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TANZ/007: Hamburg - Das Kampnagel Tanzprogramm 2014/2015


Tanzprogramm [k] Kampnagel, Spielzeit 2014/2015

TANZTERMINE SPIELZEIT 2014/15

Mit der Uraufführung seiner BACH/PASSION/JOHANNES eröffnet Laurent Chétouane die Kampnagel Spielzeit und eine umfangreiche Tanzsaison



Nur Bebilderung der Musik von Bach ist nicht zu erwarten in der Uraufführung von BACH/PASSION/JOHANNES von Laurent Chétouane am Mittwoch, den 1. Oktober auf Kampnagel. Vielmehr sucht er in der Musik, die im Herzen des Christentums verortet ist, das, was sie jenseits der christlichen Inhalte bedeutet. Im künstlerischen Kosmos des Franzosen treffen Körper und Philosophie aufeinander, die er in seiner speziellen Formensprache miteinander verbindet. BACH/PASSION/JOHANNES ist der dritte Teil von Chétouanes »Zusammensein«-Trilogie und folgt auf die ersten beiden Stücke M!M und 15 VARIATIONEN ÜBER DAS OFFENE. Gemeinsam mit dem Berliner Solistenensemble Kaleidoskop präsentiert Chétouane eine bearbeitete Version der Bach?schen Musik mit vier Tänzern, einer Sängerin und sieben Musikern, die gemeinsam singend durch die Passion wandern.

Mit dieser Uraufführung startet Kampnagel in eine umfangreiche Tanz-Saison mit Arbeiten u.a. von den französischen Choreografen Christian Rizzo, David Wampach und Boris Charmatz. Innerhalb des Tanzschwerpunkts "No matter of representation", in dem es künstlerisch und theoretisch um die Grenzen der ästhetischen und politischen Repräsentation gehen wird, zeigen wir im Januar 2015 u.a. neue Stücke von Sebastian Matthias und Antonia Baehr. Fortgesetzt wird die Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedenen Ländern Afrikas. Neben zwei neuen Produktionen von Gintersdorfer/Klaßen, gibt es im Februar 2015 eine Uraufführung der Hamburger Choreografin Yolanda Gutiérrez, die mit Akteuren der senegalesischen Protestbewegung »Y?en a marre« arbeitet. Alain Platel hat für COUP FATAL kongolesische Sapeure auf die Bühne geholt und ist mit dieser Produktion im Mai 2015 eingeladen. Das LIVE ART FESTIVAL #7 im Juni 2015 ist mit "Choreografie & Protest" übertitelt und wird mit Arbeiten u.a. von Keith Hennessy, Sa?a Asentic und Public Movement choreografische Strategien in aktuellen Protestbewegungen und politische Potentiale von Tanz am eigenen Leib erfahrbar machen.


Chronologischer Überblick:

Laurent Chétouane, BERlin
Bach / Passion / Johannes (UA)
(Mi) 01.10. bis (Sa) 04.10.

CHRISTIAN RIZZO, PARIS

NACH EINER WAHREN GESCHICHTE (D'APRÈS UNE HISTOIRE
VRAIE)


(Do) 09.10. bis (Sa) 11.10.2014

LIVING DANCE STUDIO, PEKING
LISTENING TO THIRD GRANDMOTHER'S STORIES
(Mi) 19.11. und (Do) 20.11.2014

MEMORY II: HUNGER
(Fr) 21.11. und (Sa) 22.11.2014

Anne Teresa De Keersmaeker / ROSAS / Ictus Ensemble, BRÜSSEL
Vortex Temporum
(Sa) 15.11.2014

Alain Platel, gent
Tauberbach
(Fr) 28.11. bis (So) 30.11.2014

DAVID WAMPACH, MONTPELLIER
CASSETTE - NACH NUSSKNACKER (DEA)
(Mi) 10.12. bis (Fr) 12.12.2014

Sidi Larbi Cherkaoui / SABURO TESHIGAWARA
GÖTEBORGSOPERANS DANSKOMPANI, Göteborg
SPIRIT (NOETIC & METAMORPHOSIS) (DEA)
(Mi) 17.12. bis (Sa) 20.12.2014

BORIS CHARMATZ, RENNES
MANGER
(Fr) 30.01. bis (So) 01.02.2015

SEBASTIAN MATTHIAS, BERLIN / HAMBURG
SYNEKISM / GROOVE SPACE
Januar 2015

Antonia Baehr, Berlin
MISSES AND MYSTERIES (UA)
Januar 2015

Akram Khan, LONDON
iTMOi
(Do) 12.02. bis (So) 15.02.2015

Gintersdorfer/KlaSSen, Hamburg/Berlin
Not Punk, Pololo
März 2015

JANA UNMÜSSIG, HAMBURG
TO ONE ON HIS BACK (UA)
April 2015

ALAIN PLATEL, Gent
COUP FATAL
Mai 2015

Josep Caballero Garcia, HAMBURG/BERLIN
OH MANN! (UA)
Mai 2015

JENNY BEYER, HAMBURG
ZOOM_IN (UA)
Mai 2015

ANTJE PFUNDTER, HAMBURG
NIMMER - VERSION FÜR KINDER/ERWACHSENE (UA)
Mai 2015


Ausführliche Infos zum Tanz-Programm

OKTOBER

LAURENT CHÉTOUANE, BERLIN
BACH / PASSION / JOHANNES (UA)

Der Franzose Laurent Chétouane ist Ingenieur, Theaterwissenschaftler, Regisseur und nicht zuletzt einer der gefragtesten in Deutschland produzierenden Choreografen. Mit HORIZON(S) und 15 VARIATIONEN ÜBER DAS OFFENE wurde Chétouane gleich zweimal infolge zur Tanzplattform eingeladen. Die Uraufführung von BACH / PASSION / JOHANNES ist nun der Abschluss seiner »Zusammensein«-Trilogie. Darin setzt Chétouane seine Forschung zum »Offenen« fort - im Sinne Nancys das Ende jeder Festschreibung und Transzendenz - und verortet es ausgerechnet im Herzen des Christentums. Gemeinsam mit dem Berliner Solistenensemble Kaleidoskop, einer Sängerin und einem fünfköpfigen Tanz-Ensemble präsentiert Chétouane eine vollkommen neue Version der Bachschen Musik.

DATEN (Mi) 01.10. bis (Sa) 04.10. / k2


CHRISTIAN RIZZO, PARIS

NACH EINER WAHREN GESCHICHTE (D'APRÈS UNE HISTOIRE
VRAIE)

Der französische Choreograf und sein Ensemble aus acht Tänzern und zwei Schlagzeugspielern avancierte mit D'APRÈS UNE HISTOIRE VRAIE zum Publikums-Hit beim Festival d'Avignon 2013. Die Choreografie zitiert folkloristische Männer-Tänze aus dem türkisch-arabischen Raum und übersetzt diese liebevoll in den Kontext zeitgenössischer Choreografie. Unter dem soghaften traditionell-rhythmischen bis psychedelischen Live-Sound der Schlagzeuge entsteht ein Reigen der sich miteinander bewegenden Männerkörper. D'APRÈS UNE HISTOIRE VRAIE ist eine transkulturelle Utopie von Gemeinschaft und der Lust am Tanzen.

DATEN (Do) 09.10. bis (Sa) 11.10.2014 / k6


NOVEMBER

LIVING DANCE STUDIO, PEKING
LISTENING TO THIRD GRANDMOTHER'S STORIES

LISTENING TO THIRD GRANDMOTHER'S STORIES entstand nach einem Treffen mit der 83-jährigen Su Mei Lin: Die Großtante Wen Huis oder »dritte Großmutter« erlebte die wichtigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Mittels ihrer persönlichen Erinnerungen beschreibt Hui die Geschichte der Frauen in China. Dieses Stück ist eine »poetische« Entsprechung zu dem dokumentarischen Stück MEMORY; Geschichte wird hier ins Persönliche gespiegelt, choreografiert und komponiert.

DATEN (Mi) 19.11. und (Do) 20.11.2014 / k2


LIVING DANCE STUDIO, PEKING
MEMORY II: HUNGER

Die große Hungersnot in China (1959-1961), als Ergebnis landwirtschaftlicher Kollektivierung und Fehlsteuerung der Parteiführung, forderte bis zu 45 Millionen Tote. Im Rahmen eines Erinnerungs- und Dokumentationsprojekts entsandte das LDS Interviewer in 130 Dörfer, um die Überlebenden der Hungersnot, vielfach im Greisenalter, zu befragen. In MEMORY II: HUNGER stehen die Interviewer selbst auf der Bühne, wo sie mit den Videoaufnahmen ihrer Gespräche konfrontiert werden.

DATEN (Fr) 21.11. und (Sa) 22.11.2014 / k2


ANNE TERESA DE KEERSMAEKER / ROSAS / ICTUS ENSEMBLE, BRÜSSEL
VORTEX TEMPORUM

Anne Teresa De Keersmaeker gilt als eine der einflussreichsten Erneuerinnen des zeitgenössischen Tanzes und ist die unangefochtene Meisterin für das Wechselspiel von Musik und Bewegung. Ihr aktuelles Stück VORTEX TEMPORUM, das in Kooperation im Rahmen des GREATEST HITS FESTIVAL präsentiert wird, setzt sie sich mit dem Spätwerk des französischen Vorreiters der Spektralmusik Gérad Grisey auseinander. Die besondere Intensität der Komposition, deren Ziel es ist, die Erfahrung des Hörens zu formen und einen mikroskopischen Einblick in die Welt der Musikstrukturen gewährt, macht die Choreografin zur Grundlage kreis- oder spiralförmiger Bewegungsmuster - Figuren, die in vielen Arbeiten von ROSAS auftauchen. In Zusammenarbeit mit dem Ausnahme-Ensemble ICTUS untersuchen De Keersmaeker, wie Zeit sich verdichtet und ausdehnt, zusammenzieht und entfaltet, um in einem choreografischen Kontrapunkt den Klängen, Gesten, Bewegungen und der Dynamik des Raums eine Gleichwertigkeit und Unabhängigkeit zu ermöglichen.

DATEN (Fr) 15.11.2014 / k6


ALAIN PLATEL, GENT
TAUBERBACH

Die fünf Tänzer des Kollektivs les ballets C de la B und die Schauspielerin Elsie de Brauw verweben Bilder und Klänge, »die aus jenem Teil des Kopfes kriechen, in den die Zivilisation noch nicht vorgedrungen ist.« Als Inspirationsquelle diente »Tauber Bach«, ein Chorprojekt von Artur Zmijewski mit Gehörlosen zu Kompositionen von Johann Sebastian Bach. Ein weiteres Grundmotiv ist die Frau Estamira: Der Dokumentarfilmer Marcos Prado hat die an Schizophrenie Leidende über viele Jahre begleitet und ihr Leben auf einer Müllkippe nahe Rio de Janeiro beobachtet. Aus ihren Obsessionen und Assoziationen und der Kraft der Bach-Gesänge entwickelt sich eine Erzählung vom Kampf um den Erhalt menschlicher Würde. Die Inszenierung wurde zum Berliner Theatertreffen 2014 eingeladen.

DATEN (Fr) 28.11. bis (So) 30.11.2014 / k6


DEZEMBER

DAVID WAMPACH, MONTPELLIER
CASSETTE - NACH NUSSKNACKER (DEA)

Der Shootingstar der französischen Tanzszene präsentiert eine queere Version des Ballettklassikers und nimmt die im Stück angelegten Charaktertänze »Divertissements« wörtlich: Ballroom-Party, Lasershow und Neonlichter bilden den visuellen Rahmen zu dieser klugen und durchaus spritzigen Analyse von Gender, Körperkonditionierung und der gesellschaftlichen Stellung des klassischen Balletts. Nicht spottend, sondern in tiefer Hassliebe verleiht David Wampach dem Ballett neue Strahlkraft. Mit CASSETTE - ein Wortspiel mit dem französischen Originaltitel »Casse-Noisette« - ist er zum ersten Mal in Hamburg zu sehen.

DATEN (Mi) 10.12. bis (Fr) 12.12.2014 / k6


SIDI LARBI CHERKAOUI / SABURO TESHIGAWARA, ANTWERPEN / TOKIO GÖTEBORGSOPERANS DANSKOMPANI, GÖTEBORG
SPIRIT (NOETIC & METAMORPHOSIS) (DEA)

Unter dem Titel SPIRIT inszenieren Sidi Larbi Cherkaoui und Saburo Teshigawara, Weltstars des zeitgenössischen Tanzes, zwei herausragende Arbeiten, die um das Thema Existenz, Werden und Vergehen kreisten. Der Doppelabend ist eine Auftragsarbeit für das Göteborg Ballet. Sidi Larbi Cherkaoui päsentiert seine neue Produktion NOETIC, die er in Kollaboration mit dem bildenden Künstler Antony Gormley, den Fashion Designer Duo Les Hommes und dem Komponisten Szymon Bróska entwickelt hat. Die Noetik wird definiert als »Lehre vom Denken, vom Erkennen geistiger Gegenstände«. Für den Glauben an eine Kohärenz aller Dinge findet er beeindruckende Bilder. Saburo Teshigawara ist Bildender Künstler, Poet und »Tanz-Macher«. Für seine Choreografien und Körper-Installationen genießt er in seiner Heimat Japan und international hohes Ansehen. Im Kontext von SPIRIT präsentiert er eine ebenso schöne wie schmerzhafte Darstellung von Metamorphose.

DATEN (Mi) 17.12. bis (Sa) 20.12.2014 / k6


JANUAR

FOKUS TANZ: NO MATTER OF REPRESENTATION

Große Tanzkompanien erleben und neue Choreografen entdecken, Glamour trifft auf Avantgarde sowie das Nebeneinander von internationalen und lokalen Künstlern - das verspricht der FOKUS TANZ zu Beginn des Jahres 2015. Er widmet sich mit einer Uraufführung von Antonia Baehr und zwei weiteren Aufführungen von Boris Charmatz, bzw. Sebastian Matthias sowie einem Symposium unter der Leitung von Ana Vujanovic den Grenzen der ästhetischen und politischen Repräsentation.


BORIS CHARMATZ, RENNES
MANGER

In seiner lang erwartete neuen Arbeit MANGER, die bei der Ruhrtriennale 2014 uraufgeführt wird, widmet sich der Choreograf mit einem 14-köpfigem Ensemble der alltäglichen und körperlichen Handlung des Essens. Die Nahrungsaufnahme beleuchtet er aus ästhetisch-choreografischen Blickwinkel und betritt damit choreografisches Neuland. Die Metapher des Essens erfüllt für Charmatz diverse Deutungsebenen: Unscheinbare, existenzsichernden Nahrungsaufnahme, vornehmes Speisen, gieriges Schlingen. Immer beinhaltet das Essen auch ein gegessen werden, also auch ein 'Verschwinden'. Genau hier setzt er kontrapunktisch seine Recherchen am Tanz fort, der selbst meist in der Geste des 'Zeigens' verankert ist. MANGER verbindet zwei auf den ersten Blick gegensätzliche Vorstellungswelten und stellt nicht zuletzt die Frage, wie wir Realität schlucken und verdauen.

DATEN Januar 2015 / k6


SEBASTIAN MATTHIAS, BERLIN / HAMBURG
SYNEKISM / GROOVE SPACE

Der noch junge Choreograf Sebastian Matthias gehört mittlerweile zu den wichtigsten Stimmen der hiesigen choreografischen Landschaft und produziert seit seinen künstlerischen Anfängen auf Kampnagel. In Relation zu seiner künstlerischen Forschungsarbeit am Graduiertenzentrum Partizipation und Teilhabe nimmt er das Phänomen des Groove zum Anlass, die Übertragung von Bewegungen zwischen Körpern zu analysieren. Jede Aufführung wird zu einem partizipativen Prozess zwischen der Gemeinschaft aus Tänzern und Zuschauern. Seine These ist, dass jeder urbane Kontext seinen eigenen idiosynkratrischen Groove hat - im GROOVE SPACE lässt sich diese Behauptung am eigenen Körper nachvollziehen.

DATEN Januar / p1


ANTONIA BAEHR, BERLIN
MISSES AND MYSTERIES (UA)

Antonia Baehr gehört zu den eigenwilligsten Künstlerinnen Deutschlands, wurde bereits viermal zur Tanzplattform Deutschland eingeladen und wird von Kritikern wie vom Publikum gleichermaßen geliebt. In ihrem neuen Projekt MISSES AND MYSTERIES geht sie von Audioversionen von Tanzstücken aus, wie sie von der französischen Künstlerin Valérie Castan für Blinde eingesprochen werden. In Baehrs Aneignung dieser Übersetzungstechnik kehrt sie den theatralen Repräsentationsprozess um: auf der leeren Bühne lässt sie die Zuschauer queere Körperfantasien jenseits von Geschlechts- und Sexualitätsnormen imaginieren.

DATEN Januar 2015 / k1


ANA VUJANOVIC / PERFORMANCE STUDIES UNIVERSITÄT HAMBURG
PERFORMANCE, REPRESENTATION & PARTICIPATION (IN A DIALOGUE WITH MICHAEL BAKHTIN) - A SYMPOSIUM

Die Theoretikerin, Dramaturgin und Gastprofessorin am Institut für Performance Studies an der Universität Hamburg gehört zum inner circle der globalen Tanzavantgarde zwischen Berlin, Brüssel und Paris - und Hamburg. Anhand eines verschollenen Buchs des Philosophen Michael Bakhtin und mit einer Reihe spannender internationaler Theoretiker sowie den Studenten der Performance Studies plant sie ein Symposium, das von Seminarsituation bis zu offener Debatte reicht.

DATEN Januar 2015 / k4


FEBRUAR

YOLANDA GUTIÉRREZ, HAMBURG
POLITICAL BODIES (UA)

In ihrem Projekt POLITICAL BODIES bringt die Hamburger Choreografin Yolanda Gutiérrez mit dem Dramaturgen Jens Dietrich die Protagonisten der schlagkräftigen und aufsehenerregenden senegalesischen Protestbewegung »Y'en a marre« auf die Bühne. Die Bewegung wurde 2011 in Dakar gegründet und verband auf spektakuläre Weise energetisch-spektakulären Breakdance mit politischer Botschaft. In POLITICAL BODIES zeigen die Tänzer und Musiker, welche Ästhetik eingesetzt werden kann, um Menschen zu mobilisieren und wie politische Forderungen durch künstlerische Prozesse gestaltet werden. Die Aufführungen werden ergänzt durch einen Kongress, der sich mit dem politischen Gehalt des Körpers auseinandersetzt.

DATEN Februar 2015 / k2, kmh, k4


AKRAM KHAN, LONDON
ITMOI

Anlässlich des 100. Geburtstags der Uraufführung von Igor Stravinskys Ballett »Le Sacre du Printemps« folgt Akram Khan seiner Faszination für Strawinsky. Mit ITMOI (= in the mind of Igor) präsentiert der Londoner Star-Choreograf jedoch keine Re- oder Neuinszenierung, sondern deutet die Komposition vollkommen neu aus, indem er in ihren musikalischen Elementen mathematischen Mustern nachspürt und nach ihrer Bedeutung für die heutige Zeit fragt. Gemeinsam mit den Komponisten Nitin Sawhney, Jocelyn Pook und Ben Frost entwickelt Khan einen vollkommen neuen Soundrack, der nur noch die rhythmischen Grundprinzipien der ursprünglichen Komposition beibehält.

DATEN Februar 2015 / k6


MÄRZ

GINTERSDORFER/KLASSEN, HAMBURG/BERLIN
NOT PUNK, POLOLO

Mehr hat das Duo Gintersdorfer/Klaßen noch nie ins Rampenlicht gestellt: 18 Tänzer, Musiker und Schauspieler mit Liveband machen eine Tanzshow! Ausgangspunkt ist der legendäre John Pololo aus der Elfenbeinküste, ein Dieb und Mörder für hochkarätige Auftraggeber aus Politik und Wirtschaft, der in den 80er und 90er Jahren zu einer stilprägenden Kunstfigur in der Elfenbeinküste wurde. Die sogenannte »Pololo-Bewegung« lebt im ivorischen Showbiz bis heute von der Straßenkultur und dem Schick der schweren Jungs, analog zur amerikanischen Gangster-Rap-Kultur. NOT PUNK, POLOLO untersucht popkulturelle Miss-/Verständnisse und bringt Assoziationen hervor, die nicht das Immergleiche bestätigen, sondern Neues produzieren.

DATEN März / k2


APRIL

JANA UNMÜSSIG, HAMBURG
TO ONE ON HIS BACK (UA)

Jana Unmüßig gilt als Hoffnungsträgerin der Hamburgischen Tanzlandschaft - auf der Tanzplattform 2014 war sie zum Nachwuchsprogramm eingeladen und überzeugte mit ihrer klaren und minimalistischen Bewegungssprache. In TO ONE ON HIS BACK setzt sie sich mit Samuel Beckett auseinander - dem Meister des theatralen Spiels von An- und Abwesenheit. In seinem für die Bühne bisher noch unentschlossenen Text »Company« sucht Unmüßig nach dem Verhältnis von Körper und Stimme. In einem choreografischen Spiel aus Bewegung und Stimme, Raum und Licht, Blick und Dauer, verhandelt Unmüßig Fragen von Theatralität, Subjektivität und Gemeinschaft.

DATEN April 2015 / k4


MAI

ALAIN PLATEL, GENT
COUP FATAL

Für die bei den Wiener Festwochen 2014 uraufgeführte Produktion konfrontiert der belgische Choreograf seine bild- und körpergewaltige Sprache mit dem Barockgesang des kongolesischen Countertenors Serge Kakudji und der düsteren Eleganz seines Landsmannes und Bühnenbildners Freddy Tsimba. Zusammen lassen sie die Lebensfreude, die in den Arien von Georg Friedrich Händel und Christoph Willibald Gluck transportiert wird, auf das Phänomen der Sapeure treffen - diese kongolesischen Dandys pflegen manieristische Eleganz und eine gleichsam barocke wie lebensbejahende Attitüde in einem seit Jahrzehnten von Krieg und Zerstörung gezeichneten Land.

DATEN Mai 2015 / k6


JOSEP CABALLERO GARCIA, HAMBURG/BERLIN
OH MANN! (UA)

Josep Caballero Garcia, ehemaliger Pina-Bausch-Tänzer und Choreograf, beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit der Dekonstruktion klassischer Männlichkeitsbilder. In seiner K3-Residenz ließ er 2013 klassische Frauenrollen von Männern tanzen und brachte so die Geschlechterordnung zum Wanken. In seiner neuen Tanzperformance OH MANN! (AT) erforscht er »Männlichkeit« aus den unterschiedlichen Blickwinkeln dreier Perfomer_innen: einem transsexuellen Mann, einem homosexuellen Mann und einer queeren, weiblich identifizierten Person.

DATEN Mai 2015 / k1


JENNY BEYER, HAMBURG
ZOOM_IN (UA)

In der vergangenen Spielzeit hat die Hamburger Choreografin Jenny Beyer mit ihrer Arbeit DUETT wieder einmal gezeigt, dass sie ein breites Publikum für die essentiellen Fragen des Tanzes interessieren kann. Sie vertanzte Musik zur Choreografie und andersherum und erhielt dafür nicht nur große Zustimmung eines begeisterten Publikums, sondern konfrontierte sich und die Zuschauenden mit der ästhetischen Beziehung von Komposition und Choreografie. Für ihr erstes Bühnenprojekt der Serie ZOOM_IN (AT) und ihrer zur Spielzeit 14/15 beginnende Konzeptionsförderung entwickelt sie Strategien, die Zuschauer aus ihrer »Komfortzone« zu holen, um sie für die Sprache des Tanzes aufmerksamer zu machen.

DATEN Mai 2015 / k2


ANTJE PFUNDTER, HAMBURG
NIMMER - VERSION FÜR KINDER/ERWACHSENE (UA)

»Wie bringst Du etwas zum Verschwinden?« - »Indem ich es mit nach Hause nehmen und es in den Schrank tue«. Die Hamburger Choreografin Antje Pfundtner hat für NIMMER, ihr erstes Stück für junges Publikum im Grundschulalter, Kinder nach den Regeln des Verschwindens befragt. Nun bearbeitet sie das Stück für Erwachsene neu und will es als Doppelvorstellung sowohl Kindern als auch ihren Eltern präsentieren, die sich im Anschluss über ihre Seherfahrungen austauschen können.

DATEN Mai 2015 / k1


JUNI

LIVE ART FESTIVAL#7: CHOREOGRAFIE & PROTEST

CHOREOGRAFIE & PROTEST lässt choreografische Strategien in aktuellen Protestbewegungen und politische Potentiale von Tanz am eigenen Leib erfahren. Das zweiwöchige Festival ist Auseinandersetzung mit aktuellem politischem Geschehen und will in einem 'Kurzschluss' zwischen Künstlern, Theoretikern und Aktivisten mit dem Publikum einen ungewohnten und direkten Zugang zur zeitgenössischen Choreografie schaffen. Neben einem 14-tägigen temporären Trainingscamp auf Kampnagel, das eigens konzipierte Tanztrainings für den Aufstand für Anfänger und Fortgeschrittene anbietet, gibt es Auftragsproduktionen und Gastspiele von u.a. Keith Hennessy, Sasa Asentic, Public Movement und Isabelle Schad. Als utopischer Überbau des Festivals wird auf Kampnagel der PLANET HAMAM errichtet; ein transkultureller Begegnungsraum, in dem Künstler mit und ohne Migrationshintergrund zum gemeinsamen kritischen Schwitzen einladen.

DATEN Juni 2015 / alle Hallen

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Quelle:
Kampnagel Hamburg, Jarrestr. 20, 22303 Hamburg
Pressestelle:
Christina Schäfers / Tel.: +49 40 270949-59 / Fax.: +49 40 27094911
Email: christina.schaefers@kampnagel.de
Karten: 040 270 949 49, Fax: 040 270 949 62
Mo-Fr / 13-19 Uhr, Sa, So 16-19 Uhr
Internet: www.kampnagel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Oktober 2014