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INSEKTEN/151: Wie erobern sich invasive Insekten neue Lebensräume? (aid)


aid - PresseInfo Nr. 16/09 vom 15. April 2009

Chemische Ökologie

Wie erobern sich invasive Insekten neue Lebensräume?


(aid) - Insekten, die neue Lebensräume (Habitate) besiedeln, müssen sich meist an ihre neue Umgebung anpassen. So kann eine Adaption hinsichtlich der Temperatur, Luftfeuchte oder Tageslänge erforderlich sein. Das Insekt kann jedoch auch auf neue Wirtspflanzen, Mikroorganismen oder Pflanzeninhaltsstoffe treffen. Ein Paradebeispiel für die Eroberung neuer Lebensräume und Wirtspflanzen ist der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata). Seine ursprüngliche Nahrungspflanze in seiner Heimat Colorado, USA. war die Büffelklette (Solanum rostratum). Durch das Vordringen weißer Siedler stieß er eher zufällig auf eine neue Nahrungsquelle, die Kartoffel.

Bei der Entomologentagung in Göttingen berichtete Professor Stefan Schütz vom Büsgen-Institut der Universität Göttingen, dass der Kartoffelkäfer außerordentlich stark auf flüchtige Substanzen seiner Wirtspflanzen reagiere und diese deutlich von Nicht-Wirtspflanzen unterscheiden könne. Die Kartoffelkäfer-Populationen in Deutschland beschränkten sich größtenteils noch auf die Kartoffel, während in den USA eine Ausweitung des Wirtspflanzenspektrums auf Tomaten und in Italien auf Auberginen stattgefunden habe.

Nachdem chemische Analysen von Kartoffeln und Tomaten keinerlei Hinweise für den Wirtspflanzenwechsel ergaben, führte Schütz mit seiner Arbeitsgruppe Elektroantennogramm-Untersuchungen durch. Mit dieser Methode kann festgestellt werden, welche Duftstoffe von den Insekten wahrgenommen werden können. Hier zeigte sich eine größere Ähnlichkeit in den wahrnehmbaren Duftmustern zwischen Kartoffel und Tomate und darüber hinaus, dass einige genetisch modifizierte Kartoffeln in ihren Duftmustern zwischen denen von Tomate und Kartoffel liegen. Die Ergebnisse lassen Schütz vermuten, dass gentechnisch veränderte Kartoffeln eine "Brückenfunktion" beim Wirtspflanzenwechsel haben könnten.

aid, Dr. Ute Zöllner


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Quelle:
aid PresseInfo Nr. 16/09 vom 15. April 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2009