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MELDUNG/309: Biber können in Weidezäunen umkommen (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 22. September 2015

Biber können in Weidezäunen umkommen

Der NABU Thüringen mahnt zum achtsamen Umgang mit dem Biber


Der NABU Thüringen mahnt zum achtsamen Umgang mit dem Biber. Ein jüngstes Beispiel aus dem Wartburgkreis zeigt, Biber können sich in Weidenetzen verfangen. Die Naturschützer raten Zäune an Gewässern nicht über Biberwechsel aufzustellen, flexible Elektrozäune mit mehreren Litzen zu verwenden und regelmäßige Zaunkontrollen durchzuführen.


Verendeter Biber in einem Weidezaun - Foto: © Andreas Boldt / FaunAlpin

Foto: © Andreas Boldt / FaunAlpin

Jena - Der Biber fühlt sich in Thüringen wohl. An über zehn Gewässern leben im Freistaat mittlerweile wieder Europäische Biber. "Der scheue Nager breitet sich langsam aber stetig bei uns aus und fühlt sich sichtlich wohl. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Biber nach wie vor unseren Schutz benötigt", sagt Marcus Orlamünder, zuständig für das Bibermanagement beim NABU Thüringen. Als heimische Tierart waren Biber in Deutschland und Thüringen einst flächendeckend verbreitet. Durch intensive Bejagung und Nachstellung, vor allem wegen seines Fells und dem begehrten Bibergeil, welches als Heilmittel Verwendung fand, wurde er vom Menschen fast komplett ausgerottet.

Heutzutage können menschliche Aktivitäten am Gewässer dem Biber schaden, was oftmals unbeabsichtigt geschieht. "Ein Beispiel sind Weidenetze zum Herdenschutz, die man in Gewässernähe aufstellt. Die Tiere können sich darin ausweglos verfangen und kommen langsam und qualvoll zu Tode. Aus dem Wartburgkreis wurde uns jüngst ein solcher Vorfall gemeldet", berichtet Marcus Orlamünder. Deshalb empfiehlt der NABU Thüringen bei Anwesenheit von Bibern die Zäunungen entsprechend anzupassen. "Vor allem darf man die Zäune nicht über Biberwechseln aufstellen", so Orlamünder. Biberwechsel sind vegetationsfrei Pfade, die ähnlich wie Wildwechsel aussehen und meist vom Gewässerufer zu einer Nahrungsquelle führen.

Marcus Orlamünder fordert dazu auf, solche Netze nur einsetzten wenn eine tägliche Kontrolle möglich ist und diese nach Beendigung des Weidegangs bitte sofort wegzuräumen.

Besser als Weidenetze sind flexible Elektrozäune mit mehreren Litzen oder Bändern aus Kunststoff. Auch diese sind schnell auf- und abgebaut und können dem Gelände angepasst werden. Je nach Nutztierart werden unterschiedlich viele Litzen gespannt. Die Gefahr des Hängenbleibens ist hier für den Biber stark minimiert und auch Kleintiere wie Igel oder Hasen können den Zaun unbeschadet passieren.

Europäische Biber gehören seit Millionen von Jahren in die Auen unserer Flüsse und vollbringen dort großartige Leistungen. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten profitieren enorm von den Aktivitäten des Bibers, darunter Amphibien wie der Laubfrosch, der Eisvogel, der Schwarzstorch, die Bachforelle sowie viele Libellenarten. Biber schaffen Strukturen und Lebensräume, die den anderen Arten zugutekommen.

Um die Akzeptanz für den Biber zu steigern und Konflikte zu minimieren, ist Aufklärung notwendig. Bei weitergehenden Fragen oder Beratungsbedarf im Hinblick auf den Biber kann der NABU Thüringen kontaktiert werden. Hinweise zu Biberspuren und -sichtungen nehmen die Unteren Naturschutzbehörden und der NABU Thüringen gern entgegen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 22.09.2015
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2015

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