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MELDUNG/085: NABU begrüßt Einwanderung eines Wolfsrüden nach Schleswig-Holstein (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 30. Juli 2012

Wölfischer Pionier

NABU begrüßt die Einwanderung eines Wolfsrüden nach Schleswig-Holstein



Neumünster, 30. Juli 2012: Durch genetische Untersuchungen konnte vor kurzem in Schleswig Holstein im Kreis Segeberg die Anwesenheit eines Wolfsrüden bestätigt werden. Damit trägt nach 2007 das nördlichste Bundesland wieder einen Punkt auf der deutschlandweiten Wolfsverbreitungskarte. In den zurück liegenden 12 Monaten konnten neun Bundesländer Wölfe vermelden.

Der NABU geht davon aus, dass es sich um einen so genannten Wanderwolf handelt. Das sind jüngere Wölfe, die auf der Suche nach einem eigenen Territorium teilweise sehr weite Wanderungen unternehmen. Ein Wolf war 2009 von der Lausitz über 1.500 km Richtung Weißrussland gewandert. Markus Bathen, NABU Wolfsexperte: "Das Wölfe ebenfalls Richtung Westen wandern, war uns bekannt. Wichtig ist nun, dass sich dieser Wolf niederlässt und dass ihm ein Weibchen folgen wird." Erst in den letzten Tagen wurde in Niedersachsen die Entstehung des ersten Wolfsrudels in den alten Bundesländern bekannt.

Ingo Ludwichowski, Geschäftsführer des NABU Schleswig-Holstein: "Wir freuen uns über den Rückkehrer und hoffen, dass er nicht wie sein Vorgänger 2007 auf der Straße zu Tode kommt. Trotz der Straßen finden sich auch in Schleswig-Holstein Lebensräume für Wölfe."

Eine Gefahr für den Menschen geht vom Wolf nicht aus. In der brandenburgisch-sächsischen Lausitz leben elf Wolfsrudel in einem Gebiet, dass von über 200.000 Menschen bewohnt wird. "Seit der Rückkehr des Wolfes im Jahr 2000 gab es keine Situation, bei der sich ein Wolf aggressiv einem Menschen genähert hat", so Ludwichowski. Er fordert die Jägerschaft auf, landesweit wegen der Gefahr der Verwechslung auf den Abschuss von streunenden Hunden zu verzichten. Mehrfach sind Wölfe von Jägern getötet worden. Er erinnert zudem daran, dass die Sichtung eines Wolfes selbst erfahrenen Experten kaum einmal gelingt. Naturbegeisterte sollten daher eigene Beobachtungen selbstkritisch prüfen, bevor vermeintliche Wolfssichtungen gemeldet werden.

Der NABU begleitet die Rückkehr des Wolfes seit acht Jahren mit einem Projekt aus Information und Forschung. Es gilt die erfolgreiche Nachbarschaft von Mensch und Wolf zu vermitteln. So setzt der NABU Fotofallen ein, um Tiere nachzuweisen. Im Mittelpunkt stehen dabei die unmittelbar Betroffenen, wie beispielswiese Schafhalter und Jäger. Seit 2010 sorgt in Schleswig-Holstein auf Initiative des NABU ein "Wolfsfond" dafür, dass auch ggf. auftretende Schäden von über 7.500 Euro ausgeglichen werden können. Bis zu dieser Höhe greift die staatliche Entschädigung. NABU, Freundeskreis freilebender Wölfe, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Klara Samariter-Stiftung, WWF und der Wildpark Eekholt tragen dann ihrerseits in nachgewiesenen Fällen finanziell zum Ausgleich bei. Allerdings sind Schäden in dieser Höhe bislang unbekannt, erschweren aber ohne geregelte Ansprüche das notwendige Mitwirken von Tierhaltern.

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Quelle:
Presseinformation, 30.07.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2012