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AMPHIBIEN/128: Dramatischer Rückgang von Amphibien in einem afrikanischen Biodiversitätshotspot (idw)


Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, 06.05.2016

Dramatischer Rückgang von Amphibien in einem afrikanischen Biodiversitätshotspot


Zerstörung der Lebensräume, Umweltverschmutzung und Krankheiten: Amphibien gelten als die am stärksten vom Artensterben bedrohte Tiergruppe der Welt. Besonders dramatische Rückgänge wurden in den letzten Jahrzehnten in Mittel- und Südamerika und im Nordosten Australiens registriert, wofür besonders der Chytrid-Pilz mitverantwortlich war. Obwohl manche Forscher annehmen, dass dieser Pilz aus Afrika stammt, wurde bislang von dort kein großflächiger Rückgang der Amphibienbestände gemeldet. Forscher des Museums für Naturkunde Berlin berichten nun erstmalig von einem dramatischen Rückgang von Amphibien aus einem der artenreichsten Lebensräume Afrikas, den Vulkanbergen im Westen Kameruns.

Die Vulkanberge im westlichen Kamerun gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde. Viele Arten, auch viele Amphibien, leben nur hier und sind oftmals auf wenige Quadratkilometer der Bergwälder oder Montansavannen einzelner Berggipfel beschränkt. Mit über 100, teilweise noch wissenschaftlich unbeschriebenen Froscharten, ist der Mount Manengouba besonders vielfältig. Auf ihm untersuchen Mareike Hirschfeld und Mark-Oliver Rödel vom Museum für Naturkunde in Berlin seit 2004 die Amphibienfauna. Im Wissenschaftsjournal PLoS ONE berichten sie nun von einem dramatischen Einbruch der Amphibienbestände. Da die Berliner Forscher und ihre Kollegen aus Kamerun, den USA und England regelmäßig die Amphibienbestände an diesem Berg und am Mount Oku verfolgten, konnten sie den Zeitpunkt des Amphibienschwundes exakt bestimmen.

Mareike Hirschfeld berichtet: "Ab dem Jahr 2011 waren einige Froscharten am Manengouba plötzlich extrem selten, andere konnte ich überhaupt nicht mehr finden." Mark-Oliver Rödel, Leiter der Abteilung Diversitätsdynamik am Naturkundemuseum, ergänzt "und dies, obwohl manche dieser Arten in früheren Jahren, sogar in gestörten Lebensräume, extrem häufig anzutreffen waren". Anhand der Analyse von Hautabstrichen der im Freiland gefundenen und von früher gesammelten, in Naturkundemuseen deponierten Fröschen, konnten die Forscher belegen, dass der Rückgang vieler Arten mit dem erstmaligen Auftreten des Chytridpilzes Hand in Hand ging. Das Muster der Rückgänge, es waren eher Arten der kälteren Höhenlagen als solche aus tiefer liegenden Regionen - die z.B. in der Nähe von Feldern mit Chemikalieneinsatz liegen - betroffen, legte nahe, dass mit dem Pilz der wahre Froschkiller identifiziert wurde und andere Bedrohungsfaktoren (Verlust von Wäldern, Einsatz von Chemikalien) hier weniger ausschlaggebend waren. Der Pilz bevorzugt kalte und feuchte Umweltbedingungen.

Interessanterweise waren aber nicht alle Froscharten gleichermaßen betroffen. Während einige Arten nun sehr selten wurden oder gar verschwunden sind, blieben andere mehr oder weniger gleich häufig, wenige wurden sogar häufiger. Die Forscher vermuten, dass die Überlebenden von artspezifisch unterschiedlichen, von den Fröschen produzierten Substanzen auf der Haut geschützt waren, wie dies auch von einigen anderen Arten schon bekannt ist. Um das Überleben der Verlierer langfristig zu gewährleisten, fordern die Forscher den konsequenten Schutz der wenigen, verbliebenen natürlichen Lebensräume auf den Kamerunbergen und regen an, die besonders gefährdeten und seltenen Arten zunächst über Zuchten in Gefangenschaft zu erhalten, um sie evtl. später wieder in ihren ursprünglichen Lebensräumen ansiedeln zu können.


Link:
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0155129

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news650898

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1323

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und
Biodiversitätsforschung, Dr. Gesine Steiner, 06.05.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2016

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