Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

AMPHIBIEN/113: Die Gelbbauchunke - Lurch des Jahres 2014 (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 178 - Februar / März 2014
Die Berliner Umweltzeitung

Allen Unkenrufen zum Trotz
Die Gelbbauchunke - Lurch des Jahres 2014

von Jörg Parsiegla



Mit einer Größe von maximal nur fünf Zentimetern ist dieser Froschlurch zwar unscheinbar, aber durchaus schlagkräftig. Wer ihm zu nah kommt, den verschreckt er zunächst durch die blitzschnelle Präsentation seiner grellgelben Unterseite, er schlägt dabei quasi eine Brücke (Unkenreflex). Wer sich jetzt nicht abwendet, bekommt eine Portion Schnupfensekret übergeholfen. Sein Gift reizt die Schleimhaut und kann auch beim Menschen eine schnupfenähnliche Reaktion auslösen.

Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat die Gelbbauchunke zum Lurch des Jahres 2014 ernannt. Fachlich unterstützt wird die alljährliche Wahl von NABU und BUND sowie von österreichischen und schweizerischen Kooperationspartnern. Mit der Wahl der seltenen Gelbbauchunke rückt die DGHT eine bedrohte und durch Aussehen und Verhalten ungewöhnliche Amphibienart in den Blickpunkt. In Deutschland kommt der Froschlurch nur in den Mittelgebirgslagen Mittel- und Süddeutschlands, aber auch in der Oberrheinebene vor. Dennoch hat er auch hier seine natürlichen Lebensräume - flache sonnenexponierte Kleingewässer im waldnahen Offenland - weitgehend verloren und weicht deshalb auf Ersatzbiotope wie Traktorspuren, Pfützen und kleine Wassergräben aus. Die sind meist vegetationslos und somit frei von konkurrierenden Arten und Fressfeinden. Auch Steinbrüche, Bau- und Kiesgruben sowie Truppenübungsplätze dienen der Unke als Ersatzlebensraum. Wichtig ist jedenfalls eine enge Bindung an den Lebensraum Wasser, denn ursprünglich war die Art ein typischer Bewohner der Bach- und Flussauen. Die hier vorhandenen Kleingewässer erwärmen sich schnell und gewährleisten somit die schnelle Entwicklung des Laichs und der Larven.

Bombina variegata ist "streng geschützt" gemäß Bundesnaturschutzgesetz. Solche Arten dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Außerdem ist es verboten, sie durch Aufsuchen ihrer Lebensstätten zu beunruhigen. Europaweit - sie kommt auch in Teilen Frankreichs, in Italien (Apennin-Gelbbauchunke) und in den Balkanländern vor - genießt die Gelbbauchunke Schutz entsprechend der FFH-Richtlinie.

Über das äußere Erscheinungsbild "menschelt" die DGHT: "Die Gelbbauchunke besitzt zwei ganz unterschiedliche Seiten: Von oben erscheint sie durch die dezent graubraune bis lehmgelbe Rückenfärbung als graue Maus, von unten ist sie durch ihren individuell gelb-schwarz gemusterten Bauch unser auffallendster Froschlurch, der mit seinen herzförmigen Pupillen auch sofort sympathisch wirkt." Na bitte!



Weitere Informationen:
www.dght.de

*

Quelle:
DER RABE RALF - 25. Jahrgang, Nr. 178 - Februar/März 2014, Seite 13
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2014