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ATOM/719: Fachbehörde wurde bei der Wahl Gorlebens übergangen (BI Lüchow-Dannenberg)


Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. - Pressemitteilung vom 3. September 2009

BI Umweltschutz: "Gorleben ist die nächste Atomruine"

Fachbehörde wurde bei der Wahl Gorlebens übergangen


"Nach Kalkar und Wackersdorf wird Gorleben die nächste Atomruine", prophezeit der Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI), Wolfgang Ehmke. Die Fehlinvestition von 1,5 Mrd. Euro hätten vor allem CDU-Politiker zu verantworten.

Von Ernst-Albrecht, der niedersächsische Ministerpräsident, über die Kohl-Regierung in den 80er Jahren, die Gutachten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt schönen ließ, um über die Negativbefunde der Tiefbohrungen hinwegzutäuschen, bis hin zu Angela Merkel, die als Umweltministerin in den 90er Jahren den Ausbau des Erkundungsbergwerks vehement vorantrieb. "Unbeeindruckt von Aktenfunden und Enthüllungen bleibt die Bundeskanzlerin in Gorleben verbohrt. Dabei kommt der Ausstieg aus Gorleben weitaus billiger als die Sanierung der havarierten Endlager in der Asse II mit geschätzten 4 Mrd. Euro und Morsleben mit geschätzten 2,5 Mrd. Euro", sagte Ehmke. Das Moratorium in Gorleben solle die Politik nutzen, um den planvollen Rückbau Gorlebens und eine alternative Endlagersuche in die Wege zu leiten.

"Gorleben ist verbrannt", dieses Resümee hatte Prof. Dr. Dieter Ortlam gestern auf einer Pressekonferenz der Bürgerinitiative in Hannover gezogen. Der Fachwissenschaftler hatte bereits in den 60er Jahren hydrogeologische Bohrungen direkt über dem Salzstock Gorleben vorgenommen, z.B. bis zu 300 Meter tief, weil man bei der Suche nach Süßwasserreservoirs dort auf Salzwasser stieß. "Der Salzstock ist verritzt, eine tiefe wasserführende Rinne liegt auf dem Salz, ohne dass tonige Sedimente den Salzstock abschirmen", erklärte Ortlam. "Das war bekannt, als 1977 der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht Gorleben als Standort für ein nukleares Entsorgungszentrum benannte. Die Fachbehörde, das Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung (NLfB), wurde gar nicht befragt." Auf Nachfrage stellte der Hydrogeologe, der bis 1997 im NLfB Leiter der Außenstelle Bremen war, klar, dass er entgegen Presseberichten - keine weitere Erkundung des Salzstocks Gorleben fordere. Allenfalls sei der Salzstock als Forschungsobjekt wegen der aktiven Salzwasser-Extrusion interessant, damit an anderer Stelle bei der Endlagersuche die Fehler von Gorleben vermieden werden.


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Quelle:
Pressemitteilung, 03.09.2009
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20, 29439 Lüchow
Tel. 05841/46 84, Fax: 05841/31 97
Internet: www.bi-luechow-dannenberg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2009