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ATOM/967: Atommüll in Morsleben gefährdet die gesamte Region (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 14. Oktober 2011

Atommüll in Morsleben gefährdet die gesamte Region

NaturFreunde fordern unverzügliche Rückholung des eingelagerten Atommülls


Berlin, 14. Oktober 2011 - Anlässlich der aktuellen Diskussion über die Zukunft des sogenannten "Atommüllendlagers Morsleben" erklärt Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands:

Die chaotischen Zustände in Morsleben zeigen wieder einmal deutlich, dass der Bevölkerung von der Atomlobby ein schier unlösbares Problem aufgeladen wurde. Die Politik versucht die Endlagerung des hochgiftigen Atommülls zu lösen, indem sie das Hunderttausende Jahre strahlende Material in völlig ungeeignete geologische Formationen wie etwa dem einstürzenden Salzstock in Morsleben einbetonieren möchte. Doch dadurch werden nur Risiken auf zukünftige Generationen verlagert. Die NaturFreunde Deutschlands fordern die unverzügliche und sichere Rückholung des in Morsleben eingelagerten Atommülls.

Die zwischenzeitlich 37.000 Kubikmeter Atommüll in Morsleben lagern in einer geologischen Formation, für die bis heute keinerlei belastbarer Langzeitsicherheitsnachweis erbracht wurde. Dabei stammt nur der kleinere Teil des radioaktiven Materials aus der ehemaligen DDR. Der größte Teil wurde nach 1989 aus westdeutschen AKW eingelagert. Morsleben wurde als willkommenes Atomlager genutzt, um von den bestehenden chaotischen Verhältnissen der westdeutschen Atomwirtschaft abzulenken.


Betonsarkophag gegen mangelnde geologische Eignung

Geradezu zynisch sind die Planungen, die mangelnde geologische Eignung des völlig maroden und einstürzenden Salzbergwerks durch die Schaffung eines "Betonsarkophages" zu ersetzen. Denn die Verantwortlichen hoffen darauf, dass dieses Betongrab einige Jahrzehnte durchhalten wird und sie so Zeit gewinnen können. Doch dieser Vorschlag ist mehr als fahrlässig: Er nimmt in Kauf, das zukünftige Generationen mit der massiven Gefahr einer Verseuchung leben und deren gesundheitliche Risiken tragen müssen.


Die NaturFreunde Deutschlands fordern:

• Die unverzügliche und sichere Rückholung von Atommüll aus dem bereits hochgradig ausgebeuteten Salzbergwerk in Morsleben. Dort wurden auf sieben Ebenen Hunderte von Kavernen, Stollen und Schächte in das Gestein getrieben und dadurch eine instabile Formation geschaffen. Bereits jetzt sind mehr als 2.000 Tonnen Deckengestein eingestürzt. Dies ist jedoch nur der Anfang.

• Die Aufgabe der Pläne für die Schaffung eines "Betonsarkophages Morsleben", da durch den großflächigen Einsatz von Beton die bestehende sicherheitsgefährdende Lage nicht verbessert werden kann.

• Die Aufgabe der Idee von Morsleben als Atommüllendlager, da die geologische Formation ungeeignet ist, atomare Abfälle über Zehntausende von Jahren sicher zu lagern.

• Die Lagerung von Atommüll in Salzgesteinen muss grundsätzlich aufgegeben werden, da nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgrund der sehr komplexen geologischen Verhältnisse im Salzgestein eine dauerhaft sichere Lagerung unmöglich ist.

• Jegliche Einlagerung von Atommüll muss rückholbar organisiert werden, um einen mindestens einigermaßen verantwortlichen Umgang mit den hochgiftigen Abfällen gegenüber zukünftiger Generationen sicherzustellen. Die bisherigen Erfahrungen mit den Lagern Morsleben und Asse lassen keine anderen Rückschlüsse zu.


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Quelle:
Presseinformation vom 14.10.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2011