Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → TIERSCHUTZ

POLITIK/695: Abschaffung der Ferkelkastration - wie geht es weiter? (PROVIEH)


PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 2/2013
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Abschaffung der Ferkelkastration - wie geht es weiter?

Von Sabine Ohm



Der Bundesrat hat im Februar 2013 die Novelle des Tierschutzgesetzes verabschiedet. Als einzig nennenswerte Verbesserung des Nutztierschutzes sieht PROVIEH das darin festgelegte Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab dem 1. Januar 2019. Bedauerlich ist nur, dass Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner die ursprüngliche Ausstiegsfrist von 2017 auf Druck des Bauernverbandes noch bis Ende 2018 hinausgeschoben hat. Das war aus Sicht von PROVIEH überflüssig, denn es gibt inzwischen Alternativen (vgl. PROVIEH-Magazin 1/2013).

Die Regierungskoalition zeigt damit erneut ihre zunehmende Entkoppelung von den gesellschaftlichen Entwicklungen. In einer Umfrage des EU-Tierschutzdachverbandes "Eurogroup for Animals" und der Universität Wageningen zum Thema Ferkelkastration meinten 83 Prozent der befragten Mäster, der Ausstieg aus der Kastration sei unumkehrbar; bei den Schlachtunternehmen waren es sogar 100 Prozent der Befragten.

In den Niederlanden wird jetzt schon in den meisten Supermärkten nur noch Fleisch von unkastrierten Tieren angeboten. Unter anderem gaben die dort gut etablierten deutschen Discounter ALDI und LIDL im Oktober 2008 ihren Umstieg bekannt. Offenbar gibt es keine Probleme, seit damals auf Jungeberfleisch umgestellt wurde: Der Schweinefleischkonsum hat laut Statistik darunter nicht gelitten. Die Umstellung ging damals zügig, nachdem einige Umfragen gezeigt hatten, wie schockiert die niederländischen Konsumenten auf die Information reagierten, dass Ferkel im Alter von wenigen Tagen betäubungslos kastriert werden. Die in den Niederlanden zunächst eingeführte CO2-Betäubung entpuppte sich als zu stressreich und tierquälerisch. Die Jungebermast kristallisierte sich früh als beste Alternative heraus.

PROVIEH wünscht sich nun auch in Deutschland einen schnelleren Ausstieg aus der Ferkelkastration, da die nötigen Forschungsarbeiten inzwischen weitgehend abgeschlossen sind. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und die Fleischindustrie machen bisher nach eigenem Bekunden zwar viele Versuche, halten sich ansonsten aber bedeckt. Mit einem klaren Bekenntnis zur Jungebermast könnten LEH und Wursthersteller den Tierhaltern den Weg weisen, wo Politik und Gesetzgeber wieder einmal versagt haben.

Sabine Ohm, Europareferentin

*

Quelle:
PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 2/2013, Seite 37
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0, Telefax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de
 
PROVIEH erscheint viermal jährlich.
Schutzgebühr: 2 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2013