Schattenblick → INFOPOOL → TIERE → TIERSCHUTZ


GENTECHNIK/021: Tiere als Ersatzteillager - Xenotransplantation (tierrechte)


Magazin tierrechte - Ausgabe 2/2018
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

Tiere als Ersatzteillager - Xenotransplantation

von Carolin Spicher


Das Forschungsgebiet der Xenotransplantation ist vielleicht das grauenvollste Kapitel der modernen Gentechnik. Hier nutzen Forscher alle ihnen zur Verfügung stehenden Techniken mit dem Hauptziel, Organe für den Menschen auf Vorrat zu züchten, und sprechen den betroffenen Tieren so jeglichen Eigenwert ab.

Bei der Xenotransplantation werden Zellen, Gewebe oder ganze Organe und Körperteile von einer Spezies auf eine andere übertragen. Dabei kommt es teilweise zu schwersten Abstoßungsreaktionen bei den Empfängertieren, die meist unter Schmerzen sterben. Das Prinzip wird in der heutigen Forschung in zwei Richtungen verfolgt. Vom Mensch auf das Tier und vom Tier auf den Menschen.


Zucht von menschlichen Tumoren

In der biomedizinischen Forschung wird seit Jahrzenten menschliches Gewebe, wie Tumorzellen, auf Mäuse übertragen, um an diesen die Tumorentwicklung zu studieren. Die Tiere entwickeln zum Teil riesige schmerzhafte Geschwülste, bevor sie getötet und untersucht werden. Tausende Tiere werden so künstlich krankgemacht und leiden im Namen der Tumorforschung. Aber noch weniger Respekt für die Würde der Tiere zeigt sich in dem Forschungsbereich, der Tiere als bloße Ersatzteillager für uns Menschen sieht.


Schweine als Organfabriken

Mit dem akuten Mangel an Spenderorganen begründen Wissenschaftler wie Prof. Bruno Reichart (Ludwig-Maximilians-Universität München) die Notwendigkeit ihrer Forschung, Schweineherzen in Paviane zu verpflanzen. Dem Schwein wurde dabei zum Verhängnis, dass sein Herz anatomisch und physiologisch dem des Menschen sehr ähnelt und es deshalb als Organspender Nr. 1 für den Menschen gehandelt wird. Paviane wurden als Primaten zum Modellorganismus für den Menschen bestimmt. Um Abstoßungsreaktionen der Empfängertiere auf ein mögliches Minimum zu reduzieren, werden stark genetisch veränderte Schweine erzeugt. Trotz dieser Vorkehrungen kommt es zu Abstoßungsreaktionen und die Paviane überleben bislang nicht sehr lange mit den Schweineherzen.


Millionenschwere Forschungsprojekte

Die Förderung des Sonderforschungsbereichs, der diese Versuche beinhaltet, wurde vor zwei Jahren bis 2020 verlängert und wird in dieser Zeit mit über 15 Millionen Euro gefördert. Ebenfalls erforscht wird der Einsatz von Schweineherzklappen für den Ersatz defekter Klappen beim Menschen sowie die Transplantation von Schweine-Inselzellen (Insulin-produzierende Zellen der Bauchspeicheldrüse) zur Behandlung von Diabetes-Patienten.


Tierleidfreie Lösungsansätze: Bioreaktoren

Um dem Spenderorganmangel in Zukunft entgegenzutreten, wären eine präventive Medizin, die den Bedarf von Spenderorganen senken kann sowie eine verstärkte Förderung von Forschungsprojekten zur Zucht von künstlichen Organen aus Stammzellen in vitro ein ethisch vertretbarer Weg. Hier können auch 3D-Drucktechniken zum Einsatz kommen. Ein aktuelles Erfolgsbeispiel der In-vitro-Ansätze ist die Herstellung von Insulin-produzierenden Betazellen aus humanen Stammzellen. Ziel der Forschung ist es, diese Zellen in künstliche Mini-Organe, sogenannte Bioreaktoren zu integrieren, die in Diabetes-Patienten zukünftig die Rolle der Bauchspeicheldrüse übernehmen sollen. Das besondere an diesen Bioreaktoren ist, dass die spezielle Beschichtung Nährstoffe und Hormone ungehindert passieren lässt, während der direkte Kontakt zu den körpereigenen Immunzellen des Patienten verhindert wird. Mit dieser Methode wären keine Abstoßungsreaktionen zu befürchten und es müssten keine Beta-Zellen aus Schweinen gewonnen werden.

*

Quelle:
Magazin tierrechte - Ausgabe 2/2018, S. 7-8
Menschen für Tierrechte
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Mühlenstr. 7a, 40699 Erkrath
Telefon: 0211 / 22 08 56 48, Fax. 0211 / 22 08 56 49
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
tierrechte erscheint viermal jährlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang