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VERBAND/115: Medienbrennpunkt Massentierhaltung - Wie PROVIEH Journalisten bei der Arbeit hilft (PROVIEH)


PROVIEH Ausgabe 01/2012
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Medienbrennpunkt Massentierhaltung

von Stefan Johnigk



Wie PROVIEH Journalisten bei ihrer Arbeit hilft

Der bekannte Fernseh- und Sternekoch Björn Freitag weiß, wie man Essen lecker zubereitet. Spannend und anschaulich recherchiert er für die Zuschauer der WDR-Sendereihe "Der Vorkoster" unter anderem, welches Essen gesund ist, aber auch wie und wo es hergestellt wird. Dazu gehört die kritische Auseinandersetzung mit Missständen in der Tierhaltung. Für die Sendung "Kein Ei gleicht dem anderen" vom 21. November 2011 unterstützte PROVIEH das Fernsehteam bei den Recherchen: Woran kann man sehen, dass Legehennen in Kleingruppen-Käfigen leiden? Warum werden Millionen von Legehennen ihre sensiblen Schnabelspitzen amputiert, und was unternimmt PROVIEH dagegen? Wo kann man Hühner in mobiler Freilandhaltung erleben, und was macht diese Haltungsform so besonders tiergerecht?

Wir treffen das Vorkoster-Team zum Drehtermin auf der Nahrungsmittelmesse ANUGA in Köln. Weil es fast unmöglich ist, das Schnabelkürzen bei Hennenküken live vor Ort zu filmen, zeigt PROVIEH am Laptop Aufnahmen aus der grausamen Alltagspraxis. Die Bilder gehen unter die Haut. Das WDR-Team will auch in einer Kleingruppen-Käfighaltung filmen. PROVIEH erklärt ihnen anhand einer Bilddokumentation, die der Verband für die Richter am Bundesverfassungsgericht erstellt hat, worauf sie bei den Dreharbeiten achten sollten. Aber PROVIEH vermittelt dem Fernsehteam auch Kontakte zu Bauern, die ihre Hühner besonders vorbildlich halten. Die Medien sollen differenziert berichten, darauf legt PROVIEH großen Wert. Im fertigen Sendebeitrag konnten sich die Fernsehzuschauer davon überzeugen.


Sachverstand gefragt

Jeder Medienbericht, in dem der Einsatz von PROVIEH für das Wohlergehen der Nutztiere erwähnt wird, macht den Verein bekannter und seine Arbeit wirksamer. Das ist willkommen. Doch oft genug steht für die Journalisten die Fachrecherche im Vordergrund und damit die Aufklärung über allgemeine Missstände. Dann bleibt PROVIEH vornehmlich im Hintergrund und lässt seine oft mühsam gesammelten Fakten für mehr Nutztierschutz arbeiten. So wurden die Redaktionen von Wissensmagazinen wie "X:ENIUS" (Arte), "Plantetopia" (SAT1) oder "Quarks & Co." (WDR) genauso kompetent beraten wie viele Autoren von Einzelreportagen im öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehen oder in den Printmedien. Die mediale Aufklärung wirkt: Immer mehr Menschen fordern einen Richtungswechsel in der Agrarpolitik und in der "modernen Tierhaltung". Am 23. Februar 2012 erschienen zwei umfangreiche Berichte in der ZEIT zum Thema Schweinemast und Fleischerzeugung. PROVIEH hatte die Autoren intensiv bei der Recherche beraten und einzelne Passagen fachlich geprüft. Der Sachverstand von PROVIEH ist bei den Medien immer mehr gefragt.

Für eine sachliche Berichterstattung ist der unmittelbare Einblick in die Tierställe unerlässlich. In der Vergangenheit waren Tierschützer oft nur in der Lage, den Medien authentische Bilder über Missstände in Intensivtierställen zu liefern, wenn sie in diese illegal eindrangen.

PROVIEH geht einen anderen Weg. Der Fachverband ist seriös und genießt bei Landwirten wachsendes Vertrauen. Immer mehr Bauern arbeiten bereitwillig mit den Nutztierschützern zusammen, darunter viele konventionelle Landwirte. Sie suchen nach einem Weg aus dem zunehmenden Leistungs- und Intensivierungsdruck, der auf ihnen und ihren Tieren lastet. Viele wünschen sich, ihre Tiere verhaltensgerechter aufziehen zu können, wollen aber auf den Mehrkosten nicht alleine sitzen bleiben. Sie öffnen ihre Tierställe für uns, weil sie wissen: PROVIEH tritt nicht nur als Anwalt der Nutztiere auf, sondern auch als Fürsprecher einer artgemäßen, bäuerlichen Tierhaltung mit fairen Preisen.


Türöffner Seriosität

PROVIEH ist mit einem Fernsehteam von SAT1 vor Ort auf einem konventionellen Intensiv-Schweinemastbetrieb. Der Bauer erklärt, was er gerne anders machen würde und woran dieser Wunsch nach Veränderung scheitert. Ein Teil der Tiere lebt bereits in eingestreuten Ställen mit getrennten Fress- und Kotplätzen an der frischen Luft. Doch die Mehrzahl seiner Schweine leben in strukturlosen, düsteren und engen Buchten ohne angemessene Beschäftigungsmöglichkeiten auf perforierten Böden, wie in den meisten Betrieben üblich. Das Fernsehteam staunt, als es erfährt, dass für die Schweine aus dem "Strohstall" kein Cent mehr bezahlt wird, obwohl die Kosten und der Arbeitsaufwand deutlich höher sind.

Trotz vieler Drehstunden wird schließlich nur ein kurzer Beitrag bei "Planetopia" gesendet. Die wichtige Botschaft des Bauern aber erreichte die Zuschauer: Ein besseres Leben für Nutztiere ist machbar, wenn wir bereit sind, uns das etwas kosten zu lassen!

Brennpunkt Hühnermast: Die Medien haben die Verbreitung resistenter Keime auf Geflügelfleisch für sich als Thema entdeckt. Anlass gab ihnen eine stichprobenartige Untersuchung vom BUND, Partner von PROVIEH in vielen Kampagnen. Der Skandal ist groß genug, um passend zur Grünen Woche in Berlin die Berichte zu befeuern und beschert unserer Demonstration "Wir haben es satt!" (siehe Bericht in diesem Heft) willkommenen Zulauf. Doch die Nachricht ist nicht neu. Bereits im Herbst 2010, mehr als ein Jahr vorher, wies unser Verband die Presse auf alarmierende, wesentlich umfassendere Untersuchungsergebnisse des Bundesinstituts für Risikobewertung hin (siehe im Heft 4/2010). Die Bundesregierung reagierte auf die alarmierden Ergebnisse mit der simplen Empfehlung, sich mit einem Höchstmaß an Küchenhygiene gegen die resistenten Keime zu schützen. Das Medienecho blieb damals aus, es fehlten spektakuläre Aktionen, die die gleiche Aufmerksamkeit wie verdeckte Filme von malträtierten Puten oder publikumswirksame Probenahmen von Krankheitserregern auf belasteten Äckern erreichen.

PROVIEH arbeitet nicht verdeckt und nicht aktionistisch, wohl aber mit legalen Aktionen, die auch spektakulär sein können. Journalisten wollen Hintergrundinformationen, offene Fragen beantworten und interessante Geschichten erzählen. PROVIEH hilft ihnen dabei - fachkundig, seriös und differenziert - und mit dem Herzen stets auf Seiten der Tiere.

http://www.wdr.de/tv/vorkoster/sendungsbeitraege/2011/1121/index.jsp

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Quelle:
PROVIEH Ausgabe 01/2012, Seite 20-22
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung
e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Tel.: 0431/248 28-0, Fax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de
 
PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2012