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GEFAHR/145: Toter Uhu an ungenügend gesichertem Strommast (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 5. Februar 2016

Toter Uhu an ungenügend gesichertem Strommast

Wenn Netzbetreiber nicht umgehend nachbessern, sind weitere tote Großvögel nur eine Frage der Zeit


Hilpoltstein, 05.02.2016 - Nach dem Fund eines toten Uhus im nördlichen Landkreis Ansbach fordert der LBV umgehende Schutzmaßnahmen der Netzbetreiber an Mittelspannungsmasten mit falscher Sicherung. Solange mehrere tausend ungenügend gesicherte Masten nicht nachgebessert werden, befürchten die Naturschützer zahlreiche weitere tote Großvögel wie Uhu oder Weißstorch. Dabei müssen die Nachbesserungen durch die Netzbetreiber zusätzlich zur ohnehin überfälligen Sicherung von über 25.000 noch völlig ungesicherten Masten erfolgen, da sie sich nicht an eine gesetzliche Frist gehalten hatten.

Nachdem erneut ein Uhu an einem falsch gesicherten Mittelspannungsmast getötet wurde - diesmal im Landkreis Ansbach - ist der Handlungsbedarf aus Sicht der Naturschützer größer denn je. "An Masten mit falschen Sicherungsmaßnahmen können Uhus, Störche und Rotmilane trotzdem jederzeit einen tödlichen Kurzschluss zwischen Leitung und Mast herstellen", sagt die LBV-Expertin für Strommastsicherung Oda Wieding. Allein 2015 zählte der LBV vier auf die gleiche Weise verendete Uhus sowie mindestens sieben Weißstörche. "Dabei liegt die Dunkelziffer weitaus höher, da die verendeten Vögel meist unbemerkt von der Natur beseitigt werden", erklärt Wieding weiter.

Die Naturschützer des LBV fordern deshalb die Netzbetreiber auf, alle ungenügend gesicherten Strommasten so schnell wie möglich dem seit 2011 gesetzlich geltenden technischen Standard anzupassen. "Einen Bestandsschutz kann es für diese untauglichen Maßnahmen nicht geben, da hier auch das Tötungsverbot des Paragraphen 44 im Bundesnaturschutzgesetz greift", so Oda Wieding. "Jeder stromtote Vogel ist ein Todesfall zu viel", beklagt die Biologin.

"Hinzu kommt, dass wir in Bayern aktuell immer noch über 25.000 völlig ungesicherte gefährliche Strommasten haben", warnt Wieding. Nach der gesetzlichen Vorschrift hätten eigentlich alle als gefährlich einzustufenden Mittelspannungsmasten bis 2012 gesichert sein müssen. Dies wurde jedoch nur auf zwei Dritteln der Landesfläche durchgeführt. Da im Freistaat mit über 170.000 Masten im Vergleich zu anderen Bundesländern weitaus mehr gefährliche Masten zu sichern waren, stimmte der LBV notgedrungen Kompromissen und nun auslaufenden Nachfristen zu.

Da auch hierfür noch viel Zeit einzuplanen ist, befürchten die Naturschützer, dass nicht nur die Nachfrist nicht eingehalten wird, sondern auch die Nachbesserungen an den vielen Masten mit ungenügenden Sicherungen nur zögerlich von den Netzbetreibern in Angriff genommen und deshalb bald weitere Vögel sterben werden.

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Quelle:
Presseinformation, 05.02.2016
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2016

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