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FORSCHUNG/204: Fangvorrichtung für migrierende Fledermäuse (idw)


Forschungsverbund Berlin e.V. - 18.08.2014

In Lettland wird die weltweit erste Fangvorrichtung für migrierende Fledermäuse eröffnet



Am 19. August 2014 wird auf der ornithologischen Feldstation in Pape, Lettland, die weltweit erste Fledermaus-Fangreuse eröffnet. Damit wird ein ehrgeiziges internationales Fledermausforschungsprojekt gestartet, das Antworten auf viele bisher ungeklärte Fragen bezüglich der Flugrouten, der Überwinterungsgebiete und der Physiologie dieser ökologisch wertvollen Säugetiere liefern soll.

Die Reuse wurde von lettischen und deutschen Biologen speziell zum Fangen von migrierenden Fledermäusen angefertigt. Das Forschungsprojekt wird vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin (IZW) und dem Institut für Biologie der Universität Lettland wissenschaftlich umgesetzt.

Auf einer freien Fläche ein riesiges, an hohe Stangen gespanntes Netz; im Hintergrund Wald - Foto: © IZW/Oliver Lindecke

Fangvorrichtung für Fledermäuse
Foto: © IZW/Oliver Lindecke

"Dank der Beringung von Vögeln wissen Ornithologen bereits sehr viel über die Migration der Vögel. Die Forschung der Fledermäuse steckt jedoch immer noch in den Kinderschuhen. Das liegt zum Teil daran, dass es weltweit nur wenige Orte gibt, an denen es möglich ist, Fledermäuse in ausreichender Zahl während der Migration zu beobachten und zu fangen. Das Naturschutzgebiet um Pape ist in dieser Hinsicht einzigartig, da sich hier die Tiere auf Grund eines "Flaschenhals-Effekts" konzentrieren. In Pape wird der Migrationsweg gen Süden durch die Verengung zwischen der Ostsee und dem See Pape auf natürliche Weise eingeengt. In ganz Europa gibt es deshalb keinen anderen Ort, an dem man so viele wandernde Fledermäuse beobachten kann", sagt der erfahrene Fledermausforscher Gunars Petersons, assoziierter Professor an der Lettischen Universität für Landwirtschaft.

Biologen schätzen, dass die neue 15 Meter hohe Reuse es ermöglichen wird, in einer Nacht bis zu 1.000 Fledermäuse zu fangen. Da die Forscher genau wissen möchten, wohin die Tiere fliegen, wollen sie möglichst viele Tiere beringen. Alle Tiere werden unmittelbar danach wieder frei gelassen. Fledermausberingungen, die in Pape in den Achtziger und Neunziger Jahren durchgeführt wurden, erbrachten zum Beispiel die Erkenntnis, dass Fledermäuse Distanzen von mehr als 1.900 km zwischen ihrem Sommer- und Überwinterungsgebiet zurücklegen können. Rauhautfledermäuse, die in Pape beringt wurden, konnten zum Beispiel in Südfrankreich und den Beneluxstaaten wiedergefunden werden.

Die Reuse wird in den nächsten fünf Jahren den Wissenschaftlern dabei helfen, weitere offene Fragen über das Leben der Fledermäuse zu beantworten. Es ist beispielsweise nicht bekannt, ob migrierende Fledermäuse spezielle Migrationskorridore benutzen und welche Sommerhabitate mit welchen Überwinterungsgebieten verbunden sind. Diese Information könnte dem Schutz der Fledermäuse zu Gute kommen, denn auf ihren Zugstrecken und in ihren Überwinterungsgebieten werden immer mehr Windkraftanlagen aufgestellt, die eine tödliche Falle vor allem für ziehende Fledermäuse darstellen. Allein an deutschen Windkraftanlagen sterben schätzungsweise an die 300.000 Fledermäuse pro Jahr, sofern der Betrieb dieser Anlagen nicht während Hauptaktivitätszeiten der Fledermäuse während des Herbstzuges eingestellt wird. Neben diesen praktischen Fragen des Naturschutzes sollen auch grundlegende Aspekte der Biologie von Zugfledermäusen untersucht werden.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.izw-berlin.de

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news599900
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution245

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Forschungsverbund Berlin e.V., Karl-Heinz Karisch, 18.08.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2014