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MELDUNG/100: Kulturstiftung des Bundes fördert drei neue Projekte in Hamburg (Kulturstiftung des Bundes)


Kulturstiftung des Bundes - Pressemitteilung vom 17.12.2012

Kulturstiftung des Bundes fördert drei neue Projekte in Hamburg mit insgesamt ca. 391.000 Euro



Unter dem Titel "Post Musicals" produziert das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel drei Musicals mit dem Ziel, einen Gegenentwurf zum zunehmend kommerziell ausgerichteten Typus gewinnbringender Massenspektakel zu erarbeiten. Das Projekt wird mit 132.000 Euro gefördert.

Weitere 150.000 Euro fließen ebenfalls nach Kampnagel in das internationale Themenfestival "ZOO 3000". Vor dem Hintergrund der noch jungen geisteswissenschaftlichen Disziplin "Zoopolitik" lädt Kampnagel Wissenschaftler/innen und Künstler/innen ein, über unser Verhältnis zu Tieren, über Transnaturalität und mögliche Strategien einer politischen Zoologie zu diskutieren.

Die geheimagentur erhält rund 109.000 Euro für ihr Projekt "THE ART OF BEING MANY" - einen Kongress, der das neue Demokratieverständnis und seine Arten des Versammelns untersucht, das seit einigen Jahren bei der europäischen und arabischen Bevölkerung zu beobachten ist, wenn immer mehr Menschen jenseits staatlicher Strukturen und politischer Organisationen öffentlich zusammenfinden, um ihr Anliegen voranzubringen.


POST MUSICALS
Internationales Musicalfestival

Das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel widmet seine Reihe 'POST MUSICALS' einem Genre, das mit Werken beispielsweise von George Gershwin, Kurt Weill oder Leonard Bernstein lange Zeit für intelligente, gesellschaftskritische Unterhaltung stand. Erst mit seiner zunehmenden Kommerzialisierung in den 1980ern wurde das Genre musikalisch verflacht und inhaltlich banalisiert und ist heute Inbegriff für gewinnbringende Massenspektakel, die mit eigenen Bauten und dominanten Werbeflächen aggressiv in die Weichbilder von Städten wie etwa Hamburg eingreifen.

Ab 2013 produziert das Internationale Sommerfestival drei Musicals mit dem Ziel, einen Gegenentwurf zum kommerziell ausgerichteten Typus zu erarbeiten, der an die ursprünglich subversive Gesellschaftsanalyse von Musicals in ihrer anspruchsvollen Verbindung aus Musik, Tanz und Theater anknüpft. Als internationale Produktionen sollen sie einen großen Wirkungsradius erreichen und das Musical als innovatives Genre revitalisieren:


Everything all in all

Die US-amerikanische Instrumentalistin und Komponistin Shara Worden hat mit ihrer Band My Brightest Diamond das Klangspektrum von Pop-Musik entscheidend erweitert. Gemeinsam mit dem Regisseur Andrew Ondrejcak und dem belgischen Barock-Ensemble BOX entsteht ein Pop-Musical, in dem sich allegorische Archetypen des Barock in heutigen Alltagssituationen bewähren müssen. Eine Koproduktion des Internationalen Sommerfestivals mit DeSingel, Amsterdam


John McEnroe - The Musical

Der kanadische Entertainer und Pop-Musiker Chilly Gonzales hat gemeinsam mit dem Journalisten Tim Adams ein Musical über John McEnroe geschrieben, den ersten Sport-Superstar, Nike-Werbeträger und schimpfenden Ausnahmespieler. Gonzales inszeniert das Stück, das vom Internationalen Sommerfestival in Kooperation mit dem Luminato Festival in Toronto produziert wird.


Phantom Ghost: Exposé

'Phantom Ghost' ist das Projekt des Musikers Thies Mynther und des Tocotronic-Sängers Dirk von Lotzow. Aus gemeinsamen Gesprächen mit der ehemaligen Broadway-Ballerina, Pornodarstellerin und Choreografin Georgina Spelvin entsteht ein Musical, das sich entlang von Spelvins Biografie mit dem Verhältnis von Kunst und Sexualität beschäftigt. Eine Produktion des Internationalen Sommerfestivals in Koproduktion mit dem Donaufestival Krems.

Künstlerische Leitung: Amelie Deuflhard
Veranstaltungsorte und -zeitraum:
deSingel Antwerpen 1. - 31.5.2013,
Kampnagel Hamburg 10.8.2013 - 16.8.2015
Luminato-Festival Toronto 20.6. - 31.8.2014


ZOO 3000 - Die explodierte Universität
Interdisziplinäres Themenfestival

Bislang haben Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften in ihren Forschungen und Theorien unsere Koexistenz mit Tieren kaum berücksichtigt. Das ändert sich derzeit: Die sog. "Zoopolitik" bzw. "Animal Studies" spielen in diesen Disziplinen neuerdings eine größere Rolle. Die konsequente Berücksichtigung von Tieren bei gesellschaftlichen Fragen erfordert neue kulturelle Sichtweisen innerhalb der Biopolitik. Zwei Wochen lang lädt Kampnagel internationale Wissenschaftler/innen und Künstler/innen in eine "explodierte Universität" ein, in der in sechs Themenfeldern über unser Verhältnis zu Tieren, über Transnaturalität und Strategien einer politischen Zoologie diskutiert wird: Wie könnten Lieben, Leben und Kämpfen in einer zoopolitischen Welt aussehen?

Intendanz: Amelie Deuflhard Künstlerische Leitung: Nadine Jessen, Melanie Zimmermann Veranstaltungsort und -zeitraum: Kampnagel Hamburg 5. - 16.6.2013


THE ART OF BEING MANY
Kongress, Forschungsprozess, Publikation

Die europäische und arabische Bevölkerung erobert seit einigen Jahren die Demokratie zurück. Immer mehr Menschen versammeln sich unabhängig von staatlichen Strukturen und politischen Organisationen, um ihre Anliegen voranzubringen.

Der Kongress THE ART OF BEING MANY untersucht das neue Demokratieverständnis und seine Arten des Versammelns. Sechs Monate vor dem Kongress werden 49 "Delegierte" von der demokratischen Basis - Schülervertreter, Mitglieder von Online-Spiele-Communities - mittels einer Online-Plattform vernetzt. Sie bereiten sieben Themenschwerpunkte vor und werden von den Initiatoren des Projekts sowie von Künstler/innen und Forscher/innen unterstützt.

Für den Kongress selbst wird eine Arena für 400 Teilnehmer aufgebaut, die unterschiedliche Arten der Teilnahme ermöglichen: Gebetsteppiche, Bürostühle, WLAN oder Effektmikrofone stehen zur Verfügung. Die Teilnehmer können so Techniken und Ästhetiken, Strategien und Theorien des Versammelns erproben, wohingegen die Delegierten mit Reenactments, Interventionen, Experimenten und Aufrufen konkrete Einblicke in die Dynamik, Performance und Konflikte aktueller Versammlungskultur geben. Auf jeder Versammlung wird entschieden, welche Methode am besten geeignet ist - die Erkenntnisse werden in einer gemeinsamen Publikation festgehalten.

Künstlerische Leitung: geheimagentur.
Wissenschaftliche Leitung: Vassilis Tsianos
Veranstaltungsort und -zeitraum:
Kampnagel Hamburg 1. - 30.6.2015

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Quelle:
Pressemitteilung der Kulturstiftung des Bundes vom 17.12.2012
Friederike Tappe-Hornbostel, Leiterin Kommunikation
Kulturstiftung des Bundes
Franckeplatz 2, 06110 Halle/Saale
Telefon: + 49 345/2997-120, Fax: + 49 345/2997-300
E-Mail: presse@kulturstiftung-bund.de
Internet: www.kulturstiftung-bund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Dezember 2012