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TIERVERSUCH/651: Bewilligungsverfahren für Zürcher Affenversuche gestoppt (AG STG)


AG STG - Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner
Medienmitteilung vom 22. Juli 2015

Bewilligungsverfahren für Zürcher Affenversuche gestoppt

3 Mitglieder der Tierversuchskommission legen gemeinsam Rekurs ein


Das Kantonale Veterinäramt hat die geplanten Affenversuche des Institut für Neuroinformatik (INI) der ETH Zürich und der Universität Zürich bewilligt. Sie folgten damit auch der Empfehlung der Tierversuchskommission. Gegen diesen Mehrheitsentscheid haben drei Mitglieder der Tierversuchskommission gemeinsam Rekurs eingelegt und somit das Bewilligungsverfahren vorläufig gestoppt.

Die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner, kurz AG STG, ist erfreut über den Rekurs der drei Tierversuchskommissions-Mitglieder.

Im Herbst 2014 gab Dr. Valerio Mante in einem Interview mit dem Tagesanzeiger bekannt, dass das INI, zum ersten Mal seit 2009, wieder Affenversuche plant. Bei den geplanten Affenversuchen handelt es sich, wie auch bei den Affenversuchen, welche 2009 durch das Bundesgericht verboten wurden, um Versuche für die Grundlagenforschung in der Hirnforschung. «Das Tier spürt davon nichts, weil das Hirn schmerzunempfindlich ist», sagte Mante damals im Interview, «und wir werden auch transparenter kommunizieren, um unseren Kritikern zu zeigen, dass wir das Wohl der Tiere sehr ernst nehmen.»

Wirklich transparent war und ist die Kommunikation jedoch keinesfalls - die geplanten Affenversuche sind keineswegs so harmlos, wie uns die Tierversuchsforschung glauben machen will. Was Mante im Interview verschwiegen hat: Den Affen werden im geplanten Versuch, durch chirurgische Eingriffe oder Medikamente, verschiedene Arten von Hirnschäden zugefügt (um damit zu versuchen, menschliche Krankheitsbilder künstlich nachzuahmen), bevor ihre Hirnleistung in verschiedenen Tests untersucht wird.

Sind drei Mitglieder der elfköpfigen Zürcher Tierversuchskommission nicht mit dem Mehrheitsbeschluss einverstanden, können sie zusammen Einspruch gegen diesen erheben. «Und das ist, was in meinem Fall passiert ist. Und das kann jetzt im Prinzip meine Forschung über Jahre hinweg blockieren.» sagte Valerio Mante gegenüber dem Deutschlandfunk.

Während sich 2006 noch die Mehrheit der Tierversuchskommissions-Mitglieder gegen die Affenversuche aussprachen und die Tierversuchskommission - als Ganzes - Rekurs gegen die Bewilligung der Affenversuche einlegte, setzen sich aktuell bloss drei von elf Kommissionsmitgliedern gegen die Affenversuche ein.

Es scheint, als ob sich die Tierversuchslobby mächtig ins Zeug gelegt hat, um zu erreichen, dass sich die Vorgänge von 2006/2009 nicht wiederholen: Neben der Publikation von Interviews und Berichten, die die aktuell geplanten Affenversuche verharmlosen, wurde auch das Auswahlverfahren zur Besetzung der Tierversuchskommission abgeändert - neuerdings darf die Leitung der Universität Zürich und der ETH Zürich Personen für die Besetzung der freien Kommissionssitze vorschlagen. Wie die «Stiftung für das Tier im Recht» auf ihrer Homepage schreibt, stellt das neue Auswahlverfahren eine grosse Gefahr für die Unabhängigkeit der Tierversuchskommission dar.

Die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner, kurz AG STG, ist erstaunt über den Entscheid der Tierversuchskommission, die geplanten Affenversuche zur Bewilligung vorzuschlagen. Wie bereits bei den Affenversuchen 2006, welche die Tierversuchskommission nicht zulassen wollte und deshalb Rekurs eingelegte, handelt es sich auch bei den geplanten Affenversuchen um Forschung ohne konkreten medizinischen Nutzen. «2006 hat die Tierversuchskommission, mit der Begründung, dass die betreffenden Versuche «die Würde der Kreatur» verletzen würden, Rekurs gegen die Affenversuche des INI eingelegt», sagt Marietta Haller, wissenschafliche Mitarbeiterin der AG STG, «auch die geplanten Affenversuche verletzen ganz klar «die Würde der Kreatur».


Die Organisation AG STG (Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner) besteht seit 1981. Sie lehnt Tierversuche aus medizinischen, aus wissenschaftlichen sowie aus ethischen Gründen ab. Die Organisation engagiert sich für einen innovativen, zukunftsorientierten und führenden Forschungsstandort Schweiz und somit für eine Wissenschaft ohne Tierversuche. Die medizinische Wissenschaft muss sich endlich wieder am Menschen orientieren und dabei die Ursachenforschung und die Vorbeugung gegen Krankheiten in den Vordergrund stellen.


Quellen:

http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Das-Hirn-spuert-keinen-Schmerz/story/31734993

http://www.deutschlandfunk.de/primatenversuche-in-der-schweiz-praktisch-verboten.740.de.html?dram:article_id=323852

Die Broschüre «Die Medizin der Zukunft - Die Möglichkeiten der tierversuchsfreien Forschung» finden Sie als PDF unter:
http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-prospekt_medizin-der-zukunft-tierversuchsfreie-forschung_de.pdf

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Quelle:
Medienmitteilung vom 22. Juli 2015
AG STG - Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner
Brisiweg 34, CH-8400 Winterthur
Telefon: 0041 (0)52 213 11 72
E-Mail: office@agstg.ch
Internet: www.agstg.ch


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2015

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