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TIERVERSUCH/383: Tierversuche halten nicht, was sie versprechen (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 19. Mai 2008

Aktueller Fall des Bayer-Medikaments Trasylol bestätigt Tierschützer:
Tierversuche halten nicht, was sie versprechen


Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat sein Herzmedikament Trasylol nach negativen Studienergebnissen vom Markt genommen. Nach einer Studie des "New England Journal of Medicine" lag die Sterberate bei Trasylol-Patienten mehr als 50 Prozent höher als bei Herzkranken, die andere Mittel bekamen. Dabei müssen alle Medikamente aufgrund gesetzlicher Vorschriften vor der Zulassung bzw. Anwendung in der so genannten präklinischen Phase der Arzneimittelentwicklung umfangreich an Tieren geprüft werden. "Schlimm genug, dass das unfassbare Tierleid, das mit solchen Versuchen verbunden ist, von Industrie und Behörden einfach in Kauf genommen wird. Der aktuelle Fall ist aber auch ein erneuter Beleg dafür, dass in Tierversuchen erlangte Erkenntnisse keine Sicherheit für den Menschen bieten. Dies darf nicht ohne Konsequenzen bleiben", so Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes und Leiterin der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes.

Das Mittel Trasylol wurde zur Reduktion der Blutungsneigung eingesetzt. Für seine Entwicklung mussten tausende von Tieren in Versuchen ihr Leben lassen. So wurde unter anderem bei zahllosen Säugetieren künstlich ein Herzinfarkt hervorgerufen, indem die Blutzufuhr zum Herzen mittels einer Schlinge um die Herzarterie verhindert wurde. An diesem "Modell" wurde dann die Wirkung von Trasylol beobachtet.

Der Deutsche Tierschutzbund verweist auf verschiedene wissenschaftliche Studien der letzten Jahre, darunter eine, an der sich seine Akademie für Tierschutz beteiligt hatte. Diese bestätigen die Zweifel an der medizinischen Relevanz von Tierversuchen, die weiterhin in großem Maßstab durchgeführt werden. "Nachdem wir im letzten Jahr erneut einen Anstieg der Tierversuchszahlen auf über 2,5 Millionen allein in Deutschland zu verzeichnen hatten, haben Politiker aller Parteien Handlungsbedarf erkannt. Geschehen ist aber nichts. Dabei könnte eine Abkehr von der antiquierten Methode Tierversuch nicht nur den Tieren helfen, sondern auch neue und bessere Standards bei der Sicherheit von neuen Arzneimitteln ermöglichen", so Rusche.

Hierfür reichten aber keine Lippenbekenntnisse aus. Die konkreten Vorschläge des Deutschen Tierschutzbundes lägen auf dem Tisch. Zudem beginne in diesem Jahr die Überarbeitung des Tierversuchsrechts in der EU. "Daher ist die Bundesregierung gefordert sich nicht irgendwann, sondern jetzt intensiv dafür einzusetzen, dass der Tierversuch als veraltetes Standardverfahren aus Gesetzen, Vorschriften, Industrie und Universitäten verschwindet und durch die verfügbaren modernen Methoden des 21. Jahrhundert ersetzt wird", so Rusche abschließend.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 19. Mai 2008
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2008