre Vidy aus Lausanne verliehen. Das Festival rundet die Summe auf 1.500 Euro auf.

Eröffnet wurde das Festival mit "Die Nutten" von Emma Dante aus Italien, "Marta vom blauen Hügel" von Alvis Hermanis aus Lettland und "Das Puppenschiff" von Milena Markovic aus Serbien. Das Wiesbadener Traditionscafé Maldaner spendete zur 10. Ausgabe des Festivals eine Geburtstagstorte für den Eröffnungsabend. Die Firma Oschatz - Visuelle Medien GmbH und mww druck und so unterstützte die Fotoausstellung "Happy Birthday, Biennale!", die über die gesamte Festivalzeit im Zelt als Mobilé an besondere Biennale-Momente aus 18 Jahren erinnerte.

Zu den bemerkenswerten Gastspielen zählten unter anderem der französische Beitrag "Kreise / Fiktionen" von Joël Pommerat, "Im freien Fall" von Michael West aus Irland, "Bab und Sane" von René Zahnd aus der französischsprachigen Schweiz, "Angenehmschrecklich" der bulgarischen Autorin Jana Borissowa und "Der Kummer der Menschenfresser" von Fabrice Murgia aus Belgien. Neben dem aufsehenerregenden und kraftvollen Stück von fünf jungen türkischen Frauen "Hässliches Menschlein" von der Theaterkompanie oyun deposu aus Istanbul standen weitere Stücke von Autorenkollektiven auf dem Programm: "Hannah und Martin" von Lineke Rijxman, Willem de Wolf und Joan Nederlof aus den Niederlanden, "Zagreb Pentagramm" von Damir Karakas, Nina Mitrovic, Igor Rajki, Filip Eovagovic und Ivan Vidic sowie das isländische Gastspiel "Liebe Isländer" der Mindgroup (Hallur Ingólfsson, Jón Atli Jónasson, Jón Páll Eyjólfsson). Zum ersten Mal war mit "Allegretto Albania" ein Stück aus Albanien dabei. Die deutschen Beiträge stammten von Nis-Momme Stockmann, Bettina Erasmy und Lisa Danulat.

Die Platzausnutzung für alle Vorstellungen lag bei knapp 80 %. Insgesamt besuchten rund 7000 Menschen die Vorstellungen und Sonderveranstaltungen des Festivals. Zu Gast waren 86 Dramatikerinnen und Dramatiker, die in theoretischen Diskursen, Lesungen und Vorträgen zu Wort kamen und Fragen des Schreibens und des Theaters in den verschiedenen europäischen Ländern reflektierten. Das umfangreiche Rahmenprogramm wurde unterstützt von der Bundeszentrale für politische Bildung. Im Workshop "Kinder entdecken Europa" entdeckten Schulklassen mit Theaterkünstlern und Paten der Theaterbiennale fünf weniger bekannte europäische Länder.

21 junge Autorinnen und Autoren erarbeiteten im FORUM JUNGER AUTOREN EUROPAS Texte, die im Rahmen einer Schnitzeljagd (Einrichtung: Thorsten Duit) dem Publikum präsentiert wurden. Unterstützt durch das Goethe-Institut und die Europäische Theaterkonvention (ETC) leitete der englische Dramatiker und Festivalpate Mark Ravenhill das englischsprachige Forum, Martin Heckmanns, Autor und Dramaturg sowie Dozent an der Berliner Universität der Künste leitete die deutschsprachige Arbeitsgruppe. Das FORUM JUNGER AUTOREN wurde unterstützt die Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen, dem Goethe-Institut und der Europäischen Theaterkonvention ETC.

Das FORUM JUNGER THEATERKRITIKER unter der Leitung von Jürgen Berger (Süddeutsche Zeitung) und Nikola Richter (u.a. Blogmacherei) bot neun jungen Kritikerinnen und Kritikern aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit, unter den Produktionsbedingungen einer Tageszeitung zwei Ausgaben der Festivalzeitung "print | blog" zu erstellen. Das gesamte Festival über veröffentlichten die jungen Kulturjournalisten im neu eingerichteten Festivalblog www.newplays-blog.de Kritiken, Festivaleindrücke, Interviews und kleine Geschichten am Rande. Dieses Forum fand in Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie, dem Wiesbadener Kurier und der STUZ statt.

Das FORUM DRAMATURGIE bot als Offener Campus Studenten aus ganz Deutschland und Amsterdam die Möglichkeit, am Festival zu partizipieren und sich in Form von Vorträgen und Kurzseminaren weiterzubilden. Im FORUM THEATERÜBERSETZUNG arbeiteten unter der Leitung von Frank Heibert fünf Tage lang acht Theaterübersetzer an acht Theaterstücken aus Spanien/Katalonien, Moldawien, Tschechien, der Slowakei, Weißrussland, Ungarn, Zypern und Portugal. Die Werkstattergebnisse wurde bei der Veranstaltung "Stück für Stück" im Studio des Staatstheaters Wiesbaden in szenischen Lesungen präsentiert. Das FORUM THEATERÜBERSETZUNG wurde unterstützt von der Robert Bosch Stiftung, dem Internationalen Theaterinstitut (ITI) sowie dem Deutschen Übersetzerfonds. Beim Mainzer Autorentheatertag "Text trifft Regie" trafen erneut vier Autoren auf vier junge Regisseure, die ihre Premieren an ungewohnten Orten des Staatstheaters Mainz zeigten.

3sat/ZDFtheaterkanal berichteten in einer Spezialausgabe ihrer Theatersendung Foyer über das Festival. Die Diskussion "Frauenbilder im europäischen Theater" mit Ruth Fühner als Moderatorin wurde vom Hessischen Rundfunk für hr2-kultur aufgezeichnet. Im SWR2 Forum diskutieren Manfred Beilharz, Nico Helminger (Schriftsteller und Dramatiker und Luxemburgischer Pate der Biennale) sowie Peter Michalzik, Theaterkritiker der Frankfurter Rundschau, zum Thema "Von Amokläufern, Puppenschiffen und Menschenfressern - Welche Geschichten erzählt das Theater in Europa?"

Manfred Beilharz und Matthias Fontheim bedankten sich bei den Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz und ihren Ministerpräsidenten und Schirmherren des Festivals, Roland Koch und Kurt Beck, der Stadt Wiesbaden, dem Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Medienpartnern ZDFtheaterkanal, Wiesbadener Kurier, den Kulturpartnern hr2-kultur und SWR2 sowie zahlreichen Sponsoren für die Unterstützung des Festivals.


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Quelle:
Pressemitteilung: 27.06.2010
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Andrea Bartsch, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Christian-Zais-Str. 3, 65189 Wiesbaden
Fon 0611- 132 329, Fax 0611-132 307
www.staatstheater-wiesbaden.de
www.maifestspiele.de
www.newplays.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2010